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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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sie sich südlich des Bálan Bennian befanden, dort, wohin sich kein anständiger Jägersmann wagte. Das Fleisch des Wilds dort wäre verpestet, so hieß es, aufgrund der Nähe Dorgaskols. Zwar hatte Alphart nie viel auf solches Gerede gegeben, aber auch er hatte sich stets an die Traditionen seiner Zunft gehalten.
    Erwyn schien die Nacht über gut geschlafen zu haben und wirkte nicht nur erholt, sondern auch gelassener als an den Tagen zuvor. Entweder, dachte Alphart, gewöhnte sich der Junge allmählich daran, dass angeblich das Schicksal Allagáins auf seinen Schultern lastete, oder der Druide hatte ein wenig nachgeholfen.
    Falls Letzteres der Fall war, hätte ein wenig druidische Magie auch dem Gilg nicht geschadet. Trübsinnig blickte Leffel vor sich hin und murmelte immerzu leise Gebete. Vielleicht, sagte sich Alphart, hätte er doch lieber zu Hause bleiben sollen…
    Immer weiter drangen sie vor in schroffes Felsgebiet. Während Urys der Zwerg verbissen schwieg, plapperte Mux der Kobling unablässig. Es war Alphart ein Rätsel, weshalb Yvolar den seltsamen kleinen Kauz, den sie im Zwergenstollen aufgelesen hatten, mitgenommen hatte; noch viel weniger aber verstand er, weshalb Mux ausgerechnet ihn dazu ausgewählt hatte, das Opfer nicht enden wollender Reime und boshafter Scherze zu sein…
    »Bis ins Tal hat es geschneit, schon bevor ihr angekommen seid«, krähte er, während er neben dem Wildfänger durch den Schnee hüpfte, leichtfüßig wie ein Vogel. »Viel zu früh in diesem Jahr. Was der Grund wohl dafür war?«
    »Grübel ruhig weiter darüber nach«, versetzte Alphart knurrend. »Aber tu es gefälligst leise, verstanden?«
    »Wenn du das Geheimnis kennst, dann sprich – sonst trete oder beiß ich dich.«
    »Das versuch nur, Butzemann, wenn du unbedingt ein neues Gesicht geschnitzt kriegen möchtest!«
    »Ein neues Gesicht?« Die Augen des Koblings weiteten sich entsetzt. »Das doch lieber nicht!«
    »Dann halt einfach den Rand!«, schnauzte Alphart.
    Aber der Kobling dachte nicht daran. »Du willst es mir nicht sagen?«, rief er entrüstet. »Dann werde ich nicht weiter fragen. Wohl weiß ich bereits Bescheid, warum es hat so früh geschneit. Und ich gebe es auch kund: Böses Treiben ist der Grund.«
    »Wenn du’s schon weißt, warum fragst du dann so dumm?«, blaffte Alphart. »Halts Maul, sonst bring ich dich noch um!«
    »Ja, kann das wirklich sein?«, rief der Kobling verzückt. »Das war ja ein echter Reim!«
    »Nein«, widersprach der Wildfänger, »ein Versprechen!«
    »Still!«, ließ sich plötzlich Yvolar vernehmen. Er war stehen geblieben, inmitten sich schroff erhebender Felswände, und hatte den Stab erhoben, um seinen Schützlingen zu gebieten anzuhalten.
    Alarmiert hob Alphart den Bogen, aber es dauerte einen Moment, bis seine vor Kälte klammen Finger einen Pfeil an die Sehne gelegt hatten. »Was gibt’s?«, fragte er flüsternd nach vorn.
    Der Druide stand wie erstarrt.
    Vor ihnen begann eine schmale Klamm, die ein Wildbach in Jahrtausenden ins Gestein gegraben hatte. Gut dreißig Klafter tief hatte sich der Bach in all der Zeit in den Fels gefressen. Die schrägen grauen Wände zu beiden Seiten der Klamm bildeten eine Art natürlichen Hohlweg, und weiße Eiszapfen hingen an den Felsvorsprüngen und ließen den Eingang der engen Klamm wie das zähnestarrende Maul eines gefräßigen Untiers wirken. Der Weg, den die Gefährten bisher benutzt hatten, mündete auf einen schmalen Felsensims, der an der rechten Wand der Klamm verlief. Links ging es in die Tiefe, wo man den Bach plätschern hörte. Dunkelheit herrschte jenseits des Durchbruchs, kein Sonnenstrahl schien je dort hineinzudringen.
    »Oje«, hörte man den Gilg leise murmeln. »So muss es in Düsterfels aussehen.«
    »Wahrscheinlich«, gab Alphart zurück. Der Wildfänger verspürte kein Bedürfnis, in die Klamm vorzudringen. Abgesehen davon, dass man nur allzu leicht auf den vereisten Felsensims ausrutschen und dann in die mörderische Tiefe stürzen konnte, war dieser Ort einfach zu ideal für einen Hinterhalt.
    Dieser Gedanke schien auch Yvolar zu beschäftigen. Er starrte in die enge Klamm und war sich offensichtlich unsicher darüber, ob sie diesen Weg nehmen sollten.
    Auch Mux der Kobling hatte seinen Blick in die Klamm gerichtet. Angestrengt schien er zu lauschen, und seine Knollennase zuckte. Schließlich sagte er: »Du magst ruhig durch die Schlucht uns führen, denn von Gefahr ist nichts zu spüren. Erle verbergen

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