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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Cough tanzte um das Biest, schnappte, bellte mit Schaum vor dem Maul. Das Biest schüttelte den hässlichen Kopf.
    William machte sich zum Angriff bereit.
    Plötzlich zuckte das Biest, wie von einem Stromschlag getroffen, zurück. Im nächsten Moment hörte William sie auch – eine Frauenstimme, die leise sang und gallische Worte summte.
    Das Biest erschauerte, dann heulte es, stieß ein lang anhaltendes, von Bedauern und Schmerz erfülltes Jaulen aus, wirbelte herum und verschwand in der Nacht.
    »Zurück! Hierher«, knurrte William.
    Die Stimme kam näher. Das winzige Licht einer Laterne schwankte zwischen dunklen Kiefern.
    William tauchte im Dickicht ab und ließ Cough allein im zertrampelten Unkraut zurück.
    Das Gebüsch teilte sich, und Großmutter Az erschien. Sie hob die Laterne, und der wacklige Lichtschein ließ ihre Altersrunzeln noch tiefer wirken. Hinter ihr lugte Lark hervor, die dunklen Augen in dem blassen Gesicht riesengroß.
    Der Hund trottete zu ihr, stieß gegen die Beine der alten Frau und warf sie fast um.
    »Da bist du ja, Cough.« Großmutter Az streckte die Hand aus und tätschelte Coughs besabberten Kopf. »Ja, ist ja gut.«
    »Ist es weg?«, wollte Lark wissen.
    »Ja, es ist weg, Kind. Und heute Nacht kommt es auch nicht wieder. Aber du darfst eine Zeit lang nicht mehr in den Wald gehen. Ich wünschte, du hättest mir gesagt, dass er hierhergekommen ist. Komm, lass uns heimgehen.«
    Mit einem begütigenden Lächeln nahm Großmutter Az Larks Hand und kehrte mit ihr in den Wald zurück. Der Hund folgte ihnen, knurrte leise und grummelte irgendetwas vor sich hin.
    William kam wieder hoch. Seine Brust brannte, und die Schulter fühlte sich an wie ein einziger großer Bluterguss. Das Ding hatte sich vor seinen Augen regeneriert. Nicht mal die Freaks der Hand heilten so schnell. Was, bei allen Teufeln der Hölle, war das?
    Allmählich sah er klar: Er war gründlich vermöbelt worden, hatte nichts herausgefunden und verdankte sein Leben einem blöden Köter und einer alten Frau.
    Falls er lange genug lebte, um Nancy in Adrianglia Bericht zu erstatten, würde er diesen Teil wohl ein wenig aufhübschen müssen.

 
    19
    Der Morgen kam viel zu schnell, dachte William, als er mit dem Rasieren fertig war. Er hatte sich zurück ins Haus geschlichen und sich ein paar Stunden Bettruhe gegönnt, aber er fühlte sich größtenteils noch immer so, als hätte man ihn durch eine der im Broken üblichen Wäscheschleudern gedreht und zur Erhöhung des Drehmoments noch eine Handvoll Steine dazugegeben.
    Wenigstens hatte sein Zimmer ein eigenes Bad, sodass er sich einigermaßen ungestört säubern konnte. Die Farbe seiner Schulter hatte inzwischen von Blau zu einem krankhaften Gelbgrün gewechselt. Das Gelb würde sich bis zum Abend verflüchtigen – auch Gestaltwandler heilten rasch. Der Nachteil war, dass Heilung häufig nur neue Strafen nach sich zog, überlegte William.
    In den frühen Morgenstunden war irgendetwas geschehen. Er erinnerte sich, von einem Tumult wach geworden zu sein, doch seine Tür war fest verschlossen geblieben, also hatte er sich wieder schlafen gelegt.
    William zog sich an und probierte den Türgriff erneut. Offen. Gut. Er hatte sich schon in der Nacht zusammenreißen müssen, um die Tür nicht einfach aufzubrechen. Er war noch nie gerne eingesperrt gewesen.
    Er schlüpfte auf den Gang hinaus. Das Haus lag still und von der Sonne beschienen, in der Luft der Geruch von gekochtem Schinken. Er entschied, dass ihm das Rattennest gefiel. Mit seinen sauberen Holzböden und hohen Fenstern war es ein offener, aufgeräumter Ort, einladend, gemütlich, ohne erdrückend zu wirken. Er nahm einen Hauch von Cerises Duft wahr und folgte ihm die Treppe hinunter und in eine riesige Küche. Den Raum beherrschte ein massiver, verschrammter alter Tisch; dahinter stand ein enormer Holzofen neben einem Elektroherd. Am Tisch saß Erian und tat sein Bestes, um seinen überladenen Teller zu leeren. Kaldar lehnte an der Wand. Keine Cerise. Super.
    »Da sind Sie ja.« Kaldar begrüßte ihn mit einem Wink. »Sie haben das Frühstück versäumt, Sportsfreund.«
    »Ich dachte, Sie sollten auf mich aufpassen«, entgegnete William. »Was war los?«
    Kaldar verzog das Gesicht. »Dies und das. Wie auch immer, ich dachte, dass Sie früher oder später von alleine hierherfinden. Außerdem haben wir alle auf Sie aufgepasst. Schließlich können wir keinen unbeobachteten Fremden im Haus dulden. Nehmen Sie’s nicht

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