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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Sofort schob es sich an Richard vorbei und verschwand im Wasser. Richard verstummte mitten im Satz.
    »Oh, Lark«, flüsterte Cerise.
    Mit aufscheinenden Gliedern schwamm das kleine Mädchen durchs Wasser, und Cerise zügelte das Rolpie. Die Kleine tauchte und kletterte im nächsten Moment, nass und von Schlamm triefend, ins Boot. Dort sprang sie Cerise an, klammerte sich an sie und vergrub ihr Gesicht in ihrer Magengrube. Cerise schlang die Arme um das Kind und sah dabei aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. Ihr Lächeln zersprang, und sie biss sich auf die Lippen.
    »Geh nicht weg«, sagte das Mädchen und schloss die Arme um Cerise.
    »Werde ich nicht«, antwortete Cerise leise.
    »Geh nicht.«
    »Mach ich nicht.«
    Das Kind wirkte wie eine streunende Katze. Halb verhungert und aufgekratzt, hielt es Cerise umschlungen, als sei sie ihre Mutter – und sie roch nach Angst.
    William nahm Cerise die Zügel aus den Händen und schlug damit aufs Wasser. Das Rolpie zog an, und er lenkte das Boot zum Anlegesteg, wo es gegen die Stützbalken stieß und erbebte. Richard beugte sich vor, und William reichte ihm die Leine.
    »Hallo«, sagte Cerises Vetter.
    »Hi.«
    »Du musst mich jetzt loslassen, Lark«, murmelte Cerise sanft.
    Die Kleine rührte sich nicht.
    »Ich kann dich nicht bis ins Haus tragen. Du bist mir zu schwer. Und wenn ich’s doch täte, würden die anderen Kinder sich über dich lustig machen. Du musst jetzt stark sein, mich loslassen und auf deinen eigenen Beinen stehen. Hier, nimm meine Hand.«
    Lark zog sich zurück, und Cerise griff nach ihrer Hand. »Schultern zurück, Blick zum Haus. Das Haus und das Land gehören dir. Also geh, als wär’s dir ernst damit.«
    Lark drückte das Rückgrat durch.
    »Ja, so, keine Schwäche zeigen.« Cerise nahm ihre Hand, und gemeinsam stiegen sie auf den Bootssteg.
    William nahm ihr Gepäck und folgte, während Richard langbeinig neben ihm hermarschierte. Er ging leichtfüßig und gut ausbalanciert. Schwertkämpfer, schloss William.
    »Mein Name ist Richard Mar. Ist mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Als hätte jemand den Mann ohne Verlust seiner Manieren aus dem Weird mitten ins Edge versetzt. Nur dass Blaublütige keine schwarzen Jeans trugen.
    William ahmte Declan nach und reckte ein kleines bisschen das Kinn. »William Sandine.«
    »Lord Sandine?«, erkundigte sich Richard.
    Na, was meinst du denn? Seine Maskerade gelang ihm offenbar besser, als er selbst gedacht hätte. »Dann und wann. Wenn es mir gerade passt.«
    »Ich hasse es, neugierig zu sein, aber wie haben Sie und Cerise einander kennengelernt?«
    »Irgendwie hab ich das Gefühl, Sie lieben es, neugierig zu sein.«
    Richard gestattete sich ein kleines, sparsames Lächeln.
    Cerise drehte sich um. »Wir sind auf dem Weg aus dem Broken zusammen gestrandet. Er will hier die Hand jagen.«
    Richards Miene blieb höflich, aber teilnahmslos. »Ah?«
    »Er hat Urow gerettet«, fuhr sie fort.
    Keine Veränderung. »Was ist passiert?«
    »Die Hand hat mit einer Kupferharpune auf ihn geschossen.«
    In Richards Augen flackerte ein Anflug von Erregung auf. William registrierte es sofort. Der Mann hatte also doch Temperament.
    »Ich verstehe«, sagte Richard. »Dann sind Sie also unser Gast und Verbündeter, Lord Sandine?«
    »William tut’s auch. Und ja.«
    »Willkommen im Rattennest. Ein Wort zur Ermahnung, William. Wenn Sie uns verraten, bringen wir Sie um.«
    Ha! »Ich werd’s mir merken.«
    »Nach ein paar Tagen bei uns werden Sie darin die Vorzugsoption sehen.« Richard betrachtete ihn aus dunklen Augen und wandte sich dann Cerise zu. »Die Dokumente?«
    »Habe ich.«
    Ein Heranwachsender kam mit drei Pferden am Zügel auf sie zugeritten.
    Cerise rümpfte die Nase. »Wozu die Pferde? Wir wollen ins Haus und uns waschen.«
    »Dazu bleibt keine Zeit«, sagte Richard.
    »Ich bin dreckig und blutverschmiert.«
    »Das muss warten, Cousine. Dobe hat den Gerichtstermin vorverlegt.«
    Cerise blinzelte mehrfach. »Wie viel Zeit haben wir?«
    Richard warf einen Blick auf sein Handgelenk. Er trug eine G-Shock, eine strapazierfähige Plastikuhr. William hatte sich im Broken selbst so eine gekauft. Die Uhr machte nicht viel her, war aber stoßfest und wasserdicht und ging immer genau. Ungeachtet seines blaublütigen Gehabes war Richard praktisch veranlagt, und die Mars unternahmen offenbar hin und wieder Ausflüge ins Broken.
    »Zweiundfünfzig Minuten«, antwortete Richard.
    Cerise blickte

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