Land aus Feuer und Wasser
kurzem noch die See wogte. Immer größer wurde die Fläche, die, gehoben von dem Druck des quellenden Magmas, aus der Tiefe auftauchte.
Schweigend verfolgten die drei Männer im Kommandoraum von ›St 25‹ das wunderbare Schauspiel, während die Stunden verrannen. Schon stand die Sonne tief im Westen, als die Bewegung langsamer wurde, als das Blau des Ozeans anfing, sich gegen das vordringende Gelb zu behaupten. Da griff Professor Eggerth zum Theodoliten, visierte, maß Winkel und begann zu rechnen. Dann sagte er:
»Meine Herren! Das Ergebnis unseres Experimentes hat unsere Erwartungen noch übertroffen. Das Areal unserer Insel hat sich vertausendfacht.«
»Vertausendfacht? Undenkbar, Herr Professor!« rief Dr.
Schmidt, während Wille zweifelnd den Kopf schüttelte. »Meinetwegen undenkbar, aber trotzdem Tatsache, Herr Doktor.« Professor Eggerth deutete auf einige Zahlen seiner Rechnung. »Sehen Sie hier! Die Insel war vorher etwa 10 Kilometer lang und am Nordstrand 3 Kilometer breit. Hier stehen die neuen Maße. 300 Kilometer beträgt die Länge jetzt und 100 Kilometer die Breite im Norden. Ihr Verwaltungsgebiet ist gewachsen, Herr Kommissar«, wandte er sich weitersprechend an Dr. Wille. »Nicht über 15, sondern über 15 000 Quadratkilometer sind Sie jetzt Herr und Gebieter. Unser Versuch hat sich doch gelohnt.«
Dr. Wille fuhr sich über die Stirn, als wolle er lästige Gedanken verjagen.
Der Professor griff wieder zum Theodoliten und begann aufs neue zu visieren und zu rechnen. Seine Stirn krauste sich, als er das Ergebnis niederschrieb. »Die Wolkenbank steht fast unverändert, meine Herren«, sagte er, während er den Bleistift beiseite legte, »ich fürchte, wir werden uns auf eine Geduldsprobe gefaßt machen müssen. Es kann noch lange dauern, bis die Insel wieder nebelfrei wird. Im Augenblick hat es keinen Zweck, länger in der Luft zu bleiben. Wir wollen unsern Treibstoff sparen und lieber wassern.« Er griff zum Telefon, gab einen Befehl in den Pilotenstand, und in weiten Schleifen ging ›St 25‹ nach unten.
Dann trat der Professor an ein Fenster und blickte nach Westen hinaus, wo der Sonnenball wie eine kupferrote Scheibe dicht über der Kimm hing. Jetzt berührte er sie und begann in der Flut zu versinken, während der Rumpf von ›St 25‹ sich breit und massig auf den Wasserspiegel legte. Einen Augen blick später verstummte der Lärm der Motoren.
»Das Schicksal der vier Menschen auf der Insel macht mir Sorge, meine Herren«, begann Professor Eggerth. »Wir wissen, daß sie dort vom Nebel überrascht wurden und werden etwas zu ihrer Rettung unternehmen müssen …« Während er die letzten Worte sprach, brach bereits die Tropennacht herein. »In der Dunkelheit ist nichts zu machen«, sagte Dr. Schmidt kategorisch.
»Es wird auch bei Tage nicht leicht sein, Herr Doktor«, fuhr Professor Eggerth fort. »Wir wollen die Stunden der Dunkelheit benutzen, um Vorbereitungen zu treffen.«
»Wie soll man sie in dem Nebel finden?« sagte Wille mit einem Schulterzucken. »Man kann in dem Dunst nicht fünf Schritte weit sehen.«
»Unsere Augen können es nicht, Herr Dr. Wille, aber die fotografische Platte wird es vielleicht können, wenn wir mit infrarotem Licht arbeiten«, verbesserte ihn der Professor. »Infrarotaufnahmen! In der Tat, Herr Professor, sie könnten uns zeigen, was unseren Augen in dem Nebel verborgen bleibt«, pflichtete ihm Dr. Wille bei, und auch Dr. Schmidt nickte zustimmend.
Und nun begann der Professor seinen beiden Zuhörern einen neuen Plan zu entwickeln. Gefesselt hörten die beiden Wissenschaftler ihn an und schwiegen nachdenklich, als Professor Eggerth geendet hatte.
»Nun, was meinen Sie dazu, Dr. Wille?«
»Großartig, Herr Professor, aber haben wir auch die Mittel dafür an Bord?«
»Das meiste, Herr Dr. Wille. Einiges werden wir freilich behelfsmäßig vorbereiten müssen, aber wir haben ja die ganze Nacht vor uns.«
Zwölf Stunden dauert die Nacht in den Tropen, eine lange Zeit für Leute, die gewohnt sind, mit sieben Stunden Schlaf auszukommen. Schon bald nach Mitternacht waren Garrison und seine Gefährten wieder munter und wälzten sich ungeduldig auf ihren Lagerstätten hin und her, sehnsüchtig den Anbruch des neuen Tages erwartend. Immer wieder mußte Garrison von den Leuchtziffern seines Chronometers die Zeit ablesen und ansagen, und mit Erleichterung vernahmen es die Männer, als er ihnen die fünfte Morgenstunde ankündete.
»Noch einmal sechzig
Weitere Kostenlose Bücher