Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten
an Emel vorbei.
Oh, nein .
Die Sekte wollte nicht, dass er sich einmischte, doch wenn er angegriffen wurde, erwartete man von ihm, dass er sich zur Wehr setzte. Emel war offenbar auf Krawall gebürstet.
»Tötet sie!«, jaulte Karmash. »Tötet den Leichenschänder und seine Familie!«
Die Agenten stürzten sich auf den Nekromanten und ließen ihren Anführer im Kampf mit dem Seil allein. Seine monströsen Armmuskeln schwollen, er biss die Zähne zusammen und machte sich daran, die Zypresse zu umkreisen und das Seil um den aufgedunsenen Stamm zu wickeln. Hinter ihm fiel Cerises Blick auf einen mageren Kerl, der den Männern, die zur Bewachung des Pfades im Südwesten abgestellt waren, Kommandos zurief.
Emel drehte sich um. »Leichenschänder?« Er ließ den Mantelsaum fallen. »Niemand beleidigt den Diener Gospo Adirs.«
Sein Gesicht zuckte, er streckte die Hände aus, steife Finger harkten durch die Luft wie Krallen. Macht wuchs rings um ihn und verfestigte sich zu einem dichten Kokon. Die schwarze Oberfläche des Teiches rülpste, als aus ihrer Mitte ein Ball faulig stinkender Gase ausbrach.
Cerise lief zu Emel, während die Mars sich auf die Agenten stürzten.
Emel grunzte animalisch, seine Hände krallten ins Leere.
Gestalten stiegen aus dem Torfmoor, riesige, massige Erscheinungen aus Knochen und verwesendem Fleisch. Zu groß, zu breit für menschliche Leichen: Thoas. Die Toten der Mondleute.
Der erste Agent der Hand erreichte Emel. Cerise sprang, schickte einen Blitz über ihre Klinge und wich zurück, als die obere Körperhälfte ihres Gegners von dessen Torso rutschte und in den Schlamm kippte.
»Danke.« Emel legte die Hände zusammen und atmete scharf aus, worauf die toten Thoas über die Agenten herfielen.
»Danke für die Hilfe.«
»Versteht sich. Wir sind eine Familie. Geh du. Ich bin hier gut geschützt.«
Cerise stürzte sich ins Schachtgetümmel.
Die Thoas fuhren mit allem Zorn, den Emel aufbringen konnte, unter die Agenten. Drei hängten sich an den weißhaarigen Riesen. Er versuchte, sie abzuschütteln, doch sie hielten sich fest, krallenbewehrte Hände rissen, verrottende Zähne bissen. Er schmetterte den Rücken gegen den Zypressenstamm und befreite sich so von einem der Toten.
Ein gequältes Stöhnen ließ Cerise herumfahren. Sie bekam gerade noch mit, wie Mikita zu Boden ging und ein pelziges Wesen mit Triumphgeschrei auf seinen bäuchlings gefällten Körper sprang. Ehe sie wusste, was sie tat, rannte sie los, rannte verzweifelt schnell durch den rutschigen Morast. Sie war noch zehn Meter entfernt, als das Wesen seine nadelspitzen Zähne fletschte und Mikita die Kehle herausriss.
Die Meute stoppte an der Mündung des Pfades, brandete gegen den Hügel wie eine braune Flutwelle. Kaldar wollte anhalten, glitt aber aus und wedelte mit den Armen, um die Balance nicht zu verlieren. Seine Hände griffen nach einem Bäumchen, an dem er sich fing und den Zusammenstoß mit den Hunden vermied.
Aus der Meute löste sich eine einzelne Gestalt, setzte mit einem gewaltigen Sprung über die Hunderücken hinweg und landete neben Kaldar. Aus einem Wolfsgesicht funkelten ihn Albtraumaugen an.
Etwas stimmte nicht.
Kaldar schob sich nach vorne. Der Hügel auf der einen, tiefer Sumpf auf der anderen Seite. Sie mussten einen schmalen Streifen festen Boden von etwa sechs Metern Breite passieren. Die Erde sah frisch geharkt aus. Fallen, erkannte Kaldar. Viele Fallen.
»Eine Wette. Ich brauche eine Wette, sonst wird das nichts.«
Die Meute grollte. Ein gefleckter Hund kam und legte ihm eine tote Sumpfratte vor die Füße. Kalter Schweiß trat auf seine Stirn.
»Frische Beute. Guter Einsatz.« Kaldar schluckte, dann hob er die Ratte auf. Der kleine Leib fühlte sich noch warm an. Kaldar schloss die Augen und betrat den Pfad.
Er spürte die Magie über ihm zusammenschlagen. Das war seine Gabe, seine persönliche Macht, die ihm schon aus so mancher Klemme geholfen hatte, und jetzt zählte er darauf, dass sie ihn heil durchs Fallenfeld führte.
Der zitternde Strom verhielt über ihm und drang in seine Schädeldecke ein, fuhr durch seine Wirbelsäule, durch die tote Ratte in seinen Arm, in seine Füße und in die Erde darunter. Die Welle zupfte mit spitzen, heißen Fingern an seinen Eingeweiden und dirigierte ihn, wohin sie wollte, und er folgte ihr.
William sah Karmash unter dem Ansturm der Thoas-Leichen fallen. Ehe sie ihn niederwarfen, war es dem Agenten noch gelungen, die Seile zu sichern,
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