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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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halbes Dutzend Frackträger watschelten über den Hof und verschwanden hinter dem Gebäude.
    „Die Invasion hat offenbar schon stattgefunden“, gab ich zu. Stamm atmete tief durch, bemüht sich zu beherrschen.
    Ich wollte das Thema wechseln. „Wie ich sehe, gehen Ihre Geschäfte ungebrochen weiter. Rückflug verschoben?“
    „Sie haben Recht, Helm. Mein Zeitplan ist im Eimer, und wir haben weiß Gott über wichtigere Dinge zu reden. Aber nicht hier. Lassen Sie uns rüber nach Muizenberg fahren. Ich habe dort einen Tisch zum Mittagessen reserviert. Ist immerhin der Ort, an dem der Afrika-Pionier Cecil Rhodes die letzten Jahre seines Lebens verbrachte. Scheint mir ein angemessener Platz für ein Gespräch unter Männern zu sein.“
    „Warum bringen wir es nicht gleich hier hinter uns?“
    „Hier?“ Er musterte mich misstrauisch.
    „Es muss nicht lange dauern.“
    „Wollen Sie denn nichts essen, Helm?“
    Mit einer fahrigen Handbewegung strich er sich die Krawatte glatt. Es tat mir gut, Stamm irritiert zu sehen.
    „Ich habe keinen Hunger.“
    „Wie Sie meinen.“
    Stamm zupfte sich am Ohrläppchen, versuchte sich zu konzentrieren und räusperte sich. Bevor er loslegen konnte, kam ich zur Sache.
    „Sie werden verstehen, dass ich wegen der neuesten Vorwürfe gegen Marius Bertrand, an einer Zusammenarbeit mit ihm nicht mehr interessiert sein kann.“
    „Wie nett von Ihnen, mich auszunehmen, Helm.“
    „Sie verkaufen dem Auftraggeber Carsten folgende Lösung des Entführungsfalles: Timothy Butler war tatsächlich der Kopf der Geiselnehmer. Ich habe ihn auftragsgemäß gefunden. Leider ist er jedoch tot. Sie können das ausschmücken wie Sie wollen. Am besten Selbstmord in aussichtsloser Situation. Damit können alle Beteiligten in Deutschland leben, auch die Behörden, denn es entspricht ganz dem Täterprofil, das sie erwarten. Und diese Version würden auch die hiesigen Stellen mittragen - obwohl sie mehr wissen.“
    „Ich nehme an, dafür steht der gute alte Wishbone mit seinen Beziehungen gerade?“ Stamm schüttelte den Kopf, als könne er es auch jetzt noch nicht glauben. „Und ich singe auch noch das Loblied auf diesen edlen Wilden. Sein Verrat ist unfassbar
    - für uns alle. Aber vor allem Marius hat er tief verletzt.“
    Mein Mitleid hielt sich trotz Stamms Pathos in Grenzen. „Sie lassen mein Honorar unverzüglich auf eines der Ihnen bekannten Konten überweisen.“
    Er lächelte, ganz der Mitwisser. „Luxemburg oder Zürich?“ „Zürich. Sobald ich die Eingangsbestätigung habe, ist der Fall für mich erledigt und vergessen, und ich reise ab.“

Stamm musterte mich noch einige Sekunden lang, als könne er damit seine unausbleibliche Zustimmung aufwerten. Dann sagte er: „Genau so machen wir es!“
    „Werden Sie sich von ihm trennen oder seine Verteidigung aufziehen?“ Ich lehnte mich bequem zurück.
    „Ich bin sein Berater und Partner. Und daran wird sich auch nichts ändern. Ich habe mir in diesem Land weder politisch noch kriminell etwas zu Schulden kommen lassen. Womöglich werde ich mich etwas mehr im Hintergrund halten als bislang, aber die Geschäfte müssen weiterlaufen.“
    Die Geschäfte. Sie stabilisierten alles und jeden in Stamms Welt. Wahrscheinlich fragte er deshalb auch nicht nach Rena. Für ihn war sie kontrollierbarer Bestandteil eines Deals. Er vertraute da im Notfall ganz auf sich selbst. Ich nahm an, er hatte schon alle möglichen Varianten durchdacht. Mit und ohne Bertrand. Mit und ohne Kind. In Stamms Planspielen war Conny weniger die Tochter Renas als vielmehr die Enkelin des alten Carsten.
    Ich spürte die Hitze, die sich unter dem Sonnenschirm staute, wischte mir den Schweiß von der Stirn und fing mir dafür ein Schmunzeln von Stamm ein.
    „Sehen Sie, das haben Sie nun davon. In Muizenberg wäre es gemütlicher gewesen. Hier gibt es nicht mal was zu trinken. Sie können Ihre Meinung noch ändern. Auch nach einem getätigten Geschäft kann man gut essen gehen.“
    „Bleiben wir bei der abgespeckten Version.“
    Erneut traten Pinguine auf. Diesmal waren es mehr als ein Dutzend. Sie watschelten zum Hauptgebäude und betraten es, einer nach dem anderen, durch die Tür, die ich hatte offen stehen lassen.
    „Jetzt sauen sie auch da drinnen alles ein und bauen ihre Nester“, stellte Stamm resigniert fest. „Aber es kann mir egal sein. Die Bruchbude soll renovieren, wer will. Sie wird niemals zur B&S Company gehören.“
    „Passt wirklich nicht ganz zu Exclusive

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