Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
diesmal werden wir die Barbaren endgültig besiegen – und sollte es nötig sein, werden wir sie ausrotten bis zum letzten Mann!«
    Klaigon hatte gerade zu Ende gesprochen, da flackerte draußen ein Blitz, der den Ratssaal gleißend hell erleuchtete. Bizarre Schatten huschten über die Gesichtszüge des Fürstregenten und ließen sie für einen Augenblick wie die eines Unholds wirken. Schon einen Herzschlag später war dieser Spuk wieder vorbei, doch ein heftiger Donner erschütterte den Túrin Mar bis ins Fundament.
    »Ein Hoch auf Klaigon, den Fürstregenten von Iónador!«, rief Barand, und der Rat stimmte begeistert mit ein. »Innerhalb kurzer Zeit werden wir ein Heer aufstellen, wie es seit den Tagen Dóloans keines gegeben hat. Eine Streitmacht, die Berg und Tal erzittern lässt und den Feind in Panik stürzen wird. Die Barbaren werden vernichtet, und die Herrschaft über Allagáin wird endgültig unser sein, von den Ufern des Búrin Mar bis hinauf zum Großen Wald. Heil dir, Klaigon, Retter Iónadors!«
    »Heil dir, Klaigon, Retter Iónadors!«, kam es aus Dutzenden von Kehlen, dass es von den Wänden der Großen Halle widerhallte.
    Allgemeine Erleichterung herrschte darüber, dass der Fürstregent Vorkehrungen getroffen hatte, um Schaden von der Goldenen Stadt abzuwenden. Sie war so groß, dass sich keines der Ratsmitglieder fragte, wie all die Waffen und Rüstungen in die unterirdischen Gewölbe des Túrin Mar gelangt sein mochten. Keiner hatte je den Klang von Schmiedehämmern oder das Fauchen der Blasebälge vernommen. Aber im Hochgefühl dieses Augenblicks stellte niemand Fragen.
    Klaigon triumphierte, und mit einem Lächeln der Genugtuung nahm er die Huldigung der Ratsherren entgegen, zu Füßen der Statue Dóloans sitzend. Dóloan war es einst gewesen, der den Angriff des Waldvolks zurückgeschlagen hatte, und Klaigon war auf dem besten Weg, sich wie dieser berühmte Held in die Annalen der Geschichte einzutragen.
    Plötzlich jedoch brach der Jubel der Edelleute ab, und aller Augen richteten sich auf die Pforte des Saals.
    Dort – Klaigon traute seinen Augen nicht – stand keine andere als Rionna, seine Nichte!
    Über Nacht war sie verschwunden, um sich Klaigons Entscheidung zu entziehen. Und auf einmal war sie ebenso unvermittelt zurückgekehrt.
    Allem Anschein nach hatte sie sich in der Wildnis herumgetrieben, und wie es aussah, war ihr der Aufenthalt dort nicht gut bekommen. Ihre Kleidung war durchnässt vom Regen, und ihr langes Haar hing ihr in feuchten Strähnen ins Gesicht.
    Obwohl sie nur dastand und ihn musterte, fühlte sich Klaigon unwohl in seiner Haut. Einmal mehr fühlte er sich an seinen Bruder erinnert, der ihn auch stets auf diese Weise angestarrt hatte.
    Bis zuletzt…
    »Sieh an«, sagte der Fürstregent, seine Unruhe geschickt verbergend. »Hast du in die Stadt deiner Väter zurückgefunden?«
    »Wie du siehst, Onkel«, antwortete Rionna so trotzig, wie ihr Vater es stets getan hatte. »Und ich wünsche dich unverzüglich zu sprechen.«
    »Morgen«, sagte Klaigon leichthin. »Siehst du nicht, dass der Rat der Fürsten tagt? Es gibt wichtige Dinge zu besprechen.«
    »Die gibt es in der Tat«, stimmte Rionna zu. »Bitte, Onkel, du musst mich anhören – jetzt gleich!«
    »Morgen«, beharrte Klaigon. »Jetzt habe ich keine Zeit.«
    »Dann wirst du sie dir nehmen müssen, Oheim«, entgegnete Rionna mit scharfer Stimme.
    »Morgen«, wiederholte Klaigon noch einmal, und sein Tonfall ließ keinen Widerspruch mehr zu. Ein dunkler Schatten legte sich über seine Züge, und wieder grollte draußen dumpfer Donner.

 
    21
     
     
     
    Um den Erlen zu entgehen, die mordend das Land durchstreiften, verließen Yvolar, Alphart und Leffel Gilg schon bald die alte Straße und schlugen stattdessen südliche Richtung ein. Nach Ansicht des alten Druiden war es besser, einen Umweg in Kauf zu nehmen, als einer Horde blutrünstiger Erle in die Klauen zu fallen, und nicht einmal Alphart widersprach ihm da.
    Flussaufwärts folgten sie dem Lauf des Leathan, der die natürliche Grenze zwischen Allagáin und dem Ostmoor bildete; sie hofften, in dem unwegsamen, von Kiefern bewachsenen und von Sumpflöchern durchsetzten Gelände unentdeckt zu bleiben. So wanderten sie den ganzen Tag lang, wobei es mit jeder Meile, die sie gen Süden zurücklegten, kälter wurde. Die Laubbäume hatten ihre Blätter abgeworfen und säumten den Fluss wie bleiche Totengerippe, und der Wind trieb wieder Schneeflocken ins Tal.
    Am

Weitere Kostenlose Bücher