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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Thibauld schien überhaupt nichts abbekommen zu haben.
    Kein Blut. Kein Schmerzenslaut. Keine Regung. Nichts.
    Thibauld hob die Arme und verlagerte sein Gewicht. Der Agent konnte William mit seinen Krallen nicht erwischen, also verlegte er sich auf Ringkampf. William fletschte die Zähne. Wenn er alleine wäre, würde er zustechen und in Deckung gehen. Je mehr Thibauld umherhetzte, desto schneller würde er ausbluten. Aber sobald William zurückwich, würde Thibauld zu Cerise stapfen, die immer noch im Morast lag, alle viere von sich gestreckt. Rückblickend hatte er sie womöglich ein wenig zu heftig geschubst. Oder die Magie der Hand hatte ihr mehr geschadet, als sie durchblicken ließ.
    An Thibaulds Arm wuchs ein dünner roter Streifen. Jawohl, er hatte ihm also doch einen Kratzer verpasst. Super. Noch mal hundert solcher Kratzer, und er hätte es geschafft.
    Thibauld reckte den Hals und besah sich seinen Arm. »Ist … das … alles?«
    »Keine Sorge, das war bloß das Vorspiel.« William watschelte von einem Bein aufs andere. »So siehst du aus, wenn du gehst.«
    Thibauld brüllte und griff an.
    William stürmte los, schnitt, stach, hackte, verwandelte sein Messer in einen tödlichen, metallischen Schemen. Thibauld schlug zurück, die gewaltigen Arme wirbelten schneller und schneller. Krallen beharkten Williams Seite und zerfetzten das Leder. Schmerz brannte. Er achtete nicht darauf und stach weiter zu, grub mit berechnender Brutalität seine Klinge in ungeschütztes Fleisch. Links, rechts, links, links, Schnitt, Schnitt, Schnitt … Thibaulds riesige Gestalt schwamm in Blut.
    Aber es reichte nicht. William stieß das Messer auf der Suche nach dem Herzen bis zum Griff unter die Panzerschuppen. Der Agent brüllte und holte aus. William wich zurück, riss das Messer heraus. Nicht weit genug. Die Faust traf ihn, wirbelte ihn herum. Für den Bruchteil einer Sekunde verschwamm die Welt. Mit dem Messer in der Faust richtete sich William kerzengerade auf, ging auf Thibaulds Hals los und … landete im Morast, als der Agent mit verwirrter Miene zurückwankte.
    Thibaulds Säulenbeine zitterten. Rasselnd schnappte er nach Luft.
    Seine obere Hälfte kippte zur Seite, plumpste in den Matsch und gab den Blick auf Cerise mit ihrem gezückten Schwert frei. Der Unterleib des Agenten blieb noch eine Sekunde lang stehen, knickte dann ein und verspritzte Blut in den nassen Schlamm.
    Was zum Teufel …?
    Cerise nahm das Schwert in die linke Hand, trat um den Leichnam herum und kam zu ihm.
    Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er geschworen, dass sie Thibauld mitten entzweigehauen hatte. Mit Schale und allem. Wie hatte sie das gemacht? Schwerter schafften so etwas jedenfalls nicht.
    Die Augen in ihrem verdreckten Gesicht blickten riesengroß und dunkel. Er spähte tief hinein und bemerkte ihre Faust erst, als es zu spät war. Ein kräftiger Hieb traf seine Innereien. Er fand nicht mal Zeit, sich zu krümmen, als der Schmerz in seinem Solarplexus explodierte.
    »Machen Sie das nie wieder«, knirschte Cerise.
    Er erwischte ihre Hand. »Ich habe Sie beschützt, Schnarchnase.«
    »Ich brauche keinen Schutz.«
    Hinter ihr kroch eine Fledermaus am Stamm einer Zypresse herab. William packte Cerise, zog sie aus der Schusslinie und warf sein Messer. Das Messer wirbelte, durchbohrte den kleinen Leib und nagelte ihn an den Baum. Cerise fuhr vor ihm zurück.
    »Sind Sie irre?«
    »Ein Deader«, erklärte er.
    Von der Fledermaus gingen rötliche, durchscheinende Tentakel aus Magie aus, griffen nach dem Messer und versuchten, es herauszuziehen.
    »Und was, zum Henker, soll das sein?«
    »Ein Kundschafter. Fledermäuse verstecken sich, wenn es regnet.« Ein Deader verhieß einen Scoutmaster, der Spider Bericht erstattete. Er war sich fast sicher, dass die Fledermaus sie nicht gesehen hatte, aber eben nur fast.
    Cerise stolperte. Ihre Beine knickten ein, sie schwankte und sank in den Matsch.
    Er ging neben ihr in die Hocke. »Was ist?«
    »Punkte …«, flüsterte sie.
    William klaubte sie aus dem Morast, rannte mit ihr durch den Regen Richtung Grenze und fischte unterwegs ihr Gepäck auf.
    Der Druck der Grenze traf William wie ein Kinnhaken und ließ seine Knochen knirschen. Er preschte durch den Schmerz, Cerise fest im Griff. Gestaltwandler verfügten nicht über Magie. Sie waren Magie. Obwohl der Übertritt wehtat, kam er ganz gut damit zurecht.
    Auf der anderen Seite blieb er stehen und schnappte nach Luft. Cerise lag zusammengerollt

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