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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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dich ansehe, muss ich mich am Riemen reißen . »Nein.«
    »Wenn Sie mich angelogen haben, werde ich Ihnen sehr wehtun«, versprach sie.
    Er zeigte ihr seine Zähne. »Versuchen Sie’s.«
    Sie seufzte. »Sie machen mir Kummer, Lord Bill. Sie sind eine echte Landplage.«
    Er hatte wieder gewonnen. William verbiss sich ein Lachen. »Kummer ist durchaus angesagt. Und, ja, bin ich.« Er klappte seine Armbrust zusammen und marschierte Richtung Boot.
    Sie stemmte eine Hand in die Hüfte. »Wo gehen Sie hin?«
    »Zum Boot. Sie haben mich wieder Lord Bill genannt. Das heißt dann ja wohl, dass wir uns wieder beruhigt haben.«
    Cerise schlug sich mit der Hinterhand gegen die Stirn und ging ihm nach.
    »Schön. Ich nehme Sie mit. Aber nur, weil ich nicht blind in den Kampf laufen will.«
    Sie gingen nebeneinander zum Boot. Er atmete ihren Duft ein und verfolgte, wie sich ihre langen Haare im Gehen regten. Sie bewegte sich voller Anmut und bahnte sich ihren Weg so behutsam durch den Morast, als würde sie tanzen. Endlich kam die Erkenntnis: Er würde die kommenden Tage unter ihrem Dach verbringen. In ihrem Haus, ihrem Duft. Er würde sie jeden Tag sehen.
    Und sie würde ihn jeden Tag sehen. Wenn er seine Karten richtig ausspielte, würde sie womöglich mehr tun, als bloß zu schauen. Er musste cool bleiben und den richtigen Augenblick abwarten. Er war ein Wolf, also fehlte es ihm garantiert nicht an Geduld.
    »Eines würde ich gerne wissen«, fragte Cerise.
    »Ja?«
    »Werden Sie Spider den Kopf abschneiden, nachdem Sie ihn getötet haben, und ihn dann von Zeke ausstopfen lassen, damit Sie sicher sein können, dass er auch wirklich tot ist?«

 
    12
    Die Verandabohlen knarrten unter Lagars Sohlen. In dem morschen Herrenhaus roch es modrig, die Holzverkleidung war feucht und schmierig und mit schwarzen Schimmelflecken gesprenkelt.
    Er wollte das Herrenhaus so sehr, dass er sich dafür sogar mit der Hand eingelassen hatte. Verdammte Freaks. Er zuckte die Achseln, versuchte, die Erinnerung an ihre Magie abzuschütteln, die ihn heiß und scharf gestreift hatte wie ein Bündel erhitzter Nadeln. Und wofür das alles? Für diesen Scheißhaufen von Haus.
    Es gab nur einen Grund, warum er dieses verflixte Haus haben wollte: Es gehörte Gustave, und der hatte alles: Er war das Familienoberhaupt, und alle lagen ihm zu Füßen, er wurde allgemein respektiert, die Leute hier fragten ihn um Rat … und Cerise lebte in diesem Haus.
    Chad tauchte hinter dem Haus auf, seine Hände umklammerten das Gewehr.
    »Was gibt’s?«
    »Ich kann Brent nicht finden.«
    Lagar folgte dem Wächter ums Haus in einen von Unkraut und Schlonzbeeren überwucherten Garten. Eine kleine, im grauen Morgenlicht dunkelrote Lache durchweichte den Morast am Rand des Gebüschs. Blut.
    Chad trat von einem Bein aufs andere. »Ich wollte ihn ablösen …«
    Mit erhobener Hand brachte Lagar den Mann zum Schweigen. Im Matsch zeigten sich lange Kratzspuren, weit auseinander und tief eingegraben von schwerer Last. Fußspuren liefen darauf zu. Brent musste die Kratzer entdeckt haben und davor stehen geblieben sein. Das Zögern hatte ihn das Leben gekostet. Etwas hatte ihn angesprungen und weggezerrt.
    Hinter ihm trat Chad noch immer von einem Fuß auf den anderen. »Vielleicht eine Moorkatze …«
    »Zu groß.« Über das Meer aus Unkraut spähte Lagar zu der eingefallenen Steinmauer, die das ehemals kultivierte Stück Land von den Kiefern trennte. Alles ruhig.
    »Wo ist das Gewehr?«, dachte er laut.
    »Äh …«
    »Das Gewehr, Chad. Brent hatte eins. Warum sollte ein Tier es mitnehmen?«
    Es begann zu nieseln. Der Regen nässte die graugrünen Blätter der Schlonzbeeren, die roten Kreuzblumen und die schlanken Lorbeerbäume, die ihre Purpurblüten gegen den Regen grün umschlossen. Klamme Nässe kroch Lagar von der Kopfhaut in den Nacken und über die Stirn. Er dachte nicht daran, sie wegzuwischen.
    »Die Männer sollen zu zweit patrouillieren«, sagte Lagar. »Von jetzt an hält keiner mehr alleine Wache oder geht alleine irgendwo hin. Schick Chrisom in die Stadt, wir brauchen ein paar Evaurg-Fallen.«
    »Die Nestsorte oder die Schredder?«
    »Schredder.« Sie hatten keine Veranlassung, sich zurückzuhalten. »Postiere einen Schützen auf dem Dachboden, der den Garten im Auge behält, und bilde drei Zweierteams, die alles durchkämmen sollen. Mal sehen, ob wir das Gewehr finden. Sobald ihr alles durchsucht habt, stellt ihr die Fallen auf.«
    Mit einem Wink entließ Lagar

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