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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Querschläger werden. Vielleicht war es sinnvoll, ein Stück des Weges mit ihr gemeinsam zu gehen, um nicht im falschen Moment über sie zu stolpern.
    Ich sah mir das Etikett der Weinflasche eingehender an und ergänzte Docs Liste, als die Frau aus Hamburg frisch zurechtgemacht zurückkam und wieder Platz nahm.
    „Entschuldigen Sie“, sagte sie. „Ich wollte das nicht.“
    „Erzählen Sie doch einfach mal, worum es geht.“ Sie lächelte wie befreit, nahm ihr Weinglas und stieß mit mir an.
    Nach dem Essen saßen wir noch eine Weile alleine bei Kaffee und Weinbrand im Restaurant, dann brachte ich sie zu ihrer Unterkunft. Sie wohnte mir gegenüber im Erdgeschoss mit einer kleinen Veranda zum Pool.
    „Glauben Sie, sie können ihn finden?“, fragte sie, als sie mir eine gute Nacht gewünscht hatte und zum Abschied die Hand gab.
    „Ich hoffe es. Bislang ist meine Statistik ganz ansehnlich.“
    „Und was werden Sie dann tun?“
    „Es meinem Ansprechpartner melden.“
    „Werden Sie ihn töten?“
    Irritiert schüttelte ich den Kopf. Sie schien mir eine ganze Menge zuzutrauen. „Das ist nicht mein Job. Ich spüre die
    Zielperson nur auf. Alles andere ist Sache meiner Auftraggeber. Die meisten Leute, die ich gefunden habe, sind -glaube ich - vor Gericht gelandet.“
    „Glauben Sie.“
    „In einigen Fällen weiß ich es sogar. Es stand in der Presse.“ „Ich möchte ihn vorher sehen - bitte.“
    „Lassen Sie das mal in Ruhe auf uns zukommen. Man soll die Beute nicht verteilen, bevor man sie hat.“
    „Wahrscheinlich haben Sie Recht.“
    Ich blieb stehen, bis sie im Haus war und Licht gemacht hatte und verzog mich in mein Domizil unterm Dach. Es tat gut, wieder alleine zu sein, denn ich hatte mehr Informationen zu verarbeiten, als mir lieb war.
Kapitel 12
    Wenn Rena Carstens Version der Dinge, die sich vor fast sieben Jahren in Hamburg abgespielt hatten, stimmte - dann lag ihr Fall wie folgt: Die Tochter eines reichen Hanseaten wird entführt. Die Täter erpressen ein Lösegeld von mehreren Millionen US-Dollar. Der Vater bekommt seine Tochter scheinbar unversehrt zurück. Die Geiselnehmer entkommen und setzen sich vermutlich nach Übersee ab. Die ermittelnden Behörden in Deutschland und ihre diversen ausländischen Partner sind bei der Fahndung bis heute erfolglos und wohl auch eher lustlos. Der Vater der Geisel kann das nicht akzeptieren. Dass die Täter ungestraft entkommen sind, wurmt ihn. Verbittert über die Unfähigkeit der Behörden, entschließt er sich, eigene Maßnahmen zu ergreifen, um die Kriminellen zur Rechenschaft zu ziehen. Er hat seine Leute.
    Einer davon ist Dr. Dietrich Stamm.
    Seiner Tochter gegenüber macht der alte Herr kein Geheimnis aus seinem Vorhaben - nicht ahnend, dass ihre Sicht der Dinge nicht die seine ist. Er erzählt ihr zwar nicht alles im Detail, aber was sie von ihm erfährt, macht ihr die neue Lage hinreichend klar, um Stamms Aktivitäten im Auge zu behalten. Sie hat ihre eigenen Interessen.
    Welches Motiv treibt sie dabei?
    Fachleute würden sagen: Das „Stockholm Syndrom“ - ein Phänomen, das im August 1973 beobachtet wurde, als schwer bewaffnete Täter die Sveriges Kreditbank in Stockholm überfielen und vier Geiseln fünf Tage lang in ihrer Gewalt hielten. Während der Gefangenschaft mussten die Geiseln ständig damit rechnen, erschossen zu werden. Und trotzdem reagierten die Opfer nicht mit Widerwillen und Abscheu auf ihre Peiniger, sondern suchten deren Nähe. Beide Seiten steckten in einer ähnlichen Situation und versuchen mit heiler Haut aus ihrer Lage herauszukommen.
    Den Opfern nützte es, den Tätern zu gefallen, um dadurch das eigene Überleben zu sichern. Eine intime Bindung entstand. Paradoxerweise waren die Täter den Opfern auf einmal näher als die Polizei. Die Geiseln von Stockholm besuchten die Gewalttäter später im Gefängnis. Eines der Opfer ließ sich sogar von ihrem Mann scheiden, um einen der Entführer zu heiraten.
    Wenn ich Rena Carsten glauben konnte, war das Ganze in ihrem Fall wie folgt abgelaufen: Während der Woche, die sie sich in den Händen der Geiselnehmer befindet, macht ihr der Anführer der Bande ein Kind. Es handelt sich dabei nicht um eine Vergewaltigung - und es wurde wohl Liebe daraus. Zumindest für sie. Der Vater ihrer kleinen Tochter kann mit dem Geld entkommen, und sie hört nichts mehr von ihm. Der Täter weiß nichts von seinem Kind. Dem Mädchen geht es gut. Es hat eine Ersatzfamilie mit einem netten und reichen

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