Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten
streifte Spiders Brust, worauf Spider William den Ellbogen in den Rücken rammte. Schmerz versengte seine Wirbelsäule.
William rollte sich seitlich weg und kam frei. Spiders Atem ging heiser keuchend, er pumpte Luft in seine Lungen und griff abermals an. William parierte, führte einen blitzschnellen Gegenstoß aus. Seine Klinge schlitzte Spiders Schenkel auf, während ihm heißer Stahl den linken Arm entlangfuhr. Wieder zog er sich zurück.
Er wurde allmählich müde.
William biss die Zähne zusammen. Er musste jetzt ruhig bleiben. Spider war zu gut, und wenn er seinem Zorn das Kommando überließ, würde Spider ihn töten.
Spider blutete aus einem Dutzend unbedeutender Wunden. Genau wie er. Keiner von ihnen würde lange durchhalten.
Wenn er, William, verlor, würde Cerise als Nächste sterben. Die Gelegenheit, sie zu töten, würde sich Spider niemals entgehen lassen.
Er musste es jetzt beenden. Was auch immer dazu notwendig war.
William wankte. Cerise keuchte. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Spider rückte vor, aber William erholte sich im selben Atemzug, verpasste Spider einen fiesen Tritt in die Bauchgegend und sprang zurück. Sie kämpften mit Zähnen und Klauen, arbeiteten mit Fußtritten, Ellbogenstößen und Messerhieben. Sie hatte so etwas noch nie gesehen.
William stürmte vor. Er wurde langsamer, musste hundemüde sein. Spider reagierte mit schnellen, kurzen Streichen und knallte William sein Knie gegen das Bein. Doch William machte einen Satz, und der Tritt ging daneben.
Beide bluteten. Williams Augen glänzten. Spider fletschte die Zähne, wirkte kaum mehr menschlich.
William stieß vor, versuchte, Spider seine Klinge in den Bauch zu rammen. Doch der Agent der Hand parierte, schlug Williams Klinge nach rechts weg, in Richtung seines Schwungs. William gab den Hieb, ohne innezuhalten, in einer gemeinen Riposte zurück, sodass seine Schwertspitze eine blutige Linie auf Spiders Brust zeichnete.
Zu weit ! Cerise schrie es beinahe. Zu weit, William !
Spider schwankte und nahm sich die Lücke in Williams Verteidigung vor. Seine Klinge zielte auf Williams linke Achselhöhle, und William trat genau in den Angriff.
Die gebogene Klinge drang ein wie eine Stahlkralle.
Cerise blieb ihr Schrei im Hals stecken.
Williams Arm klemmte Spiders Klinge ein, Spider zerrte ungläubig daran, aber die gebogene Klinge blieb stecken. Das Messer war in Williams Achsel verkeilt.
William umklammerte mit der linken Hand Spiders Ellbogen und trat näher. Sein rechter Arm hielt Spider umschlungen, als seien sie lange getrennte alte Freunde, die sich gegenseitig Geheimnisse zuraunten. William drückte Spider an sich, dann blitzte sein Messer, und William schnitt tief in Spiders Rückgrat.
Cerise wusste, dass sie sich außer Hörweite befanden, dennoch hätte sie schwören könne, dass sie das Übelkeit erregende Geräusch von Knochen spaltendem Eisen vernahm.
Spiders Mund klaffte entsetzt. Aus seinem Rücken ergoss sich ein roter Strom.
William hatte gewonnen. Er hatte gewonnen.
»Verdammt, was für eine Aktion!«, schrie Richard neben ihr.
Der Agent der Hand zuckte zurück, stieß sich beidhändig von William ab. Williams blutige Finger glitten von Spiders Schulter. Er hob sein Messer, um dem Mann die Kehle durchzuschneiden, doch Spider fiel zurück, die blonde Mähne flog; mit maskenhaft bleichem Gesicht stürzte er in das schwarze Wasser des Teiches. Sein Körper verschwand im Torfmoor.
William sah ihn untergehen. Sein Blick traf Cerise, er lächelte, taumelte zurück und fiel.
Nein !
Sie kletterte den Hang hinauf. Hände voll glitschigem Matsch gaben unter ihren Fingern nach, doch dann packte Richard sie und hob sie auf. Sie erwischte eine Wurzel und zog sich ins feuchte Gras.
William war gegen einen Baum gesackt. Spiders Messer lag auf seinem Schoß. Die Schneide war blutverschmiert. William sah sie aus sanften Haselnussaugen an. Seine ganze Seite glänzte inzwischen hellrot.
Cerise stürzte zu ihm. Er öffnete den Mund, wollte etwas sagen. Blut gurgelte über seine Lippen und tropfte ihm aufs Kinn. Sie schluchzte und presste ihn an sich. Mehr Blut trat aus, nässte ihre Finger, während sein Puls unter ihren an seinen Hals gedrückten Händen immer schwächer flatterte.
»Nein«, flehte sie. »Nein, nein, nein …«
»Schon okay«, beschied er ihr. »Liebe dich.«
»Nicht sterben!«
»Sorry. Lebst. Du … lebst.«
Sie küsste sein Gesicht, seine blutigen Lippen, seine besudelten Wangen. Mit
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