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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Meter hoch auf dicken, säulenartigen Beinen. Aus den Händen ragten zwei zwanzig Zentimeter lange, knochige Krallen; das Haupt wirkte einigermaßen menschlich, doch Schwielen verunstalteten die Umrisse des Körpers, als hätte ihn jemand in großer Eile aus rohem Stein gemeißelt.
    Wieder blitzte es, und William sah alles für den Bruchteil einer Sekunde wie im hellen Tageslicht. Aus einem Menschengesicht, das sich zu einem Monstermaul dehnte, glotzten ihn irre, blutunterlaufene Augen an. Die Haut hatte die Farbe von wässrigem, gelbem Schlamm und warf am Hals und an den Gelenken der Kreatur Falten, als sei sie dem Körper zu weit; dicke Knochenplatten bedeckten Rücken, Bauch und Oberschenkel.
    Thibauld, verriet ihm sein Gedächtnis. Einer von Spiders Leuten. Schwer modifiziert. Fallensteller. Scheiße.
    Thibauld starrte sie an, blickte von William zu dem Mädchen und wieder zurück. Er versperrte ihnen den Weg zur Grenze. Wenn sie zum Haus wollten, mussten sie an ihm vorbei. Den Informationen des Spiegels zufolge besaß Thibauld einen überragenden Geruchssinn. Ein fieser Gegner an Land, im Wasser der Teufel höchstpersönlich. Spider musste ihn auf die bloße Möglichkeit hin, dass Cerise hier durchkam, im See geparkt haben. Wahrscheinlich hatte er alle größeren Wasserstraßen blockiert.
    William fokussierte und maß die Entfernung zu dem Agenten. Seine Armbrust steckte im Rucksack. Eine Sekunde, um den Rucksack fallen zu lassen, zwei, um die Armbrust rauszuholen, eine weitere Sekunde zum Laden … zu lange. Er würde sich auf sein Messer verlassen müssen.
    Der Agent hob die Hand. Seine langen, an Krummschwerter erinnernden Krallen zeigten auf Cerise. Sein Maul klaffte und offenbarte reihenweise kurze, dreieckige Zähne, mit denen er Fleisch wie mit einer Käsereibe zerfetzen würde, und der Kiefer sah stark genug aus, um Knochen knacken zu können. Klasse.
    Aus Thibaulds Maul drang eine dumpfe, tiefe Stimme, betonte jedes einzelne Wort mit quälender Langsamkeit. »Das … gehört … mir.«
    »Nein«, beschied William ihn.
    Darauf wandten die Krallen sich ihm zu. »Du … stirbst.«
    »Nicht heute.«
    Cerise sprang. William nahm ihre Bewegung wahr, streckte seinen Arm nach ihr aus und stieß sie zu Boden, bevor sie die Krallen zu schmecken bekam.
    Cerise klatschte in den Matsch und blieb liegen.
    Thibaulds Muskeln dehnten sich, spannten die lose Haut. Vorsichtig ließ William den Rucksack von der Schulter gleiten.
    Aus Thibaulds grotesker Kehle erklang ein seltsames Trillern. Der Agent der Hand ging zum Angriff über.
    William wich nach links aus. Krallen fächerten ihm Luft zu. Er schoss unter dem baumdicken Arm hindurch und stach nach dem Hautlappen über den Rippen. Das Messer schnitt durch hartes Muskelgewebe. Er stach noch einmal zu und spürte sein Messer harmlos über eine Knochenplatte schrammen. Verdammter gepanzerter Schwachkopf. Was an ihm nicht von Knochenplatten bedeckt war, wurde durch Muskelstränge geschützt. Sein Messer richtete nicht genug Schaden an.
    Thibauld wirbelte herum, breitete die Arme aus und versuchte, ihn mit der Rückhand zu treffen. Doch William fuhr zurück. Thibauld verfehlte ihn, drehte sich jedoch weiter wie eine Windmühle, mit reißenden Krallen. William wich dem ersten Hieb aus, duckte sich unter dem zweiten, dann krachte Thibaulds Arm gegen seine Schulter.
    Der Schlag hob ihn von den Beinen. William flog, rollte sich zusammen, fiel rücklings in den Schlamm und kam gleich wieder hoch. Sein linker Arm war taub. Ganz schön stark, der Bastard. Noch so einen Treffer durfte er nicht einstecken.
    Gut drei Meter entfernt blinzelte Thibauld mit seinen blutunterlaufenen Augen und drehte den Kopf von einer Seite zur anderen. Er suchte Cerise. Vergiss es, Freundchen .
    »Hier bin ich, Dumpfbacke! Aufgepasst!«
    Der Agent glotzte ihn an.
    »Na, worauf wartest du noch? Brauchst du eine Extraeinladung?«
    Thibauld stampfte drauflos. So ist es gut, komm nur her, noch näher, weg von dem Mädchen !
    Thibauld war keine zwei Meter mehr entfernt, als William sich, anscheinend auf die Brust des Agenten zielend, auf ihn stürzte. Thibauld holte zum Gegenschlag aus, die Krallen zum Todesstoß erhoben. Reingefallen . William fuhr zurück, seine Klinge grub sich nun in die Innenseite des Arms und schnitt unterhalb des Oberarmmuskels tief ins Fleisch. Dann tauchte er unter den Krallen hindurch und trat den Rückzug an.
    Nichts. Dieser Schnitt hätte den Arm eigentlich lahmlegen müssen, doch

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