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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Wishbone nicht bei der Aktion in Hamburg dabei gewesen war - er hing tief in der Sache mit drin. Das stand für mich fest. Wahrscheinlich wusste er sogar genau, mit wem er es bei Rena Carsten zu tun hatte.
    „Ich rufe Sie in einer Stunde an.“ Er erhob sich und war schon auf dem Weg, als er sich noch einmal kurz umdrehte und lächelte. „Mit oder ohne Lady?“
    „Mit!“
    Ich sah ihm nach, bis er zwischen den Büschen verschwunden war. Man konnte von Wishbone offensichtlich alles haben, was man suchte. Man musste nur hartnäckig bleiben und präzise genug fragen. Ich hätte den Mann gleich als Informant anheuern sollen.
    Zwei Stunden später sah ich Renas bleiche Miene im Innenspiegel meines Mietwagens. Sie hockte mit feuchten Haaren auf dem Rücksitz. Ich hatte sie kurzerhand unter die kalte Dusche gezerrt, um sie einsatzfähig zu machen. Neben mir saß Wishbone und gab den Kurs vor.
    Diesmal ging es nicht zur Küste, sondern ins Landesinnere. Am Hugenottenmonument bog ich nach links ab und fuhr am Museum vorbei die zunächst leichte Steigung hinauf. Über uns ragten die Berge bis zu tausend Meter hoch auf, und bald wand sich die Road 45 in stetig enger werdenden Serpentinen durch den Nadelwald bis zur kühlen Höhe des Franschhoek-Passes hinauf. Dessen schroffes und kahles Gelände gab noch einmal den Blick über das weite Tal frei, bevor wir auf der anderen Seite der Bergkette durch eine nur wenig tiefer liegende Hochebene fuhren - immer am Ufer der Theewaterskloof-Talsperre entlang. Der künstliche See, den nur niederes Gebüsch und vergilbtes Schilf flankierten, zog sich Kilometer für Kilometer dahin. Stahlblaues Glitzern ließ die Eiseskälte des gestauten Wassers erahnen.
    In der kargen Landschaft waren kaum Fahrzeuge unterwegs. Bei Villiersdorp, das an eine öde und verstaubte Postkutschenstation erinnerte, ließen wir den Staudamm hinter uns. Hügelige Felder zogen sich nun wie ein goldgelbes Wellenmeer bis zum Horizont. Man ahnte die unermessliche Weite Südafrikas. Eine Weite, die alles aufsog, was sich in ihr bewegte. Die Sonne stand hoch im blassblauen und wolkenlosen Himmel und brannte die Erde unter sich mürbe. Kein Hektar Land war unbewirtschaftet, und doch wirkte die „Kornkammer“ - wie Wishbone die Region in einer seiner sparsamen Anmerkungen nannte - wie verlassen. Nur selten lag ein einsames Gehöft im Schatten einer Baumgruppe. Im Laufe einer halben Stunde kam mir nur ein Traktor entgegen. Und einmal verteidigte ein rehbrauner Hund mit giftigem Kläffen seinen Hof.
    Nach etwa einer Stunde dirigierte mich Wishbone auf eine Staubpiste, die von der asphaltierten Landstraße wegführte. Wohin, war nicht ersichtlich. Weiter ging es durch die sanften, braun-gelben Hügel, die mich in ihrer Gleichförmigkeit zunehmend einlullten. Hatte die Landstraße oft genug auch über Höhenzüge geführt und mir dabei das Gefühl vermittelt, den ganzen Ozean im Blick zu haben, während ich über seine Wellen ritt, so schlängelte sich die Staubpiste durch flache Mulden und raubte mir so die Übersicht. Da wir langsamer vorankamen, ließ auch der Fahrtwind nach, und die Hitze gewann Oberhand.
    Doch bevor Eintönigkeit und Langeweile zu erdrückend wurden, öffnete sich das Gelände zu einer weitläufigen Senke, in der die unentbehrliche Baumgruppe stand und einem Farmgebäude im vertrauten, kapholländischen Stil Schatten spendete.
Kapitel 18
    Die wenigen Bauernhöfe, die ich unterwegs bemerkt hatte, mochten sich in der Weite des Landes verlieren und im schnellen Vorbeifahren wie verlassen wirken - und doch vermutete man Leben in ihren Mauern.
    Das Anwesen, auf das ich nun zusteuerte, machte mit jedem Meter, den wir ihm näher kamen, einen unbewohnteren und abweisenderen Eindruck. Heidekraut und niedrige Büsche, die das Gelände zum Großteil bedeckten, wirkten vertrocknet, fast wie verbrannt. Akazienbäume und Agaven umringten das Gehöft abweisend und wehrhaft, und auch die Bergkette im Hintergrund ragte dunkel und drohend auf und verstärkte so die feindselige Stimmung. Wohn- und Wirtschaftsgebäude waren rustikal und schnörkellos und hatten nichts mit den eleganten Herrenhäusern im Weinbaugebiet gemein, auch wenn sie ihnen im Stil verwandt waren. Das weiß getünchte Gemäuer wies große gelbe und bräunliche Witterungsflecken auf. Das Dach war schadhaft, und der Kaminschlot bis weit in die Hauswand, aus der er aufragte, verrußt. Einige der Fensterläden waren verschlossen, andere hingen offen und

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