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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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bohrten sich in seine Flanke und drehten ihn auf den Rücken. Er umklammerte die Bomben mit der Faust. Unter dem Druck seiner Finger senkten sich die winzigen Auswüchse auf der Kugeloberfläche. Wenn er losließ, würden die Bomben eine Sekunde später hochgehen.
    Das Biest senkte den Kopf. Sabber tropfte auf Spiders Brust. Er blickte in das groteske Gesicht. Bewusste, kluge rote Augen erwiderten seinen Blick, hielten ihn gefangen, hypnotisierten ihn. Er versank in ihren Tiefen, verblüfft von der Wildheit, Klugheit und dem Leid darin. Eine Chance. Er hatte nur eine Chance, oder er würde hier und jetzt den Löffel abgeben.
    Der gewaltige Kiefer öffnete sich weit, weiter, höhlengleich.
    »Hallo, Vernard«, flüsterte er.
    Aus dem Maul des Biests löste sich ein tiefes Stöhnen, das in ein Heulen überging und sich plötzlich in ein langes, verständliches Wort verwandelte.
    »Genevieve …«
    »Ich habe sie verschmolzen«, sagte Spider. »Sie deiner Familie weggenommen.«
    Das Ding, das einmal Vernard Dubois gewesen war, knurrte wütend.
    »Cerise hole ich mir auch noch«, versprach Spider. »Zuerst töte ich dich, dann finde ich sie und hol sie mir auch noch.«
    Die Kiefern lösten sich und fuhren herab. Spider schleuderte die Bomben in den schwarzen Schlund und wich seitlich aus.
    Vernards Kopf explodierte. Ein Sprühregen aus Blut und Hirnmasse überzog Spiders Bauch. Fleischbatzen prasselten auf ihn herab. Der Rumpf kippte und fiel nach vorne. Zum Schutz streckte Spider die Hände aus, aber die Last war zu schwer und stürzte über ihm zusammen. Wo der Hals gewesen war, klaffte eine breite Lücke, und im Fallen spritzte in einer heißen, klebrigen Springflut Blut heraus und badete Spiders Gesicht.
    Flau und furchtsam wartete er darauf, dass der Leib der Bestie sich wieder schloss.
    Ein Moment verging.
    Noch einer.
    Spider straffte sich, griff ins Erdreich. Der Kadaver nagelte ihn fest, und in der tiefen Wunde sah er das feuchte, schwarze Herz munter weiterschlagen. Er langte in den verstümmelten Körper, fetzte das hervorquellende Organ heraus und biss hinein. Das Blut brannte im Mund. Er zerriss das lebendige Fleisch mit den Zähnen und zwang sich zu schlucken.
    Wenn etwas Wahres an Vernards Journal war, würde ihn das Herz der Bestie wiederherstellen. Er würgte noch einen Bissen runter und ließ es dann, bevor Übelkeit ihn übermannte.
    Spider straffte seine Muskeln, quälte sich bis zur Belastungsgrenze. Endlich glitt sein Oberkörper unter dem Biest hervor. Er fuhr mit den Händen über seinen Mund, wischte das Blut weg und konnte nicht glauben, dass er noch am Leben war. Er atmete tief ein und kostete die verhasste feuchte Moorluft. Sie schmeckte süß.
    Spider rollte sich auf den Bauch. Vor ihm erstreckte sich ein anscheinend endloses Schlammfeld. Eine Ewigkeit entfernt klaffte der Pfad nach Südwesten. Anderthalb Meilen.
    Spider krallte dreckige Finger in den Morast und zog sich fünfzehn Zentimeter voran. Schmerz streckte ihn hin, doch er hielt die Luft an und zog erneut.

 
    30
    William öffnete die Augen. Über seinem Kopf dehnten sich Holzbalken. Er blinzelte. Eine Schmerzwelle überflutete ihn und entriss ihm ein Stöhnen. Alles verschwamm vor seinen Augen.
    Eine Tür schlug, und eine vage Gestalt schob sich ins Zimmer. William schlug danach, doch sein Arm fiel schlaff herab.
    »Ich bin’s, ich bin’s«, sprach Gastons Stimme. Eine Hand hielt ihn zurück.
    William knurrte.
    »Na, kommen Sie schon, mein Freund«, ließ sich Zekes Stimme vernehmen. »Sie sind in Sicherheit. Es ist alles gut. Gaston, schieb ihn wieder ins Bett, bevor er sich noch stranguliert. Gut so.«
    »Wo ist sie?«
    »In Sicherheit«, antwortete Gaston. »Sie ist in Sicherheit.«
    Sie lebte. Cerise lebte.
    Eine Tasse stieß gegen seine Lippen.
    »Trinken Sie«, befahl Zeke. »Danach werden Sie sich besser fühlen.«
    Die Flüssigkeit ergoss sich in seinen Mund. Sie schmeckte scheußlich, bitter und metallisch. William versuchte, sie auszuspucken, doch irgendwie schaffte sie es doch durch seine Kehle bis in seinen Magen. Wärme breitete sich in ihm aus und betäubte die Schmerzen.
    Allmählich konnte er wieder normal sehen, also blickte er Gaston an, der neben dem Bett kniete, das Gesicht keine fünf Zentimeter entfernt.
    Da war was an seinem Hals. William griff hin. Seine Finger strichen über Leder.
    »Moment.« Zeke streckte die Hand aus, löste einen Haken und entfernte ein breites Hundehalsband. »Tut mir leid. Aber Sie

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