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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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klatschend auf die Flanke. »Heah!«, brüllte er laut. »Mach, dass du weg kommst!«
    Sofort lief das Tier los, preschte wiehernd davon – gefolgt von mehreren dunkelgrauen Schatten, die sich auf einmal aus dem Unterholz lösten und dem fliehenden Pferd hinterherhuschten.
    »Hast du den Verstand verloren?«, herrschte Rionna den Wildfänger an. »Das Pferd! Die Wölfe werden es reißen!«
    »Besser das Pferd als uns«, sagte er nur.
    »Was soll das bedeuten?«, fragte sie aufgebracht.
    »Wenn die Wölfe das Pferd jagen, verfolgen sie nicht uns«, erklärt der Wildfänger, »und wenn sie es töten, haben sie erst mal genug zu fressen und lassen uns in Ruhe.«
    Leffel staunte über die Gewitztheit des Jägers, Rionna allerdings wollte sich nicht beruhigen. »Du bist ein hartherziger Klotz!«, hielt sie Alphart vor.
    Der grinste schief. »Hartherzig wäre es auch, die Wölfe verhungern zu lassen, oder?«
    Dann setzte er sich wieder in Bewegung. Von dem Pferd war nichts mehr zu sehen und zu hören, und tatsächlich schienen auch die Wölfe verschwunden, sodass Rionna nichts mehr dazu sagte, auch wenn der Verlust des Tiers, das sie den weiten Weg von Iónador hergetragen hatte, sie schmerzte.
    Wortlos folgten Leffel und sie dem Wildfänger tiefer in den unheimlichen Dunkelwald…
    Zuerst glaubten sie, die Wölfe tatsächlich losgeworden zu sein. Doch am späten Nachmittag hörten sie wieder ihr Heulen, dann erneut ein Rascheln im nahen Unterholz und schließlich ein Knurren.
    Die Wölfe waren wieder da!
    Alpharts Plan schien nicht funktioniert zu haben. Entweder war den Wölfen das Pferd entwischt, oder diese eine Beute hatte nicht gereicht, um den Hunger der grauen Bestien zu stillen.
    Noch wahrscheinlicher allerdings war, dass der Plan des Wildfängers sehr wohl geklappt hatte, jedoch ein zweites Wolfsrudel die Witterung der Menschen aufgenommen hatte.
    »Sie werden uns kriegen«, jammerte Leffel. »Ich – ich will nicht gefressen werden.«
    »Das geht den meisten Lebewesen so«, entgegnete Alphart.
    »Du musst es wissen«, war Leffel überzeugt. »Du kennst dich in der Natur ja aus.«
    »Wir müssen weiter!«, drängte Rionna, als erneut ein Knurren aus dem Unterholz drang. »Schnell!«
    Ein Plätschern war zu hören, und kurz darauf gelangten sie an einen Bach, der sich in engen Windungen durch das Dickicht schlängelte. Kurz entschlossen trat Alphart hinein und forderte seine Begleiter auf, es ihm gleichzutun – vielleicht gelang es ihnen auf diese Weise, ihre Verfolger von ihrer Fährte abzubringen.
    Das eisige Wasser drang ihnen durch das Schuhwerk, und der Gilg begann schon nach wenigen Schritten zu bibbern. Dennoch folgten sie dem Bach bis zu seinem Ursprung, einem kleinen Wasserfall, der von moosbewachsenen Felsen stürzte. Sie machten kurz Halt, um ihren Durst zu stillen und ihre Feldflaschen zu füllen.
    Um sich einen Überblick zu verschaffen, erklomm der Jäger die Felsen und sah den Urberg, der schon beträchtlich näher gerückt war. Die Erleichterung darüber währte jedoch nicht lange, denn erneut drang das schaurige Heulen der Wölfe durch den Wald. Sie hatten die Witterung also nicht verloren. Es schien auch, als hätten die Bestien nicht vor, noch länger zu warten.
    »Sie kommen näher!«, rief Rionna hinauf, als das Heulen immer noch lauter wurde.
    »Sollen sie«, brummte Alphart und zog einen Pfeil aus dem Köcher, den er auf den Rücken geschnallt hatte. »Ich werde sie gebührend empfangen.«
    »Wie viele von Ihnen kannst du töten, ehe sie über uns herfallen?«, rief Rionna.
    Alphart antwortete nicht darauf. Wenn er schnell genug war, konnte er zwei, vielleicht drei der Bestien mit Pfeilen spicken, ehe sie die Menschen erreichten. Dann jedoch würde die Wölfe nichts mehr aufhalten.
    Plötzlich wieder ein Heulen, diesmal ganz nah.
    Alphart legte einen Pfeil auf die Sehne und starrte ins Dickicht.
    Er verwünschte den Wald und die Düsternis, den modrigen Geruch, der wie ein Leichentuch über den Bäumen lag. Allenthalben raschelte und knackte es, und nicht selten starrten rote Augen aus dem Unterholz, die Tieren gehören mochten, die der Jäger noch nie zuvor gesehen hatte. Was hätte er darum gegeben, wieder in seiner Hütte an den Hängen des Dáicol zu sein und zusammen mit Bannhart die Freiheit der Berge zu genießen.
    Aber das war unmöglich. Sein Bruder war nicht mehr am Leben. Die Erle hatten ihn getötet und die Hütte niedergebrannt. Es gab kein Zurück, Alphart wusste das. Und

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