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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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steht.«
    Richard löste die Lederlasche, die das Buch verschloss, klappte den Deckel auf und blätterte durch die vergilbten Seiten. Dann runzelte er die Stirn. »Ich hab’s.«
    Richard hob den Wälzer und zeigte den anderen die Seite. Die rot gesetzte Überschrift lautete: »Missbräuchliche und unredliche Schwüre.« Darunter eine lange Liste von Unterpunkten.
    »Unterpunkt 3«, las Richard vor. »Seite 242.«
    Die Seiten raschelten beim Umblättern. »Missbrauch. Ungesetzliche Menschenversuche. Grobe Missachtung der Unversehrtheit des menschlichen Körpers zur Erschaffung einer Anomalie.«
    »Wo ist der Unterschied zu dem, was die Hand macht?«, fragte Erian.
    »Die Hand existiert angeblich gar nicht«, sagte William. »Wenn sie gefasst werden, erhalten ihre Agenten keinerlei Unterstützung von Louisiana. Man gibt sie auf, weil ihre magischen Modifikationen illegal sind.«
    »Großvater wurde wegen Manipulationen am menschlichen Körper verurteilt, womit er gegen seinen ärztlichen Eid verstieß.« Damit betrat Mikita den Raum. »Mutter sagt, sie hätten mal darüber gesprochen. Er wusste, dass man ihn verfolgen würde, aber er hat trotzdem weitergemacht – womit auch immer. Es erschien ihm als zu wichtig, um damit aufzuhören.«
    »Und worum ging es bei seiner Forschung?«, erkundigte sich Richard.
    »Er wollte den menschlichen Körper dazu bringen, sich selbst zu regenerieren. Er meinte, Menschen besäßen die nötigen Selbstheilungskräfte und könnten mit sämtlichen Krankheiten alleine fertig werden. Dass sie dazu nur den richtigen Schalter in ihrem Körper umlegen müssten.«
    Man musste ein Besessener sein, um gegen einen Eid zu verstoßen und alles aufs Spiel zu setzen, das bequeme Leben als Blaublütiger, seine Stellung. Ein solcher Mann, ein Mann mit einem Ziel, würde sich von den Sümpfen nicht aufhalten lassen, überlegte William. Nein, er würde seine Arbeit, worum es sich dabei auch immer handeln mochte, einfach fortsetzen. Hier. Im Sumpf.
    Den Körper dazu bringen, sich selbst zu regenerieren.
    Regenerieren.
    Sein Gedächtnis nötigte ihm das Bild eines Monsters im Mondlicht auf, mit zusammenwachsenden Wundrändern, und in seinem Kopf rasteten Puzzleteile ein. Ein sich selbst heilendes, unzerstörbares Monster. William hatte zeitlebens Dutzende unterschiedlicher Tiere gesehen, aber ein Geschöpf wie dieses war ihm noch nie zuvor untergekommen. Keine Katze, kein Wolf oder Bär, nicht mal entfernt mit diesen verwandt.
    Aber wenn es nicht natürlich war, musste es erschaffen worden sein. Und wer sonst als Cerises Großvater hätte so etwas erschaffen können?
    Und wenn das Monster erschaffen worden war, würde Spider es in die Finger bekommen, auseinandernehmen und herausfinden, was es im Innersten zusammenhielt.
    Wenn Cerise aufging, dass in den Wäldern ein von ihrem Großvater erschaffenes Monster herumlief, würde sie Himmel und Erde in Bewegung setzen, um das Untier und Spider zu töten. So funktionierte ihr Verstand nun mal: Sie übernahm Verantwortung und beglich ihre Schulden. Spider war mit zwanzig Agenten unterwegs. Sie hatten die Mars – und mindestens sieben von Cerises Verwandten waren nicht einsatzfähig. Zwanzig tödliche, geübte, magisch aufgemotzte Freaks gegen vielleicht fünfunddreißig stinknormale Menschen. Zwar waren die Mars alles andere als normal, aber selbst wenn dieser Haufen seine sämtlichen magischen Talente aus dem Hut zauberte, würde es ein Massaker geben. Und Cerise würde in vorderster Front stehen und sterben.
    Seine Gefährtin würde sterben.
    Williams Hände ballten sich zu Fäusten, die Haut zwischen den Knöcheln juckte, wollte die Krallen ausfahren.
    Alle würden sterben: Richard, Erian, Ignata, Mikita, sogar der Schwachkopf Kaldar. Keiner von ihnen würde es schaffen. Er konnte sie nicht vom Kämpfen abhalten, und, was noch schlimmer war, er brauchte sie dringend, weil er es unmöglich allein mit zwanzig Agenten aufnehmen konnte.
    Er saß wie ein Kettenhund in der Falle.
    Vielleicht lag er ja falsch. Und es gab gar keine Verbindung zwischen dem Monster und Vernard. Jedenfalls noch nicht.
    »Fertig«, rief Cerise.
    Alle sahen sie an. Ihre Augen blickten gehetzt und riesengroß, als hätten sie etwas gesehen, das nicht für sie bestimmt war.
    »Es ist ein einfacher Substitutionskode«, erklärte sie mit tonloser Stimme. »Sehr schwer zu knacken, es sei denn, man besitzt den Schlüssel.«
    »Und was ist der Schlüssel?«, fragte Kaldar.
    »Ein gallisches

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