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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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alte Huila besucht, das Kräuterweib, das im Tal des Allair hauste und in seiner Hütte allerhand rätselhafte Dinge aufbewahrte, und Rionna, die den Prunk des Túrin Mar mit all seinen Gemächern und Säulenhallen kannte, wusste, was die Baukunst der alten Zeit vermocht hatte. Dennoch kamen beide aus dem Staunen nicht heraus, als sie das Zuhause Yvolars des Druiden erblickten.
    Einst war Damasia eine Festung gewesen, groß und stolz wie Iónador, aber wehrhaft auf einem Bergrücken sitzend und als Bollwerk des Krieges erbaut. Es hatte zuerst Muortis’ finsteren Horden standhalten müssen und später den Stämmen des Waldvolks.
    Obwohl die Mauern Damasias schon vor langer Zeit geschleift worden waren, boten sie noch immer einen eindrucksvollen Anblick: Steinwälle, so mächtig, als hätten Enze sie aufgetürmt, thronten auf dem Rücken des Urbergs, und von ihren gezackten Ruinen bot sich ein weiter Ausblick auf das endlos grüne Meer des Waldes.
    Im Süden konnte man das ferne Gebirge und seine schneebedeckten Gipfel erahnen. Obwohl die Witterung im Tal des Leathan milder war als im Oberland, spürte man auch noch hier den eisigen Wind, der von den Bergen herabwehte.
    Die Türme und Gebäude der einstmals stolzen Feste lagen fast alle in Trümmern. Eine unüberschaubare Ruinenlandschaft überzog den kahlen Bergrücken: Wehrtürme, die unter Katapultbeschuss eingestürzt waren, Gesindehäuser und Stallungen, die man niedergebrannt hatte, und Torbogen, die unter der Last der Jahre zusammengebrochen waren. Nur ein Bauwerk in ganz Damasia war heil geblieben und hatte nicht nur dem Krieg, sondern auch der Zeit getrotzt: ein breiter Turm mit kuppelförmigem Dach, den Yvolar der Druide zu seinem Domizil erkoren hatte.
    Alphart, Leffel und Rionna verbrachten die Nacht im unteren Bereich des Turms. Alphart hatte sich zwar vorgenommen, Wache zu halten, doch schon nach wenigen Augenblicken war auch er in traumlosen tiefen Schlaf gesunken. Entsprechend erholt fühlte er sich, als er am Morgen erwachte. Die Schrecken des Vortags schienen in weite Ferne gerückt, und wie von Zauberhand bereitet, fanden die drei Gefährten auf einem Tisch mit drei Schemeln ein üppiges Frühstück vor, das aus frischer Milch und Käse, dunklem Brot und saftigem Räucherschinken bestand und mit dem sie sich stärkten, ehe sie hinaufstiegen zum Herrn des Hauses.
    Der Turm hatte mehrere Etagen, die man über die weit geschwungene Treppe erreichen konnte. Die oberste Etage bestand aus einem einzigen Raum und wurde von einer freitragenden steinernen Kuppel überspannt, wie nur die Baumeister der alten Zeit sie zu errichten vermocht hatten.
    Auf diese Kuppel war eine gewaltige Schlacht kunstvoll gemalt. Leffel zuckte zusammen, als er darauf auch schweinsköpfige Gestalten erblickte – ohne Frage waren es Erle, die damals schon ihr Unwesen getrieben hatten.
    Da bewunderte der Gilg doch lieber die hohen Fenster. Sie umgaben den Raum im weiten Rund, und ihre Scheiben bestanden aus buntem Glas, in dem sich heiter das Morgenlicht brach.
    Zwischen ihnen standen ebenso hohe Regale, die bis an die bemalte Kuppel reichten. Sie waren überfüllt mit alten Büchern und ebenso alten Schriftrollen. Eine noch größere Ansammlung alter Schriften hatten die drei Wanderer in den anderen Räumen des Turms entdeckt, als sie die Treppe emporgestiegen waren. Dieser Turm musste immenses Wissen bergen. Alphart, der dem geschriebenen Wort misstraute und überzeugt war, dass nur die Natur die wirklich wichtigen Lektionen lehrte, ließ das völlig kalt. Rionna hingegen war tief beeindruckt, denn im Vergleich zu Yvolars Sammlung verblasste selbst die Bibliothek Iónadors. Und der Gilg, der wie die meisten Bauern Allagáins des Lesens nicht mächtig war, fragte sich, was jemand mit derart vielen Büchern wohl anfangen wollte; Magistrat Belmus besaß ein Buch, das er sogar lesen konnte, und galt deshalb als sehr gebildeter Mann…
    In der Mitte des Saals stand ein riesiger Schreibtisch, über den sich Yvolar der Druide beugte. Er saß auf einem alten Stuhl mit hoher, mit kunstvollen Schnitzereien verzierter Lehne. Ihm gegenüber, vor dem Schreibtisch, standen eine kleine, einfache Holzbank und ein Schemel, die offenbar für Besucher bestimmt waren, auch wenn Yvolar die sicher nicht oft hatte. Er hatte ein aufgeschlagenes Buch vor sich liegen und machte sich mit einem Gänsekiel Notizen auf einem Pergament. Als seine drei Gäste den großen Turmsaal betraten, schaute er von seiner

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