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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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einen Arm in einer Schlinge. »Was für eine Woche.«
    Ignata wandte sich ihm zu. »Wieso bist du noch wach? Habe ich dir nicht vor einer halben Stunde Baldrian verabreicht?«
    Er öffnete die hellen Augen und sah sie an. »Hab ich nicht genommen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil in deinem Baldrian genug Schlaftinktur war, um einen Elefanten in den Tiefschlaf zu versetzen.«
    Ignata verbarg das Gesicht in den Händen. »Weißt du, wenn du eine Ärztin bezahlen müsstest, würdest du bestimmt auf sie hören.«
    »Wohl kaum«, brummte Cerise.
    »Wo steckt der Blaublütige?«, wollte Erian wissen.
    »Bei Kaldar.«
    »Mir ist da was aufgefallen.« Erian drehte sich in seinem Sessel herum. »Der hat ein Gedächtnis wie eine Alligatorenfalle. Hier gibt’s mehr als fünfzig von uns, aber er hat noch keinen Namen durcheinandergebracht.«
    Cerise versank tiefer in den Polstern. Das fehlte ihr gerade noch: ein Familienrat zum Thema Lord Bill.
    »Ich mag ihn«, sagte Ignata. »Er hat Lark gerettet.« Ein Lächeln dehnte ihre Lippen. »Und Cerise mag ihn auch.«
    »Nicht das schon wieder«, murmelte Cerise.
    »Das wird aber auch höchste Zeit. Wie lange ist es jetzt her, dass Tobias abgehauen ist? Zwei Jahre?«
    »Drei«, sagte Erian.
    Da kam Kaldar herein, gefolgt von William. Ihre Blicke trafen sich, und Cerises Herz setzte aus.
    Kaldar ließ sich in einen Sessel fallen und streckte seine langen Beine aus. »Worum geht’s gerade?«
    »Wir versuchen dahinterzukommen, wann du Cerise verheiraten willst«, antwortete Erian.
    Kaldar lehnte sich zurück, in seinen Augen funkelte ein Lichtlein. »Tja …«
    Klirrend stellte Cerise ihr Glas ab. »Das reicht. Habt ihr rausgekriegt, in welchem Haus meine Mutter festgehalten wird?«
    Kaldar verzog das Gesicht. »Noch nicht. Falls du’s vergessen hast, Bluerock liegt mitten in einem ziemlich großen See. Es dauert, bis wir das richtige Haus gefunden haben. Morgen wissen wir mehr. Ich habe Leute darauf angesetzt.«
    »Was für Leute?«
    Kaldar winkte ab. »Wenn ich dir verrate, wen ich die Bude ausspionieren lasse, springst du mir sofort ins Gesicht, von wegen wie riskant das ist und dass ich keine Kinder in Gefahr bringen soll. Jemand kümmert sich drum, mehr musst du nicht wissen.«
    »He, Moment mal –«
    Da schlug etwas gegen das Fenster.
    Cerise packte ihr Messer. Kaldar war bereits auf den Beinen und näherte sich dem Fenster, immer an der Wand lang, den Dolch in der Faust.
    Noch ein Schlag. Kaldar spähte mit dem Rücken zur Wand aus dem Fenster und seufzte, dann schob er den Fensterrahmen nach oben.
    Ein kleines Tier erklomm die Fensterbank. Mit zerzaustem Mäusefell saß es auf den Hinterbeinchen und sah sie aus riesigen hellgrünen Äuglein an.
    Oh, nein .
    Das kleine Biest watschelte zum Rand der Fensterbank, schlug einmal, zweimal mit den Fledermausflügeln, wagte den Sprung und landete auf dem Tisch. Winzige Krallen schlitterten über die polierte Tischplatte, und das Geschöpf fiel auf den Hintern, rutschte ein Stück, kam vor Cerise wieder auf die Beine und wackelte mit seinen an eine Spitzmaus erinnernden Schnurrhaaren.
    Nun gab es kein Zurück mehr. »Emel, mich hätte fast der Schlag getroffen.«
    »Tut mir leid.« Emels Stimme kam nicht direkt von dem Biest, sondern von irgendwo sieben Zentimeter über seinem Kopf. »Ich hab den kleinen Burschen hier noch nicht so ganz unter Kontrolle. Zwar habe ich ihn schon vor ein paar Wochen gemacht, aber ich war mir sicher, dass alles, was größer ist als er – so wie die Dinge liegen –, sofort abgeknallt würde.«
    Mit einer winzigen schwarzen Pfote kratzte sich das Biest die Flanke.
    »Das mit Anya tut mir so leid«, sagte Emel.
    »Mir auch.« Sofort quälten sie Gewissensbisse. Anya hatte sich freiwillig gemeldet, die Stinkbombe zum Haus zu schmuggeln. Ohne Lagars Alligatorenfallen wäre sie jetzt noch am Leben.
    Die Fledermaus zitterte. »Irgendwer hat auf der Lichtung vor Sene Raste Adir beschworen. Warst du das oder Großmutter Az?«
    »Ich. Großmutter schläft.«
    Das Biest nieste und rollte sich zu einer winzigen Kugel zusammen. »Gut gemacht«, meinte Emels körperlose Stimme. »Du hast einen Tick zu lange gewartet, aber davon mal abgesehen … sehr gut gemacht.«
    Sein Lob erfüllte sie mit unsinnigem Stolz. Wenigstens hatte sie mal was richtig gemacht. »Danke.«
    Da schlüpfte Richard durch die Tür, gefolgt von Murid und Tante Pete mit ihrer schwarzen Augenklappe.
    Das Biest schlief ein, der winzige Brustkorb hob

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