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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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hörte ein mechanisches Brummen. Dann flackerten die Glühbirnen und erglühten in gelbem Licht. Cerise musste auf einen Generator gestoßen sein. William ging ins Wohnzimmer und ließ die Jalousien herunter.
    Aus den Tiefen des Hauses tauchte Cerise wieder auf. »Keiner zu Hause.«
    Er verneigte sich formvollendet vor ihr. »Hab ich doch gesagt.«
    »Ich habe den Generator entdeckt. Ein Badezimmer gibt’s auch. Das Wasser ist lauwarm, aber sauber.«
    Vor Williams innerem Auge erschienen eine Dusche und weiche Handtücher. Er nickte. »Nur zu. Je eher Sie baden, desto besser für uns beide.«
    Ihr Blick hätte ihn ohne Weiteres töten können. Sie drehte sich auf dem Absatz um, hob ihre Tasche auf und verschwand Richtung Badezimmer. Schlau. Er hätte gerne gewusst, was in der Tasche war.
    William durchsuchte das Haus. Ein Zimmer nach dem anderen. Das Gebäude machte den Eindruck einer Datscha: verhältnismäßig neu und mit unnützem Zeug wie Modellschiffen und Ziermuscheln vollgestopft. Jede Menge Schnickschnack, doch kein Anzeichen von dem Verschleiß, der sich an einem regelmäßig bewohnten Ort mit der Zeit unweigerlich einstellte. Die Vorratskammer war gut mit Konserven gefüllt. Hungern würden sie nicht.
    William kehrte ins Wohnzimmer zurück, dämpfte das Deckenlicht und schaltete ein paar kleinere Lampen ein, gerade so viele, dass er genug sah, und wartete.
    Seine Kleidung klebte klamm auf der Haut. Die nassen Socken scheuerten ihm die Füße wund. William zog die Stiefel und die aufgeweichte Masse seiner ruinierten Socken aus und krümmte die Zehen. Der Hartholzboden unter den Füßen fühlte sich gut und kühl an.
    Auf einem Regal sah er das Modell eines Segelschiffs. Er nahm es herunter und spielte mit der winzigen Takelung. Das Schiffchen hätte ein paar kleine Seeleute gebrauchen können. Zu Hause hatte er einige kleine GI -Joes, die vielleicht gepasst hätten … Nein, die wären wohl doch zu groß.
    Wie lange braucht die denn, um sich zurechtzumachen?
    Hinter ihm ging eine Tür auf. »Fertig«, verkündete Cerise.
    Er drehte sich um und erstarrte.
    Mütze, Jacke und verdreckte Jeans waren verschwunden, stattdessen hatte sie irgendwo Shorts und ein übergroßes T-Shirt aufgetrieben, das sich nun an ihre Brüste schmiegte. Ihre sehr langen, dunklen Haare fielen ihr in einer sauber gekämmten Welle bis auf die Taille. William betrachtete ihr sonnengebräuntes Gesicht, den vollen Mund, die schmale Nase, die von zobelweichen Wimpern eingerahmten großen Mandelaugen … Und als diese Augen ihn anlachten, vergaß er, wo er sich befand und warum.
    Ihr Geruch stieg ihm in die Nase, ihr wirklicher Geruch, gemischt mit Seifenduft. Sie roch sauber und weich … wie eine Frau.
    Seine innere Wildheit drehte durch, krallte sich in sein Innerstes.
    Ich will. Will die Frau .
    »Lord Bill?«, fragte sie.
    Seine Gedanken überschlugen sich in einer fiebrigen Kaskade. Ich will … so schön. So nah und so schön. Will die Frau .
    »Erde an William?«
    Sie sah ihn mit ihren schönen, dunklen Augen an. Um sie zu berühren, hätte er nur die Hand nach ihr ausstrecken müssen.
    Nein. Falsch .
    Sie hatte es ihm nicht erlaubt. Wenn er sie anfasste, würde er sie sich nehmen. Aber Frauen ohne ihr Einverständnis zu nehmen war falsch.
    William riss sich zusammen, fand seine Selbstbeherrschung wieder. Die Wildheit sträubte sich und knurrte und schrie in ihm, aber er hielt sie in Schach, drängte sie weiter und weiter zurück. Erinnerst du dich an die Peitsche? Natürlich, jeder erinnerte sich an die Peitsche. Jeder erinnerte sich daran, wenn er ohne Erlaubnis ein Mädchen geküsst hatte und dafür bestraft worden war. Die Narben auf seinem Rücken juckten, halfen seinem Gedächtnis auf die Sprünge. Menschen hatten Regeln. Und er musste sich an die Regeln halten.
    Er war ein Gestaltwandler. Und als Gestaltwandler konnte er nie mit Sicherheit wissen, ob eine Frau ihn wollte, es sei denn, er hatte sie dafür bezahlt oder sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn wollte. Und diese Frau wollte ihn nicht. Sie zog sich nicht aus, sie machte keine Anstalten, die Entfernung zwischen ihnen zu verringern, und er wusste instinktiv, dass er sie nicht würde kaufen können.
    Sie war unerreichbar.
    »Jetzt bin ich dran mit Duschen«, sagte er. Seine Stimme klang tonlos. Als er an ihr vorbeiging, hielt William großzügig Abstand und zwang sich, ins Bad zu gehen, wo er die Tür hinter sich schloss und den Riegel vorschob.
    Cerise schluckte und

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