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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Moschusgeruch eines Wolfes in die Nase, der soeben sein Revier markiert hatte. Er straffte sich.
    Vor der Tür stand ein großer, älterer Mann inmitten eines Rudels tobender Hunde. Hochgewachsen, mit breiten Schultern, gekleidet in Jeans und Lederweste. Sein langes, graues Haar fiel ihm bis auf den Rücken.
    »Ruhig«, murmelte Cerise neben ihm. »Ganz ruhig. Das ist bloß Onkel Hugh.«
    Der Mann drehte sich um und blickte ihn an. Ein blasses Leuchten glitt über seine Augen. Ein Wolf.
    Ein tiefes Grollen entstieg Williams Kehle. »Er ist …«
    Cerise schob ihre Hand in seine Armbeuge. »… wie du. Ich weiß es erst seit ein paar Tagen. Er ist ein sehr netter Mann, Will.«
    Hugh beobachtete ihre Annäherung. Seine Miene verriet nichts.
    William blieb in ein, zwei Metern Entfernung stehen. Es ging nie gut, wenn zwei Gestaltwandler außerhalb der Roten Legion aufeinandertrafen. Aber er wollte jetzt keine Konfrontation. Nicht, nachdem er endlich eine Partnerin gefunden hatte.
    »Onkel Hugh!« Cerise ging zu ihm und umarmte ihn.
    »Ceri.« Unbeholfen drückte er sie, um sie schnell wieder loszulassen. »Ich bin hier, um zu helfen.«
    »Danke.«
    »Wer ist das?«
    »Das ist mein William.«
    Hugh sah zuerst sie an, dann William. » Dein William?«
    Sie nickte. »Mitsamt Fell, Klauen und Zähnen.«
    Wie unter einem Stromschlag zuckte Hugh zusammen. Cerise tätschelte seine Unterarme, worauf sein Blick zu William weiterwanderte. »Aus Adrianglia?«
    William nickte.
    »Die machen dort Killer aus euch.«
    »Wir kommen als Killer zur Welt.«
    Hughs Augen wurden blassgelb. »Wenn du sie schlecht behandelst, reiße ich dir die Kehle raus.«
    William legte ein Grollen in seine Stimme. »Ich fälle dich, wie du dastehst, alter Mann.«
    »Reizend«, sagte Cerise. »Warum gehen wir nicht alle rein, trinken Tee und essen Kuchen?«
    Hugh rührte sich nicht.
    »Hugh!«, rief Murid von der Veranda.
    Er warf ihr einen Blick zu.
    »Lass den Jungen in Frieden«, sagte sie.
    Hugh zuckte die Schultern und tätschelte Cerises Hand. »Wenn er jemals –«
    »Er wird mir nichts tun.« Cerise legte ihre andere Hand auf Williams Unterarm. »Er liebt mich, Onkel. Also, komm jetzt!«
    William knurrte ein bisschen und ließ sich von ihr zur Treppe führen.
    Die Tür knallte und entließ Kaldar auf die Veranda.
    William seufzte und hörte Hugh es ihm gleichtun. Sie sahen einander über Cerises Kopf hinweg missmutig an.
    Kaldar verdrehte die Augen. »Na, das ist ja allerliebst. Wir haben das ganze Haus wegen euch auf links gedreht, und da seid ihr. Habt ihr euch gut amüsiert, ihr zwei Turteltäubchen?«
    »Das geht dich nichts an«, teilte Cerise ihm mit.
    »In die Bibliothek mit euch. Wir halten dort Kriegsrat ab.«
    William ließ sich in die überfüllte Bibliothek führen, wo man ihn bat, in einem Sessel vor einem Tisch Platz zu nehmen, auf dem ein halbes Dutzend Flaschen mit grünem Wein stand. Es wimmelte nur so von Mars. Keine Kinder, nur die Heranwachsenden und Erwachsenen. Die Streitmacht für morgen.
    Erian reichte Becher aus einer ausgehöhlten Pflanze herum. »Sumpfkürbis«, erklärte er. »Eine Tradition.«
    »Vor dem Kampf gegen die Sheeriles habt ihr das nicht gemacht.« William nahm seinen Becher.
    »Das war was anderes«, erwiderte Erian.
    »Die Sheeriles waren Edger, wie wir«, dröhnte Mikita von links.
    »Die Hand und ihre Agenten sind Eindringlinge«, ergänzte Murid.
    Richard sah Cerise an. Sie zog ihr Schwert und gab es ihm. »Ich finde, du solltest es tun.«
    Richard nahm das Schwert. Schweigen senkte sich über den Raum.
    Er hielt die Klinge über die Flaschen. Sein Gesicht nahm den Ausdruck äußerster Konzentration an.
    Eine Sekunde verging. Noch eine.
    Deshalb trug Cerise die Verantwortung, dachte William. Im Kampf wäre Richard längst tot.
    Dann ging in einer intensiven blauen Entladung Magie von Richard aus und tanzte über die Klinge. Er schlug zu und köpfte auf einen Streich alle sechs Flaschen.
    Rauer Jubel hallte durch die Bibliothek.
    Richard gab Cerise das Schwert zurück, Flaschen wurden gepackt, und Ignata schüttete Wein in Williams Becher.
    »Wir trinken heute den fünfzig Jahre alten Wein«, verkündete Cerise und hob ihren Becher. »Auf dass wir den kommenden Tag erleben.«
    Sie tranken. William nahm einen großen Schluck aus seinem Becher. Der Wein rann seine Kehle hinab, Feuer und Freude verschmolzen miteinander und wurden eins. Seit er die Legion verlassen hatte, fühlte er sich zum ersten Mal als Teil

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