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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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dem Druiden abgefallen, so geschmeidig und kraftvoll waren seine Bewegungen – gegen die Unzahl von Gegnern, die unentwegt auf ihn einstürmte, würde jedoch auch er nicht lange bestehen können.
    Mit wilden Kriegsschreien auf den wulstigen Lippen stürmten die Erle weiter heran, und egal, wie viele von ihnen er erschlug, es kamen immer noch mehr. Obwohl Yvolar mit der Macht des Zauberkundigen kämpfte, war ihm klar, dass er nicht gewinnen konnte.
    Irgendwann würde eine schartige Klinge oder ein rostiges Axtblatt seine Deckung durchdringen und ihr Ziel finden.
    Seine Mission war gescheitert.

 
    6
     
     
     
    Galfyn hatte sich zurückgezogen und stand auf jenem hohen Aussichtspunkt, den ihm seine Leute in der Krone einer alten Eiche errichtet hatten; der jähe Winter hatte den mächtigen Baum so unerwartet ereilt, dass er unter dem Mantel aus blendend weißem Schnee noch immer sein grünes Blätterkleid trug.
    Ein wenig, dachte Galfyn, fühlte er sich wie dieser Baum – der plötzlichen Kälte ausgesetzt und seiner wahren Natur entrissen. Nicht aus freien Stücken war er zum Heerführer geworden, sondern weil die Notwendigkeit ihn dazu gedrängt hatte. Der feige Überfall auf sein Heimatdorf hatte den jungen Häuptling des Falkenclans bittere Rache schwören lassen, und nirgendwo anders als in Iónador vermutete er die Drahtzieher des hinterhältigen Angriffs, bei dem seine Familie so grauenvoll dahingeschlachtet worden war.
    In Fynrads Heiligem Hort hatte er die Clans des Waldes versammelt, damit sie ihren Zwist untereinander begruben und sich wie einst zusammenschlossen, um gegen den Feind zu ziehen, der ihrer aller Existenz bedrohte. So überzeugend hatte er gesprochen, dass ihm die Stämme schließlich auf den Feldzug gegen Iónador gefolgt waren. Und nicht nur das: Sie hatten ihn zu ihrem Anführer gemacht.
    Einzig Herras, sein treuer Oheim und Waffenmeister, hatte ihn zur Vorsicht gemahnt. Zwar hatte Galfyn alle Bedenken beiseite gewischt – nun jedoch, da er auf seinem hohen, einsamen Posten stand und einmal mehr die Last der Verantwortung auf seinen Schultern spürte, kehrten sie zurück.
    Er dachte an seine Begegnung mit dem Anführer des feindlichen Heeres, als sie sich an den Ufern des Flusses gegenübergestanden hatten. Hoch zu Ross war er erschienen, und um nicht zu ihm aufblicken zu müssen, hatte sich Galfyn einer alten Tradition entsonnen und sich von seinen Begleitern auf einem Schild tragen lassen. Siegesgewiss hatte sich der feindliche Heerführer gegeben, aber nicht annähernd so hochmütig, wie Galfyn es von ihm erwartet hätte. Und er hatte einige Gemeinsamkeiten zwischen sich und dem Marschall von Iónador festgestellt: Beide hatten sich nicht nur überzeugt davon gegeben, den Sieg in dieser Schlacht davonzutragen; sie waren auch annähernd im gleichen Alter und ähnlich entschlossen, für ihre Sache einzustehen.
    Herras hatte zudem noch eine weitere Übereinstimmung zur Sprache gebracht: »Der Herr von Falkenstein«, hatte er gesagt, »trägt unser Stammestier in seinem Wappen.«
    Auch Galfyn war dies aufgefallen, aber er hatte dem keine besondere Bedeutung beigemessen. »Und?«, hatte er entgegnet. »Ich kann darin nicht mehr als einen Zufall sehen.«
    »Meiner Erfahrung nach gibt es keine Zufälle in dieser Welt«, hatte sein Oheim und Waffenmeister daraufhin erwidert.
    »Dann soll diese Schlacht als der Kampf der Falken in die Geschichte des Waldvolks eingehen«, hatte Galfyn unnachgiebig und voller Trotz geantwortet. »Als jene Schlacht, in welcher der wahre Falke aus den Wäldern dem falschen Falken aus der Goldenen Stadt die Flügel stutzte!«
    Danach hatte er über diese seltsame Gemeinsamkeit nicht weiter nachgedacht. Und er hatte auch alle anderen Bedenken seines Oheims mürrisch als die übermäßige Sorge eines alten Mannes abgetan.
    Aber nun plagte auf einmal auch ihn ein ungutes Gefühl, als wäre der Sieg, den er bereits zum Greifen vor sich gesehen hatte, auf einmal ungewiss. Zuerst glaubte Galfyn, dass es die Zweifel seines alten Waffenmeisters wären, die sich allmählich auch auf ihn übertrugen, aber das stimmte nicht. Es waren seine eigenen Bedenken, die an ihm nagten und ihn nicht mehr loslassen wollten – auch wenn es längst kein Zurück mehr gab.
    Denn die Schlacht hatte begonnen.
    Einen ersten Schwarm von Pfeilen hatten die Bogenschützen des Waldheers bereits auf den Feind losgelassen, und soeben prasselte eine zweite Welle tödlicher Geschosse über die Reihen

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