Land aus Feuer und Wasser
Konservenbüchsen und leere Bierflaschen legten Zeugnis dafür ab, und Decken und Säcke verrieten, daß die Besucher hier auch übernachtet hatten. »Das Nest ist leer, die Vögel sind ausgeflogen«, raunte Hein Eggerth seinem Freunde Berkoff zu.
»Ja, wo sind sie geblieben?« fragte Dr. Wille den Professor.
Der warf einen Blick auf die Bierflaschen, ging dann zur Wasserleitung und drehte den Hahn auf.
»Ach so!« Er sagte es, während er den Hahn wieder schloß.
»Sie haben kein Wasser. Sie sind auf die Suche nach Wasser gegangen. Wir müssen sie am Bach bei dem Maschinenhaus suchen.«
Kurz danach stieg ›St 25‹ wieder empor und nahm Kurs auf das Maschinenhaus. Ebenso wie vorher stand Professor Eggert vor der Fluoreszenzscheibe, doch diesmal beschränkte er sich nicht darauf, das Ziel ihres Fluges anzustrahlen, sondern suchte mit Kamera und Scheinwerfer die ganze Umgebung ab. »Ich sehe weiter landeinwärts eine starke Bodenwelle, die zweifellos durch die vulkanischen Kräfte emporgehoben wurde«, sagte er. »Soweit ich es von hier beurteilen kann, muß sie den Bachlauf abgeriegelt haben. Ich fürchte, Mr. Garrison sucht vergebens nach Wasser.«
Er rief seinem Sohn ein Kommando zu. Schneller wirbelten danach die Hubschrauben um ihre Achsen. Langsam stieg ›St 25‹ höher. Weiter dehnte sich das Gelände, das Professor Eggerth anstrahlen und beobachten konnte.
»Es ist, wie ich’s vermutete, meine Herren.« Er wandte sich an Wille und Schmidt. »Betrachten Sie das Bild auf der Scheibe. Hinter der Bodenwelle hat sich ein großer Stausee gebildet.
Wir werden später mit unserm neuen Maschinenhaus landeinwärts wandern müssen.«
»Wo sollen wir jetzt die Amerikaner suchen?« unterbrach ihn Dr. Schmidt.
»Am Wasser, Herr Doktor. Garrison wird sich mit seinen Begleitern bis zum Maschinenraum durchgeschlagen haben. Er hat das Bachbett dort wasserleer gefunden. Was wird er dann logischerweise weiter getan haben?«
»Er wird dem Bachlauf landeinwärts gefolgt sein«, sagten Wille und Schmidt wie aus einem Munde. Professor Eggerth nickte.
»Richtig! Nur so und nicht anders kann es gewesen sein. Also werden wir es ebenso machen.«
James Garrison riß sich mit Gewalt zusammen. »Hallo, Boys«, rief er seine Gefährten an. »Mit bloßem Nichtstun und Lamentieren kommen wir nicht weiter. Wir müssen ‘raus aus dem Elend! Wasser haben wir jetzt, Gott sei Dank, wenn es auch unbequem weitab liegt. Aber Licht brauchen wir noch …«
»Licht, Sonne! Blauer Himmel!« schrie Jeffris dazwischen. »Ich werde wahnsinnig in dem verdammten Dunst! Verrückt werde ich, Sir! Bin es schon beinahe!«
Garrison gab ihm einen schweren Schlag auf die Schulter, daß er zusammenknickte.
»Mann! Benehmt Euch nicht wie ein altes Weib!« schrie er ihn an und wollte noch mehr sagen, als ein fernes Geräusch vernehmbar wurde. Suchend wandte er den Kopf nach allen Seiten und hielt die Hände wie Schalltrichter an die Ohren, um festzustellen, woher der dröhnende Klang kam. Auch Robertson und O’Brien waren aufgesprungen. Im Augenblick war alle Lethargie von ihnen abgefallen. Aufgeregt sprudelten sie Worte und abgerissene Sätze heraus.
»Motoren! Ein Flugzeug!« rief Robertson.
»Professor Eggerth? Das Stratosphärenschiff! Rettung!« schrie O’Brien dazwischen.
»Sie müssen blind fliegen – es wäre ein Wunder, wenn sie uns finden«, murmelte Garrison vor sich hin, lauschte dann wieder, während ein Hoffnungsschimmer über seine Züge glitt, denn viel stärker war das Geräusch inzwischen geworden.
»Man müßte ihnen ein Zeichen geben … rufen …«, sinnierte Garrison und gab den Gedanken im nächsten Augenblick wieder auf. Im Flugzeug würde man es nicht hören. Das Motorengeheul würde ja doch jeden Ruf ersticken. Während er es noch überdachte, sah er Jeffris plötzlich aufspringen und die Böschung emporeilen. Mit einem wilden Schrei stürzte er in der Richtung, aus der das Geräusch zu kommen schien, davon und war schon in der nächsten Sekunde verschwunden – vom Nebel verschluckt.
James Garrison machte eine Bewegung, als ob er ihm nacheilen, ihn zurückholen wollte. Gab es im nächsten Moment wieder auf und ließ die Anne mutlos sinken.
»Verloren! Rettungslos im Nebel verloren«, flüsterte er und schloß die Augen. Ihn, der durch seine Energie und unerschütterliche Ruhe die anderen so lange aufrecht gehalten hatte, wollte jetzt Verzweiflung überkommen. Niemand würde ihn und seine Gefährten in dem Nebel
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