Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
auch mit diesen Unentwegten gehen? Kannst auch du es nicht erwarten, dein Leben ohne Plan und Ziel wegzuwerfen?«
    »I-ich weiß nicht, ehrwürdiger Druide.« Die Blicke des Gilg pendelten unruhig zwischen Yvolar und den anderen hin und her. »Ich meine, ich glaube noch immer an Euch, und ich will gewiss nicht eher sterben, als es sein muss… Aber Allagáin ist meine Heimat, und ich weiß nicht, was ich in Glondwarac…« Die Stimme versagte ihm.
    »Ich verstehe.« Yvolar ließ sich mit einem Seufzer auf einen Felsen sinken, ungeachtet des Schnees, der den Stein bedeckte. »Fyrnack hatte wohl recht: Unsere Zeit ist unwiderruflich zu Ende.«
    »Hör auf dich zu grämen, man muss sich ja schämen!«, beschwerte sich Mux – und dann zuckte er merklich zusammen und reimte weiter: »Spitz lieber deine großen Ohren! Hörst du es auch, dies ferne Rumoren?«
    »Was meinst du?«, fragte der Druide verwirrt.
    »Es dringt aus dunkler Erdentiefe, als ob das Grundmeer nach uns riefe!« Ängstlich trat der Kobling zurück und murmelte: »Das Rumoren wird zu einem Grollen, als wollt’s uns alle überrollen!«
    Yvolar hob alarmiert den Kopf – und tatsächlich konnte sein altes, aber noch immer feines Gehör nun etwas vernehmen. Ein Laut, der tatsächlich aus der Tiefe zu kommen schien und sich mit jedem Augenblick verstärkte. Im nächsten Moment konnten es auch die übrigen Gefährten hören, und der Boden unter ihren Füßen erzitterte leicht.
    »Potztausend!«, stieß Alphart hervor. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Das kommt von dem Wildbach dort!«, rief Leffel und deutete zu dem vereisten Wasserlauf hin. »Seht nur!«
    In diesem Augenblick geschah etwas Unbegreifliches.
    Eine Welle toste durch den Bach, so groß und mächtig, dass sie das Eis sprengte. Glitzernde Kristalle flogen nach allen Seiten und prasselten in den Schnee, Firn stob auf und bildete einen Nebel. Und inmitten der rätselhaften Woge gewahrten die Gefährten ein geheimnisvolles blaues Leuchten. Alphart erkannte es sofort wieder, denn er hatte es schon einmal gesehen – damals, in jener Nacht am Nymphensee…
    Yvolar schien genau zu wissen, was es mit diesem Leuchten auf sich hatte, denn er sprang auf und eilte zu dem Bach, wo die Welle jäh verebbte und sich aus Firnstaub und flirrendem Eiskristall die schlanke Gestalt einer jungen Frau schälte.
    »Oooh«, entfuhr es dem Gilg voller Staunen.
    Es war genau wie in Alpharts angeblichem Traum – mit dem Unterschied, dass sich der Jäger diesmal sicher war, dass tatsächlich geschah, was er sah. Die Gestalt wirkte filigran und zerbrechlich, als wäre sie aus Glas, und wie in jener Nacht am See trug sie auf ihrer schillernden Haut nichts als langes weißes Haar, das sie wie ein Schleier umwallte.
    Eine Salige…
    Ihre Schönheit war so unirdisch und zugleich so betörend, dass die Gefährten von ihrem Anblick wie verzaubert waren. Einzig Yvolar bewahrte kühlen Kopf. Seinen Druidenstab hatte er in den Schnee gerammt und zurückgelassen, und mit weit ausgebreiteten Armen trat er ans Ufer, wo ihn die Wildfrau herzlich willkommen hieß.
    »Ich grüße dich, Yvolar«, sagte sie mit einer Stimme, die klar war wie ein Sommermorgen und die Kälte des Winters zu vertreiben schien. »Viel hat sich ereignet seit unserer letzten Begegnung.«
    »Viel hat sich ereignet, in der Tat«, bestätigte der Druide, »und nicht alles davon zu unseren Gunsten.«
    »Wir wissen, was geschehen ist«, versicherte die Salige. »Die Welt ist in Aufruhr, und das Grundmeer, das unsere Zuflucht ist und der Ursprung allen Lebens, droht zu vereisen. Muortis ist zurückgekehrt und mit ihm die zerstörerische Macht von Urgulroth.«
    »Ich weiß«, sagte Yvolar. »Ein Eisdrache steht in seinen Diensten und vergiftet die Welt. Wir hatten gehofft, ihn mit Drachenfeuer bekämpfen zu können, aber diese Hoffnung hat sich zerschlagen. Allein sind wir und verzweifelt, denn unsere Mission ist gescheitert.«
    »Glaube dies nicht, Druide«, erwiderte die Salige. »Häufig findet sich Hoffnung dort, wo man es am wenigsten erwartet.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Damit will ich sagen, dass ihr den rechten Weg beschritten habt. Den Drachen um Hilfe zu bitten, war klug und weise. Jedoch gibt es noch eine andere Möglichkeit, Muortis’ Macht zu brechen.«
    »Das ist wahr!«, schrie Alphart zum Ufer. »Mit tapferem Herzen und blankem Stahl.«
    »Ein tapferes Herz vermag manches auszurichten, Wildfänger«, räumte die Salige ein, »wenngleich es mir in

Weitere Kostenlose Bücher