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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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späten Nachmittag erreichten sie die Hänge des Bennanleath, wo sie eine Rast einlegten und Leffel sich heißhungrig über den Proviant hermachte. Yvolar schien keinen Hunger zu verspüren, und auch Alphart begnügte sich mit ein Paar Schlucken Wasser.
    »Das geht nicht mit rechten Dingen zu«, knurrte er, während er sorgenvoll nach den dunklen Wolken blickte, die weiteren Schnee herantrugen. »Ich habe schon manchen frühen Winter erlebt, aber dieser scheint mir besonders hart zu werden.«
    »Es ist schwer zu sagen, was zuerst da war, die Erle oder die Kälte«, antwortete Yvolar. »Das Eis hat die Schergen des Bösen aus Dorgaskol getrieben, aber wohin diese Kreaturen gehen, verbreiten sie Todeskälte. Wir werden uns vorsehen müssen. Die Erle sind bereits überall, ich fühle ihre Gegenwart. Am besten nehmen wir den Weg durch die Berge. Kannst du uns führen, Wildfänger?«
    »Das könnte ich wohl«, sagte Alphart, »aber der Weg durch die Berge ist weit und beschwerlich. In den Tälern würden wir viel leichter vorankommen und…«
    »… und ohne Zweifel unseren Feinden in die Arme laufen«, sagte Yvolar grimmig. »Wenn es tatsächlich Muortis ist, der hinter allem steckt, wird er ahnen, was ich vorhabe, und die Straßen nach Westen bewachen lassen. Außerdem fürchte ich, dass auch Klaigon nach uns suchen lassen wird, wenn er von unseren Plänen erfährt.«
    »Das wird er nicht.« Alphart schüttelte entschieden den Kopf. »Rionna wird ihm nichts verraten. Sie hat ihr Versprechen gegeben.«
    »Mein wackerer Jägersmann«, sagte Yvolar ernst, »ich fürchte nicht Rionnas Verrat, sondern Klaigons Verschlagenheit.«
    »Du meinst… er würde ihr etwas antun, um sie zum Sprechen zu bringen? Sie foltern lassen? Sein eigen Fleisch und Blut?«
    Der Druide antwortete nicht, aber sein Blick sprach Bände.
    »Dann müssen wir nach Iónador aufbrechen und sie retten«, sagte Alphart heftig.
    »Das können wir nicht. Gegen die Überzahl von Klaigons Wachen hätten wir keine Chance. Überdies haben wir eine Mission zu erfüllen.«
    »Das habe ich nicht vergessen, alter Mann«, entgegnete Alphart zähneknirschend. »Aber du kannst nicht von mir verlangen, dass ich jemanden im Stich lasse, der sein Leben für mich riskieren wollte. Rionna hat viel gewagt, um uns zu warnen. Auch wenn wir ihrer Hilfe wohl nicht bedurften, sehe ich mich dennoch in ihrer Schuld.«
    »Euch zu warnen war ihre Entscheidung. So wie sie sich dafür entschieden hat, nach Iónador zurückzukehren«, hielt Yvolar dagegen. »Es ist ihr Weg – dein Weg hingegen ist ein anderer, Wildfänger: Du wirst mich durch die Berge nach Westen fahren, denn dies ist die Aufgabe, die die Vorsehung für dich bestimmt hat.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Befrage dein Herz – du weißt es selbst.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Willst Rache üben für den Tod deines Bruders?«
    »Das will ich allerdings.«
    »Dann musst du mit mir kommen«, sagte Yvolar. »In Iónador wartet nur ein sinnloser Tod auf dich.«
    »Also schön, alter Mann«, knurrte Alphart nach kurzem Zögern, »du hast gewonnen. Um der Rache willen, die ich geschworen habe, werde ich dich durch die Berge führen und nach Glondwarac begleiten. Danach jedoch werde ich nach Iónador gehen.«
    »Das steht dir frei.« Der Druide lächelte hintergründig. »Kennst du einen sicheren Schlafplatz für die Nacht?«
    »Das will ich meinen.«
    »Dann führ uns hin. Du hast mein Vertrauen, Wildfänger.«
    Alphart sandte dem Druiden einen mürrischen Blick, dann übernahm er die Führung – und zu Leffels hellem Entsetzen ging es nun steil bergauf zum Osthang des Bennanleath, in den ein Wildbach eine tiefe Schlucht gegraben hatte. Während der Gilg zurückschreckte vor der engen Kluft, in die zu dieser Stunde kaum noch Tageslicht fiel, setzte Alphart ohne Zögern seine Schritte in den düsteren Schlund. Am Bach entlang führte er seine Gefährten über schroffe Felsen und Steige, vorbei an Wasserfällen, die über das graue Gestein in die Tiefe stürzten, um dort von dunklen Löchern verschluckt zu werden.
    Der Aufstieg war nicht ungefährlich: Durch den Schneefall und die Kälte war der Fels rutschig und an einigen Stellen vereist. Um ein Haar wäre Leffel ausgeglitten und in eines der Löcher gestürzt, das ein Wasserfall in Jahrhunderten in den Fels gebohrt hatte. Doch Alphart griff blitzschnell zu und konnte den jungen Bauern festhalten.
    Immer weiter ging es hinauf. Massive Felsblöcke, die aussahen,

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