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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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außerhalb des Unterrichts auch nicht. Mein Leben bestand aus Training, Kampfausbildung und Lernen. Sonst gab es nichts.«
    Er hielt inne und sah sie an, um sich davon zu überzeugen, dass sie ihn verstand, und fürchtete ihr Mitleid. Aber er sah keins. Er konnte ihre Miene nicht deuten, konnte nicht sagen, was sie gerade dachte. Sie saß nur sehr ruhig da und blickte ihn an.
    »Du musst nicht da rumstehen«, sagte Cerise dann mit besänftigender Stimme. »Du kannst dich auch hierher zu mir setzen.«
    William schüttelte den Kopf. Wenn er sich jetzt zu ihr setzte, wäre es vorbei. »Ich habe immer davon geträumt, dass meine Eltern auftauchen und mich da rausholen. Mit zwölf bin ich in die Verwaltung eingebrochen, fand meine Akte und wusste, was los war. Keiner wollte mich. Keiner würde kommen und mich befreien. Ich war auf mich allein gestellt. Also gab ich mir alle Mühe. Wenn ich’s vermasselte, wurde ich ausgepeitscht und mit Isolation bestraft. Wenn ich gut war, ließ man mich für ein paar Minuten raus ins Freie.
    Mit dreizehn tötete ich meinen ersten Gegner. Mit sechzehn machte ich meinen Abschluss, und die Unterschrift unter mein Entlassungszeugnis besiegelte gleichzeitig meinen Eintritt in die Rote Legion. Ich wurde nicht gefragt, ob ich das wollte, aber wenn man mich gefragt hätte, hätte ich mich auf jeden Fall fürs Militär entschieden. Ich bin ein Killer.«
    Er hatte keine Lust mehr zu reden, aber jetzt musste alles raus. Die Erinnerungen lasteten auf ihm wie ein tonnenschweres Gewicht, das er nicht loswurde.
    »Ich hab dir doch erzählt, dass ich vors Kriegsgericht gestellt wurde. Ich besitze nichts, Cerise. Kein Land, kein Geld, kein Ansehen, keine Ehre. Ich bin nicht normal. Ein Gestaltwandler zu sein ist keine Krankheit, es wird nicht irgendwann mal besser. Ich werde immer die Arschkarte gezogen haben, und meine Kinder werden ebenfalls als Welpen zur Welt kommen. Du musst mir sagen, ob du das wirklich willst. Dich und mich. Ich muss das wissen. Ohne Sperenzchen, Andeutungen oder Geschäker. Denn wenn du nur hier bist, damit ich morgen für deine Familie eintrete, keine Sorge, das mache ich sowieso. Wenn du mich nicht aufrichtig willst, dann kämpfe ich und verschwinde anschließend, und du hörst nie wieder von mir.«
    William verstummte. Er hatte Hunderte Kämpfe bestritten, Dinge getan, die kein Mann mit Verstand tun würde, aber er wusste nicht, ob er sich am Ende schon mal so leer gefühlt hatte.
    Cerise öffnete den Mund.
    Wenn sie ihm jetzt sagte, dass er gehen müsste, würde er dies tun. Er hatte es versprochen, also musste er sich daran halten.
    »Ich liebe dich«, sagte sie.
    Die Worte hingen zwischen ihnen in der Luft.
    Sie hatte Ja gesagt. Sie liebte ihn.
    Die selbst angelegte Kette riss. Er sprang vor und schloss sie in die Arme, schob ihr das Haar aus dem Nacken, hob sie hoch und küsste sie. Ihre Hände streichelten sein Gesicht.
    »Du hättest Nein sagen sollen«, knurrte er. »Jetzt ist es zu spät.«
    »Mir doch egal, Dummkopf«, hauchte sie. »Ich liebe dich und will, dass du mich auch liebst.«
    Sie gehörte ihm. Seine Frau. Seine Gefährtin. Er küsste sie, begierig auf ihren Geschmack, und sie erwiderte seinen Kuss, rasch, fiebrig, als könnte sie nicht genug bekommen.
    Mein .
    Er vergrub sein Gesicht an ihrem Hals, roch ihr seidiges Haar, leckte ihre weiche Haut. Sie schmeckte wie Wein mit Honig, süß und berauschend unter der Zunge, und sie machte ihn trunken.
    »Ich will, dass du bei mir bleibst«, sagte sie. »Ich will, dass du für immer bei mir bleibst.«
    Ein Teil von ihm wollte es nicht glauben. So viel Glück war ihm nicht vergönnt. Das Schicksal belohnte ihn nicht, es versetzte ihm Tritte und streckte ihn nieder, zermalmte ihn unter seinem Absatz. Furchtbare Angst packte ihn, dass sie einfach irgendwie verschwinden würde, sich in Luft auflösen oder in seinen Armen sterben würde, sodass er, allein und pleite, in seinem Haus aufwachte, weil sie nur ein Wunschtraum gewesen war.
    »Wirst du, William? Wirst du immer bei mir bleiben?«
    Er hielt sie fest, damit sie nicht verschwand. »Ja.«
    Sie streichelte seinen Rücken, ihre schlanken Finger folgten beruhigend, einladend den Konturen seiner Muskeln. Ihre rosige Zunge schnellte vor und leckte ihn, liebkoste ihn wieder und wieder. Er küsste sie fest, um die ärgerlichen Warnungen in seinem Kopf abzuwürgen, dann ließ er sich mit ihr ins Heu sinken. Sie wand sich unter ihm, warm, beweglich und biegsam.
    Erregung

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