Land aus Glas
Weg kann ich getrost auf mich nehmen, und Mr. Ives ist im Grunde ein sehr geduldiger Mensch, aber der springende Punkt ist, daß Du Dich hartnäckig weigerst, zu akzeptieren, daß ich jetzt hier bin und nicht mehr …
… ein irrsinniger Wind, der alles durcheinandergebracht hat, auch die Blätter, ich meine beschriebene, nicht die Blätter an den Bäumen. Aber genug davon. Eigentlich ist es, wenn man es recht bedenkt, idiotisch, daß man noch nie auf die Idee gekommen ist, den Wind zu nutzen, um Musik von einem Land ins andere zu transportieren. Man müßte einfach Mühlen bauen, die mit einigen Abänderungen in der Lage wären, den Wind zu sieben und die Töne, die er in sich trägt, mit einem geeigneten Instrument aufzufangen, das sie den Leuten dann vorspielt. Ich habe das Caspar erzählt. Aber er sagt, daß man mit Mühlen Mehl macht. Er hat keine Poesie im Kopf, der Caspar. Er ist ein guter Junge, aber ihm fehlt die Poesie.
Na gut.
Verblöde nicht, mach einen großen Bogen um die Reichen und vergiß nicht deinen alten Freund
Pekisch
P.S. Mr. Ives hat geschrieben. Er sagt, Du wohnst nicht mehr bei ihm. Ich will mich ja nicht in Deine Angelegenheiten mischen, aber was hat das zu bedeuten?
… wunderbar, wirklich wunderbar. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, wie er sein würde, und jetzt stehe ich da und sehe ihn an, stundenlang, und ich kann kaum glauben, daß dieses winzige Paket mein Sohn sein soll, es ist nicht zu fassen, den habe ich gemacht! Und Dora natürlich. Aber ich zähle auch dabei. Und wenn er größer wird? Man wird diesem Kind was erzählen müssen. Aber wo soll man anfangen? Sag, Pekisch, was muß man ihm erzählen, wenn man ihm das erste Mal was erzählt? Die allererste Sache. Unter allen Geschichten, die es gibt, muß eine sein, die dazu taugt, die erste Geschichte zu sein, die er hören soll. Es muß eine geben, aber welche? Ich bin glücklich und begreife überhaupt nichts mehr.
Aber in jeder Sekunde bin ich trotzdem stets Dein
Pehnt
Hör mir gut zu, Pehnt,
ich kann durchaus mit dem an sich lächerlichen Gedanken leben, daß du die Tochter des reichsten Versicherungsvertreters der Hauptstadt geheiratet hast. Ich kann auch mit dem Gedanken leben, daß du infolge dieses albernen Schrittes und mit einer Logik, die ich für deprimierend halte, als Versicherungsvertreter angefangen hast. Ich kann auch, wenn Dir wirklich daran liegt, zur Kenntnis nehmen, daß es Dir gelungen ist, ein Kind in die Welt zu setzen, was Dich unweigerlich dazu bringt, eine Familie zu gründen und damit in absehbarer Zeit zu vertrotteln. Aber was ich Dir auf keinen Fall erlauben kann, ist, diesem armen Geschöpf den Namen Pekisch zu geben, der schließlich meiner ist. Was ist Dir da bloß in den Sinn gekommen? Der arme Kerl wird schon genug Scherereien haben, auch wenn Du nicht dafür sorgst, daß ihm das Leben mit einem lächerlichen Namen schwergemacht wird. Und außerdem ist das gar kein Name. Kein richtiger Name, meine ich. Ich bin ja auch nicht als Pekisch geboren. Das kam erst später. Wenn Du es unbedingt wissen willst, ich hatte durchaus einen richtigen Namen, bis zu diesem verfluchten Tag, an dem Kerr mit seiner Bande kam. Dann habe ich alles verloren, auch meinen Namen. So kam es, daß ich in eine Stadt flüchtete, von der ich nicht einmal mehr weiß, wo sie liegt, und in einem gräßlichen Zimmer bei einer billigen kleinen Hure landete, und sie setzte sich auf das Bett und sagte: Ich heiße Franny, und du? Was wußte denn ich? Ich zog mir gerade die Hosen aus. Ich sagte: Pekisch. Das hatte ich irgendwo gehört, weiß der Himmel, wo. Es fiel mir gerade so ein: Pekisch. Und sie darauf: Was für ein komischer Name! Siehst Du, sogar sie hatte verstanden, daß der Name erstunken und erlogen war, und Du willst ihn diesem armen Geschöpf geben. Ist Dir klar, daß es auf direktem Weg als Versicherungsvertreter endet? Glaubst Du, daß man mit einem Namen wie Pekisch als Versicherungsvertreter arbeiten kann? Vergiß es! Mrs. Abegg meint, Charlus wäre doch sehr schön. Mir scheint, daß er so als Name nicht besonders viel Glück gebracht hat, aber naja … Vielleicht reicht ja auch einfach Bill. Die Leute haben Vertrauen zu einem, der Bill heißt. Das ist ein guter Name für einen Versicherungsvertreter. Denk mal drüber nach.
Und außerdem: Pekisch bin ich. Was hat er damit zu tun?
Pekisch sen.
P.S. Mr. Rail sagt, er will die Eisenbahn nicht versichern lassen, weil es die
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