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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Menschensprache zu beherrschen schien. Aber das war wohl nicht der Grund, dass ihn die Erle zu ihrem Anführer gemacht hatten, sondern seine überlegene Körpergröße…
    »Lorga dich töten«, kündigte der Unhold grinsend an. »Bringen deinen Kopf zu meinem Herrn.«
    »Wer… wer ist dein Herr?«, fragte Yvolar stockend.
    »Warum du wollen wissen? Du gleich tot.«
    »Dann kannst du es mir ja sagen, oder nicht?«
    Die fliehende Stirn des Erls legte sich in Falten, während er angestrengt nachzudenken schien. Doch offenbar leuchtete ihm das Argument des Druiden schließlich ein, denn er sagte: »Kaelor unser Herr und Meister. Er befehlen, wir folgen.«
    »K-Kaelor?«, fragte Yvolar entsetzt und war einen Moment lang unaufmerksam – einen Moment, den Lorga nützte, um ihm mit der Breitseite des Schwerts einen Schlag auf den Kopf zu verpassen. Benommen ging der Druide nieder und landete im Morast. Vergeblich versuchte er, sich mithilfe des Stabs wieder auf die Beine zu stemmen – er sackte zurück und blieb zu Füßen seines grausamen Gegners liegen.
    »Du kennen Kaelor?«, fragte Lorga, und seine Augen rollten dabei wild in den Höhlen.
    »Aller… allerdings«, antwortete Yvolar schwer atmend.
    Kaelor war ein farmon daic – ein Eisriese.
    Die Eisriesen hatten sich einst mit den Erlen und Trollen verbündet und Muortis ewige Treue geschworen. Damals hatte es dreizehn von ihnen gegeben, aber sie wurden von Danaón und seinen Sylfenkriegern erschlagen – bis schließlich nur noch Kaelor am Leben gewesen war. Getrieben von Rachsucht und Zerstörungswut, war er zu Muortis’ gefürchtetstem Diener geworden. Die Nachricht, dass auch er die Zeiten überdauert hatte und nun dem Heer der Erle vorstand, ließ Yvolars Verzweiflung noch größer werden.
    Er erinnerte sich, dass ihn Fyrhack nach Kaelor gefragt hatte, als der junge Erwyn und er in der Drachenhöhle gewesen waren. Unendlich lange schien das her zu sein, und Yvolar überlegte, ob Fyrhacks Entscheidung anders ausgefallen wäre, hätte er von Kaelor gewusst…
    Der Druide sah, wie Lorga das Schwert hob, um ihm das Haupt von den Schultern zu schlagen. Die Züge des Erls verzerrten sich dabei zu einem bösen Grinsen.
    Yvolar wollte seinen Stab zur Abwehr einsetzen, aber er war zu schwach dazu; weder reichten seine mentalen Kräfte aus, um die Energie zu entfesseln, die dem Eschenholz innewohnte, noch die ihm verbliebene Körperkraft, den Stab auch nur zu heben. Lorga sah es und lachte. Seine Art kannte weder Mitleid noch Gnade.
    »So also endet es«, flüsterte Yvolar.
    Er senkte das Haupt, schloss die Augen und versuchte, seine letzten Momente auf dieser Welt nicht in Todesangst zu verbringen, sondern in innerem Frieden. Gleichwohl gelang es ihm nicht. Wie auch? Seine Aufgabe auf dieser Welt war unerfüllt. Es war ihm nicht gelungen, die Sterblichen gegen Muortis zu einen, geschweige denn eine Allianz unter dem Banner des letzten Sylfen herbeizuführen. Im Gegenteil hatte Fyrhack der Drache, auf den der Druide seine ganze Hoffnung gesetzt hatte, die Rechtmäßigkeit von Erwyns Anspruch nicht anerkannt, und in diesen Augenblicken, die die letzten seines Lebens sein sollten, fragte sich Yvolar, ob er sich die ganze Zeit über selbst betrogen hatte.
    Verzweiflung erfasste ihn und drohte ihn zu verschlingen wie ein dunkler Abgrund, und in der Gewissheit, dass die Welt der Sterblichen in Kälte und Dunkelheit versinken würde, schloss der Druide vom Urberg mit dem Leben ab und wartete auf den tödlichen Streich…
    … als plötzlich ein dunkler Schatten auf ihn fiel.
    Gleichzeitig war ein dumpfes Brausen zu vernehmen, das die Luft erzittern ließ – und noch ehe Yvolar klar wurde, was geschah, fauchten heiße Flammen über ihn hinweg, so dicht, dass sie sein Haar versengten.
    Einen Herzschlag später war Lorga verschwunden. Dort, wo der Anführer der Erle eben noch gestanden hatte, das Schwert erhoben, lag ein schwelender, zur Unkenntlichkeit verbrannter Kadaver.
    Die anderen Erle verfielen in wüstes Geschrei. Einige ergriffen panisch die Flucht, andere blickten verschreckt zum grauen Himmel auf, von wo die Glut der Vernichtung über sie hereingebrochen war. In diesem Moment fiel der bedrohliche Schatten ein zweites Mal auf sie.
    Yvolar presste sich tief in den Schlamm, und das keinen Augenblick zu früh. Schon brandete abermals sengende Hitze über ihn hinweg, um in die Reihen der Unholde zu fahren und sie zu rösten. Als lebende Fackeln rannten die Erle umher und

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