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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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hast du gelernt?«
    Gaston hustete. »Dass es nicht reicht.«
    »Dass es noch nicht reicht. Auf das Noch kommt’s an.« William griff nach dem Arm des Jungen und zog ihn hoch. »Der Kampf morgen gegen Spider ist sehr edel. Aber Leute wie wir geben einen Scheißdreck auf Edelmut. Wir wollen gewinnen. Wir kämpfen unfair und setzen alles ein, was wir haben, weil es nicht darum geht, sein Leben einfach wegzuwerfen. Es geht darum, den anderen Scheißkerl zu erledigen. Und um einen Bastard wie Spider zu töten, muss man schon einiges draufhaben. Kraft und Schnelligkeit machen noch keinen Kämpfer aus dir. Sie zeigen lediglich dein Potenzial.«
    Gaston wischte sich die Nase.
    »Wenn du lange genug lebst, zeige ich dir, wie du so wie ich wirst. Oder du kannst morgen mit Gebrüll losstürmen, wie dein Vater, und dich von Spider in einen Batzen blutiges Fleisch verwandeln lassen.«
    »Und wenn er Sie morgen fertigmacht?«
    William seufzte. »Wenn das passiert, gehst du nach Sicktree. Dort findest du einen Typen namens Zeke Wallace, der dort einen Lederladen hat. Erzähl ihm, was passiert ist, und sag ihm, dass du mit Declan Camarine in Adrianglia sprechen musst. Zeke wird dich zu Declan bringen, der übernimmt dann, und in ein paar Jahren kannst du Spider aufspüren und ihn in meinem Andenken umbringen. Du kannst aber auch morgen draufgehen. Deine Entscheidung.«
    William öffnete die Tür. Gaston ging hinaus, warf aber noch einen Blick über die Schulter. »Eines Tages schlage ich Sie.«
    »Kann sein.«
    William machte die Tür zu und fiel aufs Bett. Gut, dass er nie einen Kater hatte, sonst würde er morgen eine klägliche Figur abgeben.
    Er schloss die Augen und hörte die Tür aufgehen. Cerise schlich ins Zimmer und glitt neben ihn ins Bett.
    »Träume ich?«, fragte er sie.
    »Nein.«
    »Oh, gut.«

 
    26
    Graue Dämmerung lastete auf den feuchten Zypressennadeln. William beugte sich vor und griff nach dem Zypressenzweig, um nicht abzustürzen. Über ihm rührte sich Kaldar im dichten Haarfarnmoos.
    Als er sich freiwillig meldete, den Mars als Kundschafter voranzugehen, hatte er nicht damit gerechnet, dass Cerise ihm ihren Vetter aufhalsen würde. Kaldars Körper bewegte sich lautlos und bildete damit einen völligen Kontrast zu seinem Mundwerk.
    William blinzelte. Von seinem Hochsitz in der Zypresse konnte er das Gewächshaus und in einer Entfernung von etwa vierhundert Metern einen rückwärtigen Abschnitt der Hauswand ausmachen. Im Gewächshaus bewegte sich eine kleine, dunkle Gestalt. Der Bucklige schwang vor ihren Augen eine kurze Schaufel. Glas klirrte. Scherben regneten auf den Boden.
    »Was macht der da?«, fragte Kaldar.
    »Er zerlegt den Garten.«
    William schwang sich von seinem Ast, sprang auf den nächsten darunter, und ließ sich schließlich auf den Waldboden fallen.
    »Wo wollen Sie hin?«, zischte Kaldar.
    »Da rein. Spider und die meisten seiner Leute sind fort. Das Anwesen wird nur noch von ein paar Agenten bewacht.«
    »Wir sollen aber hier auf Cerise warten.«
    William machte seine Armbrust bereit und lief zum Haus. Hinter ihm fluchte Kaldar unterdrückt und sprang auf die weiche Erde. William trottete durch den Zypressenhain bis zum Rand der Lichtung und blieb stehen. Die Erde roch seltsam.
    Kaldar holte auf. »Endstation?«
    »Ja.«
    Kaldar hob einen Stein auf und warf ihn auf die Lichtung, wo er zwischen zwei Wehren landete. Sofort schoss ein grüner Stängel aus der Erde, ein Hagel nadelspitzer Dornen pfefferte den Boden und schlug Funken aus dem Stein.
    »Haben Sie Geld dabei?«
    »Nein.«
    Kaldar verzog das Gesicht. »Was haben Sie dann?«
    William ging im Geist die ungefähr zwanzig Sachen durch, die er heute Morgen der Wundertüte des Spiegels entnommen und unter seinen Kleidern verstaut hatte. Viel davon konnte er nicht hergeben. »Ein Messer«, antwortete er.
    »Schön. Ich wette mein Messer gegen Ihr Messer, dass ich unbeschadet da durchkomme.«
    William besah sich die achtzig Meter breite Lichtung, die sie vom Haus trennte. Ein Selbstmordkommando. »Nein.«
    Kaldar verdrehte die Augen. »Hey, ohne Wette ist es nicht dasselbe.«
    Cerise würde ihm bei lebendigem Leib die Haut abziehen, wenn er ihren Vetter hier draufgehen ließ. Spaß würde es ihm schon machen. Sogar heilsam wirken. Andererseits würde es sie zum Weinen bringen. »Nein.«
    »William, ich brauche eine Wette, anders funktioniert es nicht. Sie haben nichts zu verlieren. Setzen Sie einfach Ihr verdammtes Messer gegen

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