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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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und verstreute in einem gleichmäßigen Kreis Asche rings um Lagars Leichnam.
    Es wäre viel leichter, wenn Großmama hier wäre, aber das war sie nicht.
    Großmutter Az nahm Emilys Gesicht in beide Hände und hielt sie so sanft, wie sie es immer gemacht hatte, als Emily noch ein Baby gewesen war. Obwohl nur ein Hänfling von einem Mädchen, strotzte Emily nur so vor Magie. Az seufzte. Von allen ihren Kindern verfügte Michelle über die größte Zauberkraft. Kein Wunder also, dass ihre Tochter in ihre Fußstapfen trat.
    Vor ihnen sprenkelten die Wehrsteine rings um das Gebiet der Sheeriles den Sumpfwald. Dahinter versteckte sich Kaitlin, wähnte sich sicher aufgehoben in ihrem Herrenhaus, hinter ihren alten Wehren. Hielt sie für undurchdringlich. Tja, nicht mehr lange, du verrückte alte Hexe . Nicht mehr lange. Heute ist Schluss damit .
    Mikita und Petunia beobachteten sie.
    »Bist du sicher, Chado?«
    Emily nickte.
    »Bist so ein gutes Mädchen.« Az lächelte, als sie das leichte Zittern bemerkte, das die Hände des Mädchens durchlief. Banges Mädchen. Bang, so bang. »Also gut.«
    »Was mache ich jetzt?«
    »Du bleibst einfach neben mir stehen. Gaston, bist du so weit?«
    Urows Jüngster nickte – dieser Wolf hatte ihm doch tatsächlich das Haar geschoren – und rückte den Rucksack auf seinem Rücken zurecht.
    »Denk daran, du gehst über den Fisherman’s Track zurück. Die Wehre halten Sachen fern, dich aber nicht. Halt dich nicht dort auf. Warte nicht drauf, dass was passiert, sonst kommst du womöglich nicht mehr raus.«
    Er nickte abermals.
    »Also, dann los jetzt.« Großmama legte Emily die Hand auf die Schulter und spürte den verhärteten Muskel. »Alles in Ordnung«, flüsterte sie. »Vertraue deiner Großmutter, Kind.«
    Die Spannung unter ihren Fingern löste sich. Großmutter Az richtete sich auf und nahm ihre Kräfte zusammen. Wie ein wütender Bienenschwarm, der sich aus dem Laub und von der Erde von allen Seiten auf sie stürzte, überfiel es sie. Dies war Alte Magie. Moormagie. Aus ihr war einst ein Imperium erstanden, wie es die Welt noch nicht gesehen hatte. Davon gab es nichts mehr, nur die Magie.
    Emily keuchte. Gierig entzog Az ihr mehr und mehr Kraft. Emily erschauerte und ging in die Knie. Ihr Kopf hing schlaff, ihr dunkles Haar fiel ihr ins Gesicht, ihre Magie floss in Az’ Finger. In dieser Magie, der Magie eines lebenden Menschen, lag die wahre Macht.
    Az konnte es nun sehen, der Magiesturm hüllte sie ein wie ein dunkler Umhang, der sich in gespenstischen Winden bauschte. Hexenmantel hieß das.
    Az spürte, wie Emilys Herz schwächer und schwächer schlug. Es reichte. Sie hätte noch mehr nehmen können. Ein Teil von ihr sehnte sich danach, sehnte sich nach der Macht, doch sie blockierte diesen Teil ihrer Seele, schlug ihm die Tür ins jammernde, hungrige Antlitz. Sie ließ los, auch wenn es sie ihre ganze Willenskraft kostete, dann fiel ihr Enkelkind mit dem Gesicht auf die weiche Erde.
    Der von ihrem Willen geformte Hexenmantel stellte die Verbindung her. Auf dein Wohl, Kaitlin. Auf dass du mit deiner Brut in der Hölle schmorst .
    Az schlug ins Leere, legte ihr ganzes Gewicht in den Schlag. Die Magie fuhr ihren Arm entlang, eine schreckliche Nadel zielte auf das Herz des Sheerile-Landes, wo ihr Herrenhaus lag. Die Steine in der Erde erbebten, zwei von ihnen färbten sich schwarz.
    Zwischen den Wehren tat sich ein Pfad auf, gerade mal ein Meter zwanzig breit und pfeilgerade.
    »Jetzt, Gaston! Los!«
    Urows Jüngster flog den Pfad entlang und war zwei Atemzüge später aus ihrem Blickfeld verschwunden.
    »Weg ist er«, murmelte Az. »Schnell wie der Wind.«
    Dann gaben ihre Beine unter ihr nach, doch Mikita fing sie auf, bevor sie fiel. Die Wehrsteine wurden immer heller und nahmen allmählich wieder ihr gewöhnliches Grau an. Die Schutzzauber kehrten flackernd zurück und schlossen den zuvor geöffneten Pfad.
    »Ich werde allmählich zu alt für so was«, brummte Az, ehe der Schlaf nach ihr griff.
    Cerise leerte die restliche Asche aus, nahm einen kleinen bestickten Ranzen aus der Plastiktonne und betrat den Kreis im Bewusstsein ihrer Cousinen an ihrer Seite. Selbst unter der Schlammschicht wirkte Catherines Gesicht blutleer. Ignata biss sich auf die Lippen.
    Dann standen sie vor dem Pfahl. Cerise machte noch einen kleinen Schritt nach vorne. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie musste das hier machen, und sie musste es gut machen. Die Alte Magie war unbeherrschbar und ständig

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