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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Tentakeln ins Wasser. Die Flimmerhärchen zitterten, begierig, die Gerüche und Geschmäcker zu kosten, doch er hielt sie verborgen. Für diese Aufgabe waren sie viel zu fein.
    Er versenkte die Tentakeln und fühlte, wie sie sich durch brackiges Wasser schlängelten und den Teich durchkämmten.
    Er spürte eine Berührung. Und hielt still. Eine Hand griff nach ihnen, und Ruh nahm durch das empfindliche Gewebe einen vertrauten Geschmack wahr. Vertraut, ja, aber auch seltsam, als würde mit der Magie, die der andere abgab, etwas nicht stimmen. Die Hand ließ los.
    Ruh trat zurück und barg ein langes Stück Seil, das noch am Baum befestigt war. Er warf das Seilende in den Teich und übergab es dem schwarzen Wasser.
    Das Gewicht hängte sich an das Seil und Ruh legte sich ins Zeug und zog. Seine Hände glitten ab, fanden wenig Widerstand an dem torfweichen Material, doch ungeachtet seines mangelnden Zugriffs rollte sich das Seil langsam vor seinen Füßen zusammen. Endlich brach ein Kopf durch die Wasseroberfläche, Haut und Haare grotesk geschwärzt. Ein Mund klaffte und schnappte nach Luft.
    Ruh packte Spiders Hand, zog ihn an Land und kauerte sich hin, während der Zellenführer wieder zu sich kam. Im Torfmoor gab es nicht viel Sauerstoff. Ein paar Minuten länger, und Spider wäre erstickt. Oder vielleicht war ertrunken das richtige Wort. Ruh dachte darüber nach.
    »Ich habe dafür gesorgt, dass man Euch, wie befohlen, abholt«, sagte er. »Bei einem Bach vier Meilen südwestlich von hier warten vier Einsatzkräfte auf uns. Dort entlang.« Er deutete auf den schmalen Einschnitt im Hügel.
    »Ich kann meine Beine nicht spüren.« Spiders Stimme klang ungerührt.
    Daher also der seltsame Geschmack.
    Ruh nickte. »Dann trage ich Euch, Mylord.«
    »Die Kiste?«
    »Haben die anderen mitgenommen. Aber ich finde sie schon wieder.«
    »Ja, ich weiß …« Spider nickte und verstummte. Seine Augen erfassten etwas hinter Ruh. »Im Gebüsch«, sagte er leise.
    Von Ruhs Schulter löste sich ein Tentakel und prüfte die Luft. Bei dem Geruch richteten sich die Haare an seinen Armen auf. Fell. Es stank nach Urin unbekannter Herkunft. Feuchter Atem, im Verein mit faulendem Fleisch. Und Magie. Seltsame, falsche, abartige Magie, die wütend pulsierte.
    »Das ist kein Tier«, flüsterte er. Seine Hand fand das schwere Messer und löste es vom Gürtel.
    Er wirbelte in dem Moment herum, als die riesige Gestalt von der Hügelkuppe sprang. Mit einem gewaltigen Satz sauste sie ins Leere. Ihr Schwanz schlug wie eine Peitsche. Der Stachelrücken streckte sich. Sichelkrallen fetzten durch die Luft und zielten auf Ruhs Brust. Starr vor Schreck schlug er nach dem entsetzlichen Maul, das in dem grässlichen Gesicht klaffte. Das Messer schnitt tief ins Fleisch und traf Knochen.
    Das Biest schnappte zu. Dreieckige Zähne fuhren in Ruhs Arm. Er spürte nichts, kein Ziehen, keinen Ruck, dennoch war sein Arm im nächsten Augenblick verschwunden. Aus dem Ellbogenstumpf sprudelte eine heiße Blutfontäne. Das Biest schluckte.
    Die Schmerzexplosion in seiner Schulter raubte ihm fast das Bewusstsein. Das Monster schluckte noch einmal und wandte sich ihm zu, setzte Tatze vor Tatze, während in langen Rinnsalen Blut zwischen seinen gelben Fangzähnen hervorsickerte.
    Ruh rannte. Nach dem dritten Schritt traf ihn ein schweres Gewicht, fällte ihn und nagelte ihn fest. Die Welt verdunkelte sich, und Ruh blickte in das Maul des Biests, bevor die Kiefer ihm den Kopf von den Schultern trennten. Faulgase stiegen ihm in die Nase, die klebrige Zunge fuhr ihm übers Gesicht und löschte sein Bewusstsein aus.
    Spider versenkte die Hände im Morast und zog. Der heiße Schmerzkeil im Kreuz loderte auf und blendete ihn. Dennoch streckte er sich und riskierte einen Blick auf das Biest, das gerade Ruhs Rücken zerfleischte und einen großen blutigen Batzen in die Luft schleuderte.
    Spider streckte sich verzweifelt. Seine Finger schlossen sich um eine Stachelkugel. Die Bomben des Spiegels. Wahrscheinlich gehörten sie William. Welche Ironie …
    Das Biest knurrte. Spider sträubten sich die Haare auf den Armen. Er unterdrückte die instinktive Reaktion und schob sich trotz der Schmerzen zur nächsten winzigen Kugel voran.
    Das Biest trat über Ruhs verstümmelte Leiche hinweg und näherte sich ihm.
    Weiter, Schmerzexplosion, bitterer Geschmack im Mund. Drei. Jetzt hatte er drei. Falls drei nicht genügten …
    Neben ihm sank eine gewaltige Pranke in den Schlamm. Krallen

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