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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Stirn.
    »Genau.« Petunia nickte. »Die Triebe sind sehr, sehr klein, aber es gibt so viele davon, dass sie sämtliche Leichensäfte innerhalb eines Tages mehrmals filtern können. So weit alles klar?«
    Er nickte.
    »Vernard musste seine Wunderalgen rasch in den Körper reinkriegen. Schnell und in großen Mengen. Da stolperte er über das Beerdigungskraut und probierte so lange damit herum, bis er die Algen mit dem Moos verbunden hatte und das Ganze mithilfe von Magie dazu brachte, so zu funktionieren, wie er es wollte. Am Schluss hatte er mit Regenerationsalgen angereichertes Beerdigungskraut. Klar?«
    William nickte abermals.
    »Als Nächstes zimmerte er sich einen Sarg und kleidete ihn mit Beerdigungskraut aus. Wenn man nun jemanden in den Sarg legt, macht sich das Beerdigungskraut über denjenigen her und entzieht ihm Flüssigkeiten, darunter einige Proteine und anderes Zeug. Was übrig bleibt, gibt es an den Körper zurück. Aber …« Petunia hob den Zeigefinger, »… bei der Rückgabe von Flüssigkeit gelangen auch die Wunderalgen in den Körper.«
    »Was bestimmt wehtut«, sagte William.
    »Und ob, das sind höllische Schmerzen, aber wenn man stirbt oder alt wird, ist einem das sicher egal.« Petunia verzog das Gesicht. »Lies weiter, Ceri. Ich schätze, dein Großvater hat bei seinen Experimenten Tiere in seinen Sarg gelegt.«
    Petunias Vermutung erwies sich als richtig. Vernard bereitete fünf Versuchstiere vor: eine Katze, ein Schwein, ein Kalb, etwas, das er D nannte, und E. Ehe er sie in den Sarg sperrte, gab er ihnen eine Art Kräuterextrakt zu trinken, den er das Heilmittel nannte. Cerise verzog das Gesicht, als sie die Ingredienzen vorlas.
    » Ein Viertelteelöffel zerstoßene Rotwurzblätter, ein Reagenzglas Fisherman’s Club in voller Blüte, ein Viertelteelöffel klein gehacktes Beerdigungskraut, eine Tasse Wasser. Zwanzig Stunden einweichen lassen .
    Heute habe ich die Katze, Versuchstier A, genommen und ihr die Flanke aufgeschnitten, damit sie viel Blut verlor. Dann habe ich sie in die Kiste gelegt und den Deckel geschlossen. Morgen werde ich sie mir ansehen. Heute Nacht muss ich angeln gehen. Das habe ich Cerise versprochen, und Versprechen, die man Kindern gegeben hat, muss man immer halten …
    Die Katze lebt noch. Der Schnitt ist vollständig verheilt, an der Stelle, wo ich ihr die Verletzung zugefügt habe, ist frisches, rosiges Gewebe gewachsen. Ich habe die Katze geköpft, aber bei der Sektion habe ich festgestellt, dass ihr Herz immer noch schlug. Der Pulsschlag stoppte erst nach etwa sechs Minuten, wahrscheinlich weil sie bis dahin ausgeblutet war .«
    Die Katze blieb nicht das einzige Opfer. William grollte innerlich. Er konnte erkennen, wohin das führte. Nachdem Großpapa erst mal damit angefangen hatte, Lebewesen in seine verdammte Kiste zu sperren, würde er früher später selbst hineinklettern. Zuerst die Katze, dann das Schwein, dann das Kalb …
    » Das Kalb lebt. Der Beinbruch ist verheilt. Jetzt steht es zusammen mit dem Ferkel wie neu in der hinteren Einzäunung. Zeit für einen ernsthaften Versuch. Heute Abend steige ich selbst in die Kiste .«
    Ignata vergrub das Gesicht in den Händen. »Oh, nein, Vernard. Nein.«
    » Mir fehlen die Worte. Zuerst spürte ich quälend jeden einzelnen Stich in die Haut. Meine Welt schrumpfte zu einem roten Nebel, in dem ich trieb, auf Schmerzwellen, verwirrt, zerschlagen, zermalmt, und doch irgendwie aufgefangen und zu einem Ganzen gefügt. Der Schmerz durchdrang meine Substanz, löste sie Faser um Faser auf und setzte sie neu wieder zusammen. Indem er mich verschlang, fand ich in dem roten Nebel Erlösung. Fand Kraft und Energie. Das Universum öffnete sich meinem Geist wie eine Blume, ich sah seine geheimen Strukturen und verborgenen Wahrheiten. Nun stehe ich vor der Kiste. Mein Verstand ist klar, aber die Erkenntnis hat mich verlassen. Die Geheimnisse sind wieder hinter dem Schleier des Bewusstseins verschwunden . Ich ahne sie noch, aber sie entgleiten dem Zugriff meines Verstandes wie Rauchschwaden. Ich muss zurück in die Kiste …
    Das Atmen fällt mir leichter. Die beginnende Arthritis in den Händen macht mir keinen Kummer mehr …
    Ich laufe morgens probeweise drei Meilen, und wenn ich nicht müde werde, laufe ich noch mal drei …
    Die Bilder des roten Nebels verfolgen mich. Ich muss noch mal in die Kiste …
    Ich werde kein Wort darüber verlieren, was ich hinter dem roten Vorhang gesehen habe. Ich muss es zuerst verstehen,

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