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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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sehr, du hast recht…«

 
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    Schweigen.
    Abgrundtiefes Schweigen.
    Wie eine dunkle mondlose Nacht hatte es sich über die Gefährten gebreitet, nachdem sie von den Geschehnissen in der Drachenhöhle erfahren hatten, und dieses Schweigen begleitete sie bei jedem Schritt.
    Voller Unglauben hatten sie dem Bericht Yvolars gelauscht, und ihre Verzweiflung war immer größer geworden, je mehr sie gehört hatten. Keiner von ihnen wusste etwas zu sagen, nachdem sie von Fyrnacks Weigerung erfahren hatten, den Sterblichen seine Hilfe zuteil werden zu lassen. Leffel Gilg war zu entsetzt, um auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn, ihn in Worte zu kleiden. Walkar der Bärengänger brummte düster vor sich hin, während Urys in Kopfschütteln verfallen war und leise in seinen Bart murmelte. Sogar Mux dem Kobling war das Reimen vergangen.
    Nicht nur die betrübliche Nachricht, dass Fyrnack den Sterblichen seine Unterstützung versagte, verstörte die Gefährten zutiefst, sondern vor allem, dass Yvolar der Druide, in den sie all ihre Hoffnung und ihren Glauben gesetzt hatten, sie so schwer enttäuscht hatte. Eine Welt war für die meisten zusammengebrochen – nur für einen nicht: Alphart, der seine Meinung über Druiden und magische Wesen im Allgemeinen bestätigt sah.
    In Wirklichkeit hatte der Jäger nie recht an Yvolars Prophezeiungen geglaubt. Dass er ihm dennoch gefolgt war, konnte er selbst nicht verstehen. Wie töricht es doch war, seine Hoffnungen an Fabeltiere zu knüpfen, an Drachen und anderes magisches Geschmeiß, das mit der Welt und den Nöten der Sterblichen ja doch nichts zu tun haben wollte. Ein Wildfänger verließ sich nicht auf überirdische Wesen, auf Zauberei und Hokuspokus, sondern allein auf seinen Mut, auf seine Axt und einen Köcher voller Pfeile. Alphart schalt sich einen Narren, dass er diesen alten Grundsatz kurzzeitig vergessen hatte.
    Hatte er wirklich geglaubt, mit Hilfe eines Druiden und eines Gnomen zu seiner Rache zu kommen? Dass ein Greis, der in einer alten Ruine ein Leben als Einsiedler fristete, tatsächlich wusste, wie die Welt zu retten war? Nein, Alphart war kaum überrascht über den Ausgang der Mission, und anstatt wie die anderen Trübsal zu blasen, fasste er für sich den Entschluss, den Kampf gegen das Eis und die Erle auf eigene Faust fortzusetzen.
    »Heda, alter Mann!«, rief er in der Kolonne nach vorn. Wieder hatte er die Nachhut übernommen und war den anderen missmutig hinterhergestapft. Ein schmales Tal lag vor ihnen, dessen bewaldete Hänge tief verschneit waren. Ein Wildbach schlängelte sich durch das Tal, doch war er bereits völlig eingefroren und vereist. Die Welt erstarrte mit jedem Augenblick mehr.
    »Sprichst du mit mir?« Yvolar, der vorausging, war stehen geblieben und wandte sich um. Sein Blick verriet Ernüchterung, das Feuer der Jugend war aus seinen Augen gewichen. Er schien um Jahre, wenn nicht Jahrzehnte gealtert.
    »Allerdings«, bestätigte Alphart missmutig. »Ich würde gern wissen, wohin wir eigentlich gehen.«
    »Zurück nach Glondwarac«, erklärte der Druide.
    »Nach Glondwarac?«, echote Alphart. »Was wollen wir in Glondwarac?«
    »Dort sind wir zunächst vor Muortis’ Horden sicher«, antwortete Yvolar ohne jede Leidenschaft. »Nun, da das Eis immer weiter vordringt, wird es hier schon bald vor Erlen und Trollen wimmeln.«
    »Sollen wir uns feige vor ihnen verstecken?«, fragte Alphart barsch. »Ich verkrieche mich nicht vor dem Feind – ich will kämpfen!«
    »Du magst das für Tapferkeit halten, ich nenne es Dummheit«, entgegnete der Druide niedergeschlagen. »Wir wollen uns nicht verkriechen, Wildfänger, sondern werden in Alwys’ Festung zurückzukehren, um dort zu beraten, was wir noch tun können.«
    »Eine kluge Entscheidung«, meinte Urys. »In Glondwarac sind wir durch den Zeitzauber geschützt.«
    »Vielleicht«, knurrte Alphart, »aber meine Geduld ist erschöpft. Ich will etwas unternehmen und habe keine Lust, mich mit Gnomen zu beraten…«
    »Zwergen«, verbesserte Urys beleidigt.
    »… und hochtrabende Pläne zu fassen, nur um am Ende festzustellen, dass ich einem weiteren Hirngespinst nachgejagt bin«, fuhr der Jäger unbeirrt fort. »Ich habe dir vertraut, alter Mann, doch du hast uns alle enttäuscht. Ja, bitterlich enttäuscht hast du uns!«
    Die Blicke der übrigen Gefährten richteten sich zuerst auf Alphart, dann auf den Druiden. Obwohl alle ähnlich dachten, hätte keiner von ihnen es

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