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Land aus Feuer und Wasser

Land aus Feuer und Wasser

Titel: Land aus Feuer und Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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den sie irgendwo draußen im Nebel verirrt und verloren wähnten, an einem Tisch; eine Reihe von Tellern mit allerlei Eßbarem stand vor ihm. In der Hand hielt er ein volles Glas Bier, das er wohl gerade zum Munde führen wollte, als der Ausruf Garrisons ihn störte.
    »O’Brien! Mann! Wie kommen Sie hierher?« O’Brien gewann seine irische Ruhe wieder, als er Garrison sah und dessen Stimme hörte. Erst nachdem er einen kräftigen Schluck genommen hatte, bequemte er sich zu einer Antwort.
    »Auf meinen beiden Füßen, Sir. Stand beim Funkmast, besah mir da den elektrischen Kram, kann sein, daß ich mit den Fingern ‘rangekommen bin. Auf einmal fing’s da an zu klappern, und im nächsten Moment ging der Krach los. Als ich den Nebel aufkommen sah, rannte ich, was ich konnte, auf das Haus los; bin gerade noch zur rechten Zeit ‘reingekommen; beschloß, hier abzuwarten …«
    »Mann, O’Brien! …« Garrison schüttelte den Kopf. »Bei so einem Erdbeben gehen Sie in ein Haus? Sie haben Glück gehabt, daß es Ihnen nicht über dem Kopf zusammengefallen ist.« Der Ire lachte. »Ah bah, Sir! Ich bin gleich in den Keller gekrochen; der ist solide gebaut, der fällt so leicht nicht ein, und was Vernünftiges zum Essen und zum Trinken habe ich hier auch entdeckt.«
    »Was zum Trinken«, unterbrach ihn Jeffris. »Ich habe einen Mordsdurst, O’Brien.«
    Der Ire schenkte sein Glas aus einer angebrochenen Bierflasche wieder voll und hielt es ihm hin. Jeffris leerte es auf einen Zug. »Das tat gut«, sagte er nach einem tiefem Atemzug, »aber … ist zwar sonst nicht mein Geschmack, frisches Wasser wäre mir jetzt beinahe noch lieber.«
    O’Brien schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Jeffris; damit kann ich nicht dienen. Der Leitungshahn gibt kein Wasser. Müssen uns vorläufig mit Bier helfen. Ist ja genug davon vorhanden.« Er stand auf und öffnete die Tür zu einem Nebenraum, und durch einen Blick konnte sich Jeffris überzeugen, daß sie hier wirklich auf die Speisekammer gestoßen waren. Auch Garrison sah es, und eine Sorge fiel von ihm ab. Man würde in einem erträglichen Zufluchtsort in Ruhe abwarten können, bis die schwere Nebelbank sich wieder aufgelöst hätte.
    Garrison ging zu dem Lichtschalter an der Tür und betätigte ihn. Die Deckenlampe blieb dunkel.
    O’Brien sah es und nickte. »Die elektrische Leitung ist auch zerrissen, Sir. Werden im Dunkeln kampieren müssen.«
    Dreißig Minuten verstreichen schnell, wenn man sich aus zusammengesuchten Decken und Säcken ein Nachtlager herrichten und außerdem noch zu Abend essen soll. Dämmerung brach bereits herein, als sie sich zum Essen niedersetzten. Im Dunkeln mußten sie die letzten Bissen zu sich nehmen, und im Dunkeln tasteten sie sich danach zu ihren Ruhestätten hin.
    Wie Wattenland zur Ebbezeit sah Captain Dryden den Seeboden um sein Schiff herum noch trocken werden, bevor der schwere milchige Nebel kam. So konnte der Captain nichts mehr von dem beobachten, was weiter geschah, und spürte nichts von den unterirdischen Kräften, die den Seeboden und mit ihm auch die Berenice um mehr als hundert Meter in die Höhe wuchteten.
    Ein anderes Bild aber boten die Dinge von ›St 25‹ aus, das in klarem Sonnenschein in Stratosphärenhöhe über der Insel schwebte. Viel deutlicher war von hier zu erschauen, wie der neue Vulkan an der Südspitze der Insel seinen Schlund auftat und unendliche Lavamassen in die See strömen ließ, während der Ozean von dem Nordoststrand plötzlich zurückzuweichen begann. Durch die Fenster des Kommandoraumes sahen Professor Eggerth, Wille und Schmidt, wie die Berenice auf dem Trockenen lag und sich leicht überneigte.
    »Ich fürchte, sie wird kentern«, sagte Dr. Wille gerade, als der Nebel herankam und das Schiff ihren Blicken entzog. Stunden hindurch brodelten von der Südspitze der Insel her, wo der Lavastrom mit der See zusammentraf, unaufhörlich neue Dampfmassen empor, bis der Weg zum Wasser für den feurigen Fluß zu weit wurde. Der Augenblick kam, in dem die Lava den Ozean nicht mehr erreichte, sondern schon vorher erstarrte. Da hörte das Wachstum der Nebelbank auf. Wie eine schimmernde schneeige Halbkugel lag sie im Licht der Tropensonne auf dem Azurschild des Ozeans, doch nur für eine kurze Weile blieb das Bild unverändert.
    Dann begann das Blau der See sich an den Rändern des weißen Gebildes zu verfärben, verwandelte sich in tiefes Smaragdgrün, ging schließlich in helles Gelb über. Neues Land kam auf, wo vor

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