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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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knisterte ein Feuer, das flackernden Schein auf die Züge des Alten warf. Über dem Feuer stand ein Dreifuß, an dem ein Topf hing. In ihm brodelte eine würzig duftende Suppe.
    Der Blick der grauen Augen, mit denen der Alte die drei Besucher taxierte, war stechend, die Nase in seinem von Falten zerfurchten Gesicht ein wahres Ungetüm, hervorspringend wie ein Erker und gebogen wie der Schnabel eines Falken. Ein grauer Bart umwucherte seinen Mund und fiel auf seine Brust herab – das Haupt des Alten hingegen war so kahl wie der Fels der Höhle.
    »Ich grüße euch, Fremde«, sagte er. Leffel ließ vor Schreck seine Fackel fallen, Alphart hob den Bogen. »Verschwende an mich keine deiner Pfeile, Jäger«, sagte der Alte gleichmütig. »Von mir geht keine Gefahr für euch aus.«
    »Wer bist du?«, wollte Rionna wissen.
    »Niemand, der für euch von Bedeutung wäre. Nur ein alter Einsiedler, der sich hier niedergelassen hat, um Ruhe zu finden vor den Menschen und der Welt.«
    »Dann haben wir wohl deine Ruhe gestört«, sagte die Prinzessin. »Verzeih.«
    »Euch trifft keine Schuld.« In den zerknitterten Zügen zeichnete sich die Ahnung eines Lächelns ab. »Ich habe geahnt, dass ihr kommen würdet.«
    »Warst du es, der uns diesen Zauber geschickt hat?«, fragte Alphart unumwunden. »Hast du uns vor den Wölfen gerettet?«
    »Ich bin nur ein einfacher Einsiedler«, erwiderte der Alte ausweichend, »aber du hast recht, wenn du glaubst, dass dieser Ort von Zauberei durchdrungen ist, von Magie, die bis in die Tage von Vanis’ Söhnen zurückreicht. Nun sagt mir, was euch hierher geführt hat. Der Dunkelwald ist ein Ort voller Gefahren…«
    »Wir wollen zum Druiden Yvolar«, plapperte Leffel munter drauflos, wofür Alphart ihm einen harten Rippenstoß versetzte. Es war selten gut, Fremden gegenüber zu viel von sich preiszugeben; diese Erfahrung hatte er leider machen müssen.
    »Zu Yvolar wollt ihr?« Der Alte lächelte matt. »Und wie steht es mit euren Namen?«
    »Ich bin Leffel Furr aus dem Unterland«, antwortete Leffel beflissen, »den alle nur den Gilg nennen. Dieser grimmige Zeitgenosse hier ist Alphart, Wildfänger von Beruf. Und die wunderschöne Dame in unserer Mitte ist…«
    »… eine unbekümmerte Maid, die so unvorsichtig war, uns auf unserem Weg zu begleiten«, fiel Alphart ihm ins Wort. Der Jäger sah es als besser an, Rionnas Namen und Herkunft nicht auch noch zu verraten.
    »Wollt ihr euch nicht setzen?«, fragte der Einsiedler freundlich und bot ihnen mit einer ausladenden Geste Plätze um das kleine Feuer an. »Es ist genügend Suppe da für alle.«
    »Gern!« Leffel nahm die Einladung sofort und ohne Zögern an. Er hatte ja noch nicht einmal gefrühstückt, und inzwischen hing ihm der Magen bis zu den Knien. Schon wollte er sich am Feuer niederlassen, aber Alphart hielt ihn zurück.
    »Nein danke«, sagte der Wildfänger barsch, »wir haben unsere eigene Verpflegung. Sag uns lieber, wie wir zu Yvolar kommen. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    »Du denkst, dass ich eure Zeit verschwende, Wildfänger?« Der Alte fixierte ihn mit seinen stechenden Augen. »Hm… Du bist ungeduldig, fürwahr.«
    »Ich habe auch allen Grund dazu«, knurrte Alphart, »denn wir haben einen wichtigen Auftrag zu erfüllen, alter Stocker!« Er zog sich damit die tadelnden Blicke seiner Gefährten zu. Als »Stocker« pflegte man in Allagáin griesgrämige alte Menschen zu bezeichnen. Jemanden so zu nennen, der ihnen seine Gastfreundschaft erweisen wollte, war eine arge Beleidigung.
    Wenn der Alte es ihm jedoch verübelte, so zeigte er es nicht. »Es ist viel Zorn in dir, Alphart Wildfänger«, stellte er lediglich fest. »Aber ich bitte dich dennoch um ein wenig Geduld. Dann werde ich euch morgen früh zu Yvolar führen.«
    »Du kennst den Druiden?«
    Der Alte nickte nur, worauf sich Alphart und seine Begleiter mit Blicken verständigten. Etwas auszuruhen würde ihnen sicherlich nicht schaden.
    Zwar traute Alphart dem Einsiedler nicht, der ihm ebenso suspekt war wie das magische Feuer, das sie zu dieser Höhle geleitet hatte, doch er verspürte auch kein Verlangen, ins Freie zurückzukehren, wo möglicherweise noch immer die Wölfe lauerten…
    »Also schön«, erklärte er sich bereit, »wir werden bleiben.« Sie alle ließen sich rings um das Feuer auf den harten Stein nieder.
    Der alte Einsiedler nickte erneut und wirkte zufrieden. Dann begann er, seine Suppe mit einer Kelle in mehrere tönerne Schüsseln zu verteilen,

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