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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Fingern, aber ich verkniff mir, mich mit meiner Holzhackertechnik zum Affen zu machen. Ich sah mir das Ganze von meinem Barhocker aus an. Das war klug, denn nach einer Weile stimmte Wishbone mit seinen Leuten ein feinfühliges Requiem für Jabu Mahlangu und Timothy Butler an. Dem alten Jabu gaben sie mit einer Instrumentalversion von How Do You Stop die Ehre. Der Mann am Flügelhorn übernahm den Solopart und machte seine Sache gut. Trotz der coolen Version, die sie boten, hatte ich Jabus Fingerschnippen und seinen, eines James Brown würdigen, Gesang im Ohr.
    How doyou stop - before it ’s tooooo late...?
    Ich starrte in die Schwaden aus Tabakqualm, die schwer über der Tanzfläche hingen und die eng aneinander geklammerten Paare einhüllten. Dabei erkannte ich im Nebel eine Gestalt. Sie lehnte neben der Eingangstür an der Wand, als sei sie eben erst eingetroffen.
    Jabu war nur für den Moment wieder auferstanden - aber Betty lebte tatsächlich.
    Da stand sie und schaute der Band zu. Die blauschwarzen Haare extrem kurz, die dunklen Augen sehr groß. Der Hosenanzug war schwarz, und die hohen Absätze ihrer Sandalen machten sie noch größer. Sie nahm keine Rücksicht mehr auf kleine Männer. Langsam ging sie näher zur Bühne, ohne sich dabei nach der aufreizenden Choreografie zu bewegen, die sie mir in ihrem Apartment in Green Point vorgeführt hatte. Sie schritt lediglich stolz und selbstbewusst durch den Saal, ganz sie selbst. Suzi hatte sie zu Hause gelassen. Oder war sie die Frau inzwischen ganz losgeworden?
    Betty setzte sich an einen Tisch, ohne das Geschehen auf der Bühne auch nur eine Sekunde aus den Augen zu verlieren. Wishbone thronte hinter seiner Schießbude und streichelte das Fell der flachen Trommel mit den Besen. Das Grinsen, das er zur Bar rüberschickte, verriet mir, wer Betty eingeladen hatte. Ganz der Bandleader, leitete er behutsam den Übergang zu einem anderen Stück ein. Das Thema, das er Timothy Butler widmete, lag auf der Hand, und er beließ es nicht bei einer Instrumentalversion. Er sang selbst.
    Ain ’t no sunshine when she ’s gone.
    Für einen Mann seiner Statur, klang die Stimme erstaunlich hell und hoch. Betty schaute ihm fasziniert bei der Arbeit an Schlagzeug und Mikro zu. Was mochte in ihrem Kopf vorgehen? War sie in diesem Augenblick wieder die malaiische Barfrau im „Ref & Whistle“, deren Tim seine bewährte Nummer zur Gitarre vortrug?
    Als wolle sie mir eine Antwort geben, wandte sie sich mir unvermittelt zu und schaute mich an. Ich hielt ihrem forschenden Blick stand. Sie lächelte. Dann schenkte sie ihre ganze Aufmerksamkeit erneut der Band.
    Die Musiker ließen die Andacht für Jabu und Tim ganz allmählich ausklingen und legten eine Pause ein. Im Saal erklang zunächst verhaltener, dann stürmischer Applaus. Wishbone stieg von der Bühne und begrüßte Betty. Ich war schon auf dem Weg zu den Beiden, als ich Renas hellen Blondschopf bemerkte. Sie verharrte neben Desmond und Elizabeth am Tisch und schaute sich suchend um - bis sie mich entdeckte und mir aufgeregt zuwinkte. Auch Wishbone hatte sie bemerkt, und als ich mich mit einem Nicken bei ihm entschuldigte, um mich um Rena zu kümmern, entließ er mich mit düsterer Miene.
    Rena erwartete mich neben dem Tisch. Sie machte keine Anstalten Platz zu nehmen. „Ich muss unbedingt mit dir sprechen, Helm!“
    Ich lächelte Desmond und Liz höflich zu, lotste Rena zur Bar und bestellte uns etwas zu trinken. Der Großteil des Tresens war von Frauen und Männern belagert, die wir auf Bertrands Farm bei der Arbeit gesehen hatten. Der Alkohol zeigte bei allen Wirkung, doch die Stimmung war fröhlich und ausgelassen.
    „Du bist also doch noch gekommen.“ Ich sah dem Barkeeper bei der Arbeit zu.
    „Ich habe mich entschieden.“
    Sie sagte es unsicher und leise, und da sie sich offenbar selber nicht ganz über den Weg traute, lächelte ich sie an und ermunterte sie.
    „Das ist gut, Rena!“
    Sie presste die Lippen zusammen und nickte heftig.
    Rena Carsten musste sich selber Mut machen. Zweifel stand ihr ins Gesicht geschrieben, und ein Rückzieher war jederzeit zu befürchten. Sie hatte große Mühe, Kurs zu halten.
Kapitel 38
    „Ich kann ihn nicht im Stich lassen!“
    Der Satz platzte förmlich aus ihr heraus. Deutlicher konnte Renas innere Zerrissenheit nicht zu Tage treten. Es war keine gute Nachricht - aber überrascht war ich nicht. Ich hielt die Entscheidung für falsch, verzichtete jedoch darauf, sie ihr wieder

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