Land aus Feuer und Wasser
verstanden, alles, was ihm mitnehmenswert erschien, unbemerkt zusammenzutragen und in das Flugzeug zu schaffen.
Je länger James Garrison sich mit den einzelnen Stücken beschäftigte, desto mehr kam er zu der Überzeugung, daß die deutschen Wissenschaftler hier eine glänzende Idee gehabt hatten. Wie einfach hörte sich das Verfahren an, einem Vulkan einfach bergmännisch zu Leibe zu gehen, und welche großartigen Aussichten eröffnete es demjenigen, der das Unternehmen wagte. Von Schätzen der Tiefe hatte Dr. Wille, dieser tüchtige Gelehrte, zu ihm gesprochen, die von den vulkanischen Kräften gehoben und in greifbare Nähe gebracht würden. Wie einfach und überzeugend klang das. Mr. Garrison geriet schließlich sogar ins Wundern darüber, daß man nicht schon längst in den Staaten auf diesen so naheliegenden Gedanken gekommen war, und sein Entschluß festigte sich, die Mittel des CarnegieInstitutes für die Einführung des Verfahrens in seiner Heimat einzusetzen …
Aber das Verfahren war nicht ungefährlich. Würde es nicht besser sein, erst noch möglichst viel von den Eggerthleuten zu lernen, bevor man daran ging, es selber anzuwenden? Zahllose Einzelfragen gingen ihm durch den Kopf, während er die Angelegenheit weiter durchdachte. Mit welchem Sprengstoffen und mit welcher Ladungen arbeiteten diese Leute? Wie schützten sie sich davor, den Lavaschlauch anzustechen, während sie in seiner nächsten Nähe arbeiteten? Bis zu welchen Tiefen mußte man den vulkanischen Kräften entgegengehen? Das zu wissen, war doch notwendig, wenn man bei den eignen Arbeiten nicht böse Überraschungen erleben wollte. Und wieder kam jenes ›Aber‹, um das seine Gedanken nun schon seit vielen Minuten kreisten … Um das zu erfahren, würde er noch einmal auf die Insel zurückkehren müssen, die er eben fast fluchtartig verlassen hatte. Ihm war nicht wohl, als er diese Notwendigkeit ins Auge faßte. Die Möglichkeit, daß er dabei mitten in eine Ausbruchskatastrophe hineingeraten könne, erschreckte ihn.
Man müßte einen sicheren Zufluchtsort haben, wenn es wirklich zu einer Katastrophe käme, überlegte er weiter, und fast zwangsläufig kamen ihm dabei Captain Dryden und die Berenice in den Sinn. Wenn dies Schiff in nächster Nähe der Insel vor Anker ging, dann hatte er den Zufluchtsort, den er brauchte. In diesem Sinne beschloß er zu handeln und ließ einen Funkspruch mit neuen Anweisungen an den Captain abgehen.
7
Die Uhr des Verwaltungsgebäudes kündete die zehnte Abendstunde. Ihre Schläge klangen auch bis in den Raum, in dem vor noch nicht allzulanger Zeit James Garrison gespeist hatte. Doch dieser schwebte nun schon irgendwo in weiter Ferne über dem endlosen Weltmeer, und auf seinem Stuhl saß jetzt Hein Eggerth, der es bis zum Abflug Garrisons vorgezogen hatte, unsichtbar zu bleiben. Der Platz Willes war leer.
Professor Eggerth war dabei, mit seinem Sohn und Georg Berkoff die Dispositionen für die nächsten Arbeiten zu besprechen.
»Notiere es dir, Hein«, sagte er eben, »sobald wir eine Kolonne aus dem Stollen herausnehmen können, wollen wir den Zement aus ›St 19‹ und ›St 20‹ ausladen und zu der Mischmaschine hinschaffen lassen.«
»Wann wird das sein können?« fragte sein Sohn.
»Es wird von der nächsten Meldung Dr. Willes abhängen, Hein. Er ist noch einmal in den Stollen eingefahren, um neue Ortsbestimmungen zu machen. Ich erwarte ihn jeden Augenblick zurück. Es ist nicht ausgeschlossen, daß wir schon in dieser Nacht damit beginnen können. Ich verlasse mich auf dich und auch auf Sie, Herr Berkoff, daß die Betonierungsarbeiten präzise klappen.«
Georg Berkoff wollte dazu etwas sagen, als Dr. Wille zurückkam.
»Nun, wie steht’s, Herr Doktor?« fragte Professor Eggerth. Wille war etwas außer Atem und offensichtlich erregt.
»Es war gut, daß ich die Ortsbestimmungen noch einmal genau kontrolliert habe«, begann er, »wir sind schon bis auf 12 Meter an den Lavaschlauch heran. Eben haben wir noch eine gewöhnliche Sprengung vor Ort gemacht. Sie wird noch einmal 4 Meter Gestein wegnehmen. Dann heißt es, die Bohrungen für die große Schlußsprengung herzustellen und dann wären wir soweit, meine Herren.«
»Wie steht es mit dem Stollen zur Seeseite?« wollte Professor Eggerth noch wissen.
»Dieselbe Sache wie auf der Bergseite, Herr Professor«, berichtete Dr. Wille weiter. »Auch dort kann noch heute nacht die Ladung für die letzte Sprengung gesetzt werden, die dem Meer den Weg
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