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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Steinblock auf. Die Augen des Druiden wurden zu schmalen Schlitzen, und seine Miene verfinsterte sich so sehr, dass seine Gefährten erschraken.
    »Das sind keine Erntefeuer«, stellte er fest. »Dies ist der Rauch des Todes. Die Erle sind hier…«

 
    20
     
     
     
    In der Großen Halle von Iónador herrschte tiefes Schweigen. Nur der dumpfe Donner des Gewitters war zu hören, das über dem Umland niederging, während die Goldene Stadt dank des schützenden Daches des Schildbergs davon weitestgehend verschont blieb. Die Ratsmitglieder selbst gaben keinen Laut von sich. Was sie gehört hatten, hatte den edlen Herren die Sprache verschlagen.
    Aufgeregt und in stammelnden Worten hatten die Kundschafter berichtet, was sie gesehen hatten, und nun war jeder im Saal gespannt darauf, was Fürstregent Klaigon dazu sagen würde.
    Klaigon jedoch ließ sich mit der Antwort Zeit.
    Dem Herrscher Iónadors schien es zu gefallen, dass aller Blicke auf ihm ruhten; sein kahles Haupt mit einer Faust stützend, als wäre es ihm schwer vor Bedenken und Sorge, saß er da, die Brauen finster zusammengezogen. »Und es gibt keinen Zweifel?«, fragte er schließlich.
    »Keinen, Herr«, entgegnete der Anführer des Spähtrupps, ein Hauptmann der Armee Iónadors. »Dies ist keine Fehde unter verfeindeten Dörfern. In Allagáin herrscht Krieg. Über Nacht ist er gekommen, schon stehen die ersten Gehöfte in Brand.«
    »Aber wie kann das sein?«, fragte Klaigon und legte eine gehörige Portion Entrüstung in seine Worte. »Wer wagt es, uns ohne Vorwarnung anzugreifen?«
    »Diese Frage kennt nur eine Antwort, Herr«, erwiderte der Hauptmann und bedeutete einem seiner Leute vorzutreten. In den Händen hielt der Soldat eine Standarte, auf deren Kopf die aus Bronze gegossene Figur eines Ebers saß. Ein Raunen ging durch die Reihen der Ratsmitglieder, denn jeder wusste nur zu gut, wer Symbole wie dieses benutzte…
    »Woher habt ihr das?«, wollte Klaigon wissen.
    »Das, Herr, fanden wir in den Ruinen eines Gehöfts im Unterland. Der Bauer und sein Gesinde waren grausam niedergemetzelt, Haus und Scheune standen in Flammen.«
    »Dann ist es offenkundig«, knurrte Klaigon, in dessen Augen auf einmal ein wildes Feuer glomm. »Die Waldmenschen sind es, die uns herausfordern, die Barbaren aus dem Norden!«
    »Aber warum sollten sie so etwas tun?«, warf Fürst Meinrad ein, dessen Burg nahe Kean d’Eagol stand und damit dort, wo der Dunkelwald am dichtesten an das Bergland heranreichte. »Die Barbaren haben den Frieden bislang stets geachtet.«
    »Haben sie das?«, fragte Klaigon argwöhnisch. »Und was ist mit den beiden Boten, die wir nach Damasia schickten? Hätten sie ihre Mission erfüllt, hätten wir wohl längst Nachricht von ihnen.«
    »Ihr meint, der Jäger und der Unterländer wurden von den Waldmenschen getötet?«
    »Was sonst?«, schnaubte Klaigon. »Die Barbaren wollen nicht, dass wir Hilfe aus Damasia erhalten, und der Grund dafür liegt auf der Hand: Sie wollen uns angreifen! Vermutlich sind sie es, die hinter all den bösen Vorzeichen stehen.«
    Entsetzen griff unter den Fürsten um sich, und nicht nur die Herren der Grenzburgen wurden weiß im Gesicht.
    »Ich fürchte, dass dies die Tatsachen sind, denen wir ins Auge schauen müssen«, fuhr Klaigon grimmig fort – von der Unsicherheit, die der Fürstregent noch vor wenigen Tagen hatte erkennen lassen, war nichts mehr zu spüren. »Nach Jahren des Friedens haben sich die Feinde Iónadors wieder erhoben und wollen unsere Vernichtung.«
    »Dann müssen wir ihnen mit der gleichen Entschlossenheit begegnen, wie unsere Väter es getan haben!«, rief Barand von Falkenstein, Klaigons Schwertführer und oberster Marschall.
    »Das werden wir!«, verkündete Klaigon und ballte die Rechte zur Faust, während er mit lodernden Blicken um sich starrte. »Da seht ihr, was geschieht, wenn man den Worten hergelaufener Bauern Glauben schenkt – man verliert die wirklichen Gefahren aus dem Blick. Vor den Erlen habt ihr euch gefürchtet, vor Sagengestalten aus ferner Zeit. Die wirkliche Bedrohung aber hat nichts mit Sagen und Legenden zu tun, sondern ist äußerst real: Das Waldvolk hat Allagáin ohne Grund oder Vorwarnung angegriffen. Das können und werden wir nicht dulden. Unterstützt der Rat der Fürsten meinen Entschluss, den Barbaren den Krieg zu erklären und zu verteidigen, was unser ist?«
    Diesmal gab es kein Zögern.
    Einer nach dem anderen standen die Ritter und Fürsten auf und bekundeten

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