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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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an einem schmalen Steg vertäut und dümpelten auf den Wellen.
    Yvolar betrat den Steg und ging bis an sein Ende. Dort hob er seinen langen Eschenstab und hielt ihn senkrecht über das Wasser. Dabei schloss er die Augen und murmelte geheimnisvolle Worte.
    In der Ferne, wo Wasser und Himmel ineinander übergingen, waren plötzlich dunkle Wolken aufgezogen. Blitze entluden sich und badeten den Horizont im flackernden Schein, ferner Donner grollte. Und dann – Alphart und Leffel trauten ihren Augen kaum – umzuckte plötzlich ein seltsames Leuchten die Enden von Yvolars Stab. Daraufhin fasste der Druide ihn mit beiden Händen und stieß ihn senkrecht ins Wasser.
    Eine kreisförmige Welle ging davon aus, die sich nach allen Seiten ausbreitete, jedoch nicht schwächer wurde und schließlich verebbte, wie wenn man einen Stein ins Wasser wirft, sondern immer stärker und größer wurde, je weiter sie sich vom Ufer entfernte. Kaum war sie in der Ferne verschwunden, erregte ein munteres Plätschern unter den Planken die Aufmerksamkeit der Gefährten. Auch am Steg und um die Boote erwachte das Wasser plötzlich zum Leben, als würde dichter Regen auf die Oberfläche prasseln.
    »Fische!«, rief Leffel Gilg heiser aus. »Da sind überall Fische…!«
    Gaétan, der in seiner Trauer den Kopf gesenkt hatte, blickte auf. »Was sagst du, Unterländer? Hat es uns nicht schon schlimm genug getroffen? Musst du uns auch noch verhöhnen?«
    »Aber wenn ich es euch sage!«, rief der Gilg. »Da sind Fische im Wasser, lauter Fische!«
    Da erreichte das helle Geplätscher auch das von Trauer getrübte Gehör des Bürgermeisters. Ungläubig eilte er zu Yvolar, starrte mit geweiteten Augen auf das Leben, von dem es ringsum wimmelte: Hechte und Saiblinge, Waller und Aschen – sie alle drängten sich im Wasser und schienen es nicht erwarten zu können, herauszuspringen in die Pfannen und Rauchkammern und in die Mägen der hungrigen Seestädter.
    »Ein Wunder!«, rief Gaétan aus. »Gepriesen sei der Schöpfergeist, dass er dich zu uns gesandt hat, Yvolar Zauberhand!«
    »Zu viel der Ehre«, erwiderte der Druide mit weisem Lächeln. »Die Kraft war bereits da, ich brauchte sie nur zu nutzen. Und nun solltest du nach Fischern mit Netzen rufen, denn unsere schuppigen Freunde werden nicht den ganzen Tag warten.«
    Das ließ sich Gaétan nicht zweimal sagen. Laut rufend rannte der Bürgermeister ins Rathaus, und schon kurz darauf wurde die Glocke im Giebel geläutet. Aus allen Ecken der Stadt strömten die Leute herbei, um zu sehen, was es gab, und bald waren zahllose Hände zur Stelle, um die Netze auszuwerfen und die wimmelnde Pracht einzuholen – starke, schwielige Hände, die harte Arbeit gewohnt waren.
    Vom Steg aus sahen Yvolar, Alphart und Leffel ihnen zu, und als die Fischer von Seestadt das dritte Netz aus dem Wasser zogen, das zum Zerreißen gefüllt war mit zappelndem Fisch, musste auch der Jäger dem Druiden Anerkennung zollen.
    »Ich weiß nicht, wie du das gemacht hast, alter Mann«, sagte er, »aber ich gebe zu, dass ich beeindruckt bin.«
    »Diese Worte aus deinem Mund zu hören, Alphart Wildfänger«, erwiderte Yvolar lächelnd, »ist wie eine lange Lobrede aus dem Mund eines Königs.«
    Sogleich gingen die Frauen von Seestadt daran, die Fische auszunehmen. Ein Teil davon wurde gesalzen und zum Trocknen gelegt, ein anderer auf lange Stöcke gespießt und zur Rauchkammer getragen. Aber die Seestädter begnügten sich nicht damit, ihre Vorratskammern zu füllen. Der Tradition der Gastfreundschaft folgend, stellten sie auf dem Marktplatz Tische und Bänke auf, und unter einem eisernen Rost wurde ein Feuer entzündet, über dem ein weiterer Teil des frischen Fangs geröstet wurde.
    »Seid unsere Gäste«, lud Gaétan den Druiden und seine Begleiter ein. »Die Zeit des Trübsals soll zu Ende sein, denn an diesem Tag hat uns der Schöpfergeist Rettung geschickt. Die drohende Hungersnot ist abgewendet dank eurer Hilfe, deshalb wollen wir zu euren Ehren ein Festmahl geben.«
    »Nein danke«, sagte Alphart barsch, noch ehe Yvolar etwas entgegnen konnte. »Wir sind nicht gekommen, um hier lange zu verweilen. Alles, was wir wollen, ist…«
    »… ein wenig Ruhe nach langer Wanderschaft«, fiel der Druide ihm ins Wort und bedachte Alphart mit einem Blick, der selbst den unerschrockenen Wildfänger verstummen ließ. »Gern nehmen wir die Einladung an, denn unser Marsch war beschwerlich und unsere Wegzehrung karg. Aber ehe die Laternen

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