Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten
Blitz aus seinen Augen, lief über seine Hand in sein Schwert.
Scheiße.
»Wirklich schade, dass es so gekommen ist«, meinte Lagar.
Cerises Magie glitt über ihr Schwert. »Das war uns beiden klar«, gab sie zurück.
Lagar griff an. Schnell wie ein Gestaltwandler. Cerise parierte. Ihre Bewegungen erfolgten so rasch, als hätten sich ihre Gelenke verflüssigt. Die beiden Klingen prallten aufeinander und schlugen magische Funken. Die Kontrahenten tanzten über die Lichtung. Blitz folgte auf Blitz, Vorstoß auf Vorstoß. Stahl dröhnte, Magie leuchtete.
Dann zog Cerise sich zurück, gefolgt von Lagar. Einen Atemzug lang standen sie reglos, sprungbereit wie zwei Katzen vor dem Kampf, dann setzte sich Lagar in Bewegung, stellte Cerise mit steil aufgerichteter Schwertspitze übers Gras nach. Cerise reagierte, stand auf Zehenspitzen, mit locker in der Hand liegender Klinge.
Lagar stürmte vor. Cerise hielt mit. Er sprang und ging mit über dem Kopf erhobenem Schwert auf sie los, setzte auf seine überlegene Körperkraft. In einem blendenden magischen Feuerwerk trafen sie aufeinander, prallten voneinander ab und standen sich gegenüber.
Plötzlich stieg William Blutgeruch in die Nase.
Ein langer Schnitt klaffte in Cerises Hemd, das sich über der Schulter und an der Brust rot färbte. Ein schmales Lächeln verzog Lagars Lippen.
Wenn Lagar gewonnen hatte, würde er ihn umbringen.
Doch dann machte der Sheerile einen Schritt und stürzte, als hätte man ihm die Beine unter dem Körper durchtrennt. Cerise sank neben ihm langsam ins Gras. Lagar keuchte, schnappte mit kurzen, flachen Atemzügen nach Luft.
Auf Lagars Mantel breitete sich ein dunkler, tiefroter, fast schwarzer Fleck aus. Blut aus der Leber, vermischt mit dem Gestank von Galle.
»Ihr Götter, tut das weh«, japste Lagar.
Cerise nahm seine Hand. Sie hat ihn angefasst . William würgte ein Knurren ab.
Lagars Bauch blähte sich auf, schwoll an wie ein Wasserball. Sein Magen füllte sich mit Blut.
»Aus uns … hätte was werden können …« Lagar hustete Blut.
Cerise knetete seine Hand. »Vielleicht in einer anderen Zeit, in einem anderen Leben. Aber du hast meinen Vater mehr gehasst, als du mich je hättest lieben können.«
»Glück gehabt«, sagte Lagar leise. Ein Krampf ließ ihn erschauern, und er umklammerte ihre Hand.
»Du hättest abhauen sollen«, sagte sie zu ihm. »Das wolltest du doch immer.«
»Schimären«, hauchte Lagar. »Wie Sumpflichter.«
Wieder schüttelte ihn ein Krampf. Er schrie. Dann verdrehte er die Augen. Aus seinem Mund ergoss sich ein Blutschwall.
Sein Puls erlosch.
Cerise entwand ihm ihre Hand. Nun blickte sie ausdruckslos und kalt. »Knüpft ihn auf.«
»Du blutest«, bemerkte Richard. »Und Großmutter ist nicht hier, um dir zu helfen.«
»Sie hat recht.« Ignata kam zu ihnen. »Morgen ist es zu spät. Knüpf ihn auf, Richard.«
Er schüttelte den Kopf und entfernte sich.
»Was geht hier ab?« William sah Kaldar an.
Kaldar verzog das Gesicht und spuckte ins Gras. »Magie. Uralte Sumpfmagie.«
22
Cerise saß im Gras. Die Brustwunde hatte zu bluten aufgehört. Seltsamerweise tat es nicht weh, jedenfalls nicht so sehr, wie sie befürchtet hatte. Ihr Blut gerann immer sehr schnell, und in den meisten Fällen kam sie mit einem Verband davon, wenn andere genäht werden mussten.
Ein paar Meter weiter zog Erian einen Toten an den Füßen zu dem wachsenden Leichenhaufen. Er hätte besser seine Wunden versorgt, statt Leichen herumzuschleppen. Erian wandte sich ihr zu, warf die Leiche herum. In seinen Augen leuchtete Erregung, die Zähne waren zu einem starren Grinsen gefletscht. Er sah verwirrt aus, versunken in manischem Entzücken.
Blut lief aus dem Mund der Leiche. Erian lachte glucksend aus vollem Hals.
Die Freude in seinem Gesicht verstörte sie zutiefst. Das war nicht Erian. Erian war still und friedlich. Er lachte nicht über den Tod. Empfand keine Freude dabei.
Die Fehde war vorbei, sagte sich Cerise. Erian hatte so lange auf seine Rache gewartet, dass er darüber vielleicht ein wenig die Fassung verloren hatte. Doch die Sheeriles waren am Ende, und nach dem Säubern der Freifläche würde Erian schon wieder normal werden. Aber dieses totenstarre Grinsen würde sie nie mehr vergessen.
Sie seufzte und betrachtete den Toten in seinem Schlepptau. Der bleiche Kopf der Leiche schlug auf den Boden, worauf noch mehr Blut aus dem Mund quoll. Das Gesicht kam ihr bekannt vor … Arig. Ohne sein anzügliches
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