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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Wehren war intakt. Abgesehen davon würde es niemand wagen, in ihr Reich einzudringen. So dumm wäre gewiss niemand.
    Kaitlin schritt auf die Veranda hinaus, auf ihrer Haut brachen sich winzige Machtfunken. Mit der Hand fuhr sie über den Schal. Nichts. Kein Zauber irgendeiner Art lag darauf, das Muster war so verschlungen wie eh und je. Sie hatte den Schal wohl einfach hier auf der Veranda vergessen.
    Kaitlin nahm ihn, legte ihn sich um die Schulter, blieb noch einen Augenblick stehen und atmete die Gerüche des Moors ein. Der Nachmittag neigte sich seinem Ende entgegen. Bald würde die Nacht anbrechen. Die dunkle Zeit. Die Ratten würden in ihrem Rattennest feiern, siegestrunken und randvoll mit Wein. Kaitlin hatte noch ein bisschen was für sie in petto.
    Ein vages Kribbeln ließ sie einen Blick auf ihre Hand werfen. Etwas Graues überzog dünn ihre Fingerspitzen. Sie starrte es verstört an, rieb mit dem Daumen über die übrigen Finger und keuchte, als Haut und Muskeln von den Knochen fielen.
    Sie fuhr entsetzt herum, suchte nach Spuren eines Angriffszaubers und hüllte sich skandierend in einen Schutzschirm. Macht floss und bildete eine beruhigende, feste Wand aus Magie, die sie vor der Welt abschirmte. Kaitlin konnte sich singend befreien. Immer wieder flüsterte sie die Worte, aber die Haut ihrer Finger wollte nicht heilen.
    Der Schal. Sie riss ihn sich vom Leib und schrie auf, als auch die Haut am Hals mit abging. Taubheit kroch ihr die Finger hinauf und sickerte in ihre Arme.
    Das konnte nicht sein. Sie bestand aus Eisen! Sie war stark!
    Ihre Beine knickten ein, Kaitlin brach auf der Veranda zusammen. Die Taubheit erfasste ihre Brust. Ihr Herz setzte aus … und die Taubheit wurde zu einer Springflut aus Schmerz, der durch ihren Körper wogte und seine Zähne ungestüm in ihr Innerstes schlug.
    Sie wollte nach den Arbeitern im Stall rufen, doch der Schmerz hatte ihre Kehle in einen brennenden Kragen gezwungen und ihre Stimme gehorchte ihr nicht mehr.
    Ich sterbe …
    Sie würde nicht zulassen, dass die Ratten ihr Land bekamen. Nicht ihr Land, nicht ihr Haus, nicht das Wrack von einem Körper, das mal ihr Mann gewesen war. Kaitlin pumpte, was von ihrem Leben noch übrig war, mit einer enormen Willensanstrengung in einen allerletzten Zauber.
    Gaston stürmte über den verschlungenen Fisherman’s Track. Den Sack und die Zange für den Schal hatte er ins Gebüsch geworfen, um Ballast loszuwerden, aber das hatte wenig gebracht. Seine Beine wurden trotzdem schwer. Gaston sprang über einen umgestürzten Baum. Das Unkraut links und rechts des überwucherten Pfades peitschte im Laufen seine Schultern und puderte seine Haut mit gelben Frühlingspollen.
    Hinter ihm erhob sich Gebrüll, ein schwacher, gedämpfter Laut wie das Tosen eines fernen Wasserfalls. Er blickte zurück und sah, dass weit hinter ihm Pflanzen hochschnellten, wie von einer unsichtbaren Hand gezogen. Kiefern ächzten protestierend.
    Er rannte. Er rannte schnell, so schnell wie noch nie im Leben, zwang die letzten Kraftreserven aus seinen Muskeln, bis er meinte, sie würden ihm kraftlos von den Knochen fallen. Das Brüllen wurde lauter. Kleine Steine trafen ihn. Die Luft in seinen Lungen brannte wie Feuer.
    Da sah Gaston den Fluss vor sich und stürzte ihm entgegen.
    Er würde es vermasseln.
    Er sprang ins Wasser und verschwand in der Dunkelheit. Aufgeschreckt von seinem Erscheinen, schoss ein winziger Evaurg an ihm vorbei.
    Über ihm färbte sich der Himmel gelb.

 
    23
    Cerise streckte die Beine aus und trank noch einen Schluck Saft. Ihr ganzer Körper schmerzte, als hätte jemand mit einem Sack voll Steine auf sie eingedroschen.
    »Und, wie geht’s uns jetzt?«, fragte Ignata vom anderen Ende des Zimmers.
    »Uns geht’s gut.« Cerise sah sie an. Ignatas Gesichtshaut wirkte zu straff gespannt. Unter ihren Augen hingen dunkle Kohlensäcke. Als sie nach Hause gekommen waren, hatte sich Catherine sofort in ihrem Zimmer vergraben. Sie seufzte. Wenn sie einigermaßen bei Verstand wäre, hätte sie sich besser ebenfalls zurückgezogen. Sie hatte es versucht, aber die Sorge trieb sie fast in den Wahnsinn, also hatte sie nur geduscht und war anschließend in die Bibliothek runtergekommen, wo Ignata schon mit Schlonzbeerensaft auf sie lauerte, um ihre »Elektrolyte auszugleichen«, was immer das heißen mochte.
    »Was für ein Tag«, murmelte Ignata.
    Erian schob sich ins Zimmer und ließ sich in einen weichen Sessel sinken, die Augen geschlossen,

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