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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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dachte an die in hauchdünnes Weißgold eingelassenen eleganten Smaragde. Die einzige Verbindung zu ihrer Mutter, zu dem Leben, dass sie sich erträumt hatte. Als würde sie einen Teil ihres Selbst preisgeben, aber irgendwo musste das Geld ja herkommen, und der Schmuck war die letzte Reserve, die ihnen noch blieb. »Wir verkaufen die Smaragde.«
    Ignata machte Augen. »Das sind Erbstücke. Die du auf deiner Hochzeit tragen solltest. Du kannst sie nicht verkaufen.«
    Und ob sie konnte. Allerdings würde sie sich vorher einen schönen, langen Heulkrampf gönnen, damit sie während des Verkaufs nicht mehr in Tränen ausbrach. »Wirst schon sehen.«
    »Cerise!«
    »Es sind doch bloß Steine. Steine und Metall. Man kann sie nicht essen, und warm halten sie einen auch nicht. Wir müssen unsere Schulden bezahlen, und die Kinder benötigen neue Klamotten. Munition und Essen brauchen wir auch.«
    »Warum zahlt er nicht?« Erian nickte in Richtung William. »Schließlich hat er das Vieh gekillt.«
    »Weil er kein Geld hat«, entgegnete Cerise. »Und selbst wenn er welches hätte, würde ich es nicht annehmen.«
    William öffnete den Mund, doch sie stand auf. »Das war’s. Ende der Diskussion. Wir sehen uns später.«
    Sie lief raus auf die Veranda, ehe es kein Halten mehr für sie gab.
    Draußen hüllte die kalte Nachtluft Cerise ein. Sie atmete tief durch und näherte sich über den Balkon der Tür zu ihrem Lieblingsversteck.
    Plötzlich fiel vor ihr ein Schatten auf den Balkon. Wilde Augen starrten sie an. William.
    Wie, um alles in der Welt, war er ihr zuvorgekommen? Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
    Er straffte sich.
    »Du stehst mir im Weg«, sagte sie.
    »Verkauf sie nicht. Ich gebe dir das Geld.«
    »Ich will dein Geld nicht.«
    »Weil du immer noch wegen Lagar sauer bist?«
    Sie warf die Hände hoch. »Du dummer Kerl. Kapierst du’s nicht? Lagar saß genauso in der Falle wie ich. Wir wurden beide in das hier hineingeboren, ohne Ausweg, und wir wussten, dass wir uns am Ende gegenseitig umbringen würden. Was wir wollten, änderte daran gar nichts. Er hätte wenigstens abhauen können, während ich wegen meiner Familie hier festsitze. Ich habe ihn nicht geliebt, William. Zwischen uns war nichts als Bedauern.«
    »Dann nimm das verfluchte Geld.«
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil ich dir nichts schuldig sein will.«
    Er knurrte.
    Rasche Schritte näherten sich. Sie drehten sich beide um.
    Tante Pete kam um die Ecke gerauscht. »Cerise?«
    Große Götter, konnten die sie nicht mal einen Moment in Ruhe lassen? Cerise seufzte schwer. »Ja?«
    »Kaldars Jungs sind zurück. Sie haben das Haus gefunden, in dem die Hand sich verkrochen hat, und Bilder davon gemacht.« Tante Pete keuchte. »Moment, ich muss erst mal Luft holen.« Dann gab sie ihnen die Fotos.
    Cerise nahm die Bilder und hielt sie in das schwach durchs Fenster scheinende Licht. Ein großes Gebäude mit einem gläsernen Gewächshaus daneben. Kaldars Jungs hatten sich nahe rangewagt. Darüber würde sie noch ein Wörtchen mit ihm reden müssen – solche Risiken waren nicht nötig.
    Tante Pete nahm ihr die Bilder aus der Hand und knallte dann eins davon oben auf den Stapel. »Das ist alles gar nichts. Aber das hier, sieh dir das mal an!«
    Das Foto zeigte eine Nahaufnahme des Gewächshauses durch eine gut geputzte Glasscheibe. Traurig ragte ein sechzig Zentimeter hoher Baumstumpf aus der Erde. Der Stamm war blau und durchsichtig, als bestünde er aus Glas. Ein Borgerbaum. Eine der magischen Pflanzen des Weird.
    Cerise hob den Blick.
    Tante Pete schnaufte. »Du weißt, wozu man diesen Baum verwendet. Denk nach, Cerise.«
    Cerise runzelte die Stirn. Normalerweise lieferte der Borgerbaum kleine Mengen Katalysatoren, die Menschen und Pflanzen miteinander verbanden. William hatte gesagt, die Hand verfüge über jede Menge Freaks, von denen einige vermutlich Pflanzenteile aufgepropft hatten und daher Katalysatoren brauchten. Dieser Baum schien recht beachtlich gewesen zu sein, und da er bis auf den Stumpf abgeholzt war, musste man dort wohl eine Riesenmenge Katalysatoren benötigt haben.
    Der einzig mögliche Grund dafür bestand darin, dass jemand mithilfe von Magie vollständig umgewandelt werden sollte. Aber wen konnte Spider transformieren? Seine Leute waren samt und sonders schon so weit wie irgend möglich transformiert. Also musste es um die Gefangenen gehen. Ihnen irgendetwas aufzupropfen ergab allerdings keinen Sinn, nein, um sie mental zu

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