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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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deshalb?“
    „Was?“
    „Fahnden, suchen, Verschwundene aufspüren.“
    „Keine Ahnung. Vielleicht.“ Ich starrte in die Glut im Kamin. „Jeder hat seine Obsession.“
    „Wenn es denn eine ist, lasse ich mich wenigstens gut dafür bezahlen.“
    „Wäre trotzdem schön, wenn Ihnen auch die Villa in Buenos Aires gehören würde.“
    „Ich hätte sie in die Luft gesprengt!“
    Sie schwieg eine Weile, dann sagte sie: „Wenigstens haben Sie Ihren Vater noch erlebt. Mein Kind hat den seinen noch nie gesehen.“
    „Wie heißt Ihre Tochter?“
    „Cornelia - aber alle nennen sie Conny.“
    „Mich nennt auch kein Mensch Friedrich Wilhelm.“ „Friedrich Wilhelm!“ Sie lachte. „Mein Gott.“
Kapitel 13
    Am Sonntag benahmen wir uns wie jedes normale Touristenpaar.
    Wir fuhren zur False Bay, besuchten bei Simons Town die Pinguine von Boulders Beach und ließen uns später am Kap der Guten Hoffnung die kräftige Brise um die Nase wehen, die mit den Düften blühender Blumen, vom Wetter gegerbter Nadelhölzer und salziger Fluten gewürzt war. Vom Leuchtturm aus, hoch über den steil abfallenden Felsen von Cape Point, schauten wir weit hinaus auf den Ozean. Auch wenn man die Antarktis nicht sehen konnte, man ahnte sie, denn der schneidende Wind brachte ihren Eishauch mit.
    Mochte der Teufel wissen, warum ich mich gerade dort, am Ende der Welt, nach dem Vater ihres Kindes erkundigte. Ich hätte nur zu gerne von ihr gehört, was für ein Mensch er war -aber sie gab sich wortkarg. Zwar hatte ich nicht die Auskunftsbereitschaft erwartet, die mir Betty geboten hatte, aber ein wenig mehr Informationen aus erster Hand über den Mann, der uns alle durch bloße Abwesenheit beschäftigte, wären mir schon recht gewesen.
    Wusste Rena Carsten überhaupt etwas über Tims malaiische Geliebte? Oder über Jabu? War sie mir nur von Herberge zu Herberge gefolgt, um den Kontakt nicht zu verlieren, oder hatte sie mich schon in Kapstadt auf Schritt und Tritt verfolgt, und ich hatte es nicht bemerkt? Eher unwahrscheinlich.
    Den Rotwein, den ich am Abend auf Docs Liste setzte, tranken wir wieder unter Stan Wishbones Aufsicht. Höflich ging er seiner Routine nach. Wenn er etwas über einen handgeschriebenen Zettel in Deutsch und einen Treffpunkt im Buchladen wusste, so ließ er sich nicht das Geringste anmerken.
    Nach dem Essen zog sich Rena zurück. Es war stürmisch geworden. Die Wolken krochen über die Kanten und Zacken des Felsmassivs ins Tal, und ich machte mir ein warmes Feuer im Kamin.
    Nach Stellenbosch waren es achtundzwanzig Kilometer.
    Die Straße führte über einen Pass, der den Weg in eine Ebene freigab, die weiter und offener war, als das Hugenottental. Auch Stellenbosch war ein eher beschaulicher Ort, der vor allem für seine zahlreichen Weingüter bekannt war. Aber es gab auch eine berühmte Universität. Wenn Franschhoek ein großes Dorf war, dann war Stellenbosch eine ansehnliche Provinzstadt. Weit vor der Zeit parkte ich im Zentrum, und nachdem ich die besagte Buchhandlung geortet hatte, sah ich mir in Ruhe den Stadtkern an.
    Ich habe gern ein Gefühl für Ort und Umgebung, bevor es zur Sache geht. Diesmal sah es ganz nach einem Auge-in-Auge-Treffen aus. Das gefiel mir nicht sonderlich. Wenn es sich einrichten lässt, meide ich die direkte Begegnung mit der gesuchten Person. Eine persönliche Konfrontation zwischen Jäger und Gejagtem führt oft nur zum erneuten Fluchtversuch, der meinen Job unnötig verlängert.
    Die Stadt vermittelte einen wohlhabenden Eindruck. Ganze Straßenzüge, allen voran die idyllische Dorp Street, waren von historischen Gebäuden im kapholländischen Stil gesäumt, deren helle Gemäuer im Schatten uralter Baumreihen leuchteten. Noch immer war Stellenbosch eine Hochburg der Weißen, auch wenn inzwischen Andersfarbige an der Universität studieren durften.
    Punkt vierzehn Uhr betrat ich die Buchhandlung „Ex Libris“, die bezeichnenderweise von einer Deutschen geführt wurde. Neben den beiden jungen Touristen, die gerade zahlten und sich mit der Besitzerin in unserer gemeinsamen Muttersprache unterhielten, war nur noch eine ältere Dame im Laden, die in einem Sessel saß und in einem Bildband blätterte. Ich besah mir die auf dem Tisch ausgelegten Bestseller, überflog das Angebot in Englisch und Afrikaans in den Regalen und bewegte mich unauffällig zu den deutschsprachigen Taschenbüchern. Flamingofeder von Laurens van der Post war ordentlich unter dem Buchstaben P einsortiert. Zwischen den

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