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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Würmer?« Williams Gesicht zeigte äußerste Konzentration, als versuche er, sich an etwas zu erinnern.
    »Ja«, nickte Ignata.
    »Diese Parasiten werden erst aktiv, wenn die Körpertemperatur unter einunddreißig Komma fünf Grad Celcius sinkt. Wissen Sie, wie man Malaria behandelt?«
    Ignata nickte. »Wir haben auch Chloroquin.«
    »Was ist das?«
    »Eine Medizin, die im Broken gegen Malaria verschrieben wird.«
    »Geben Sie ihnen das Mittel.«
    Ignata schürzte die Lippen. Ihr Blick fand Cerise.
    »Mach schon«, sagte Cerise.
    Ignata drehte sich um und kehrte ins Zimmer zurück.
    Cerise sah William an. »Wussten Sie, dass die Leiche explodieren würde?«
    »Nein.«
    »Aber Sie wussten über die Würmer Bescheid?«
    William nickte. »Die Hand verwendet sie manchmal, um zu verhindern, dass modifizierte Körper von ihren Feinden untersucht werden.«
    »Wieso haben Sie mich nicht gewarnt?«
    »Mein Gedächtnis arbeitet nicht so. Wenn Sie mich gezielt nach Würmern oder danach gefragt hätten, ob die Hand ihre Agenten jemals mit Parasiten infiziert hat, hätte ich Ihnen antworten können.«
    Kein normales Gedächtnis arbeitete so. Cerise war davon überzeugt, dass William etwas mit sich angestellt hatte. Er war irgendwie verbessert, genau wie die Freaks von der Hand. Entweder war er einer von ihnen oder hatte sich ihnen im Namen der Vergeltung angepasst.
    Cerise hätte ihm am liebsten den Kopf aufgesägt und hineingeschaut. Aber da das nicht möglich war, musste sie sich eben auf ihre Instinkte verlassen, die ihr sagten, dass er auf Rache aus war, sich so sehr danach sehnte wie ein Verdurstender nach Wasser. Wenn er über Spider sprach, veränderte sich sein gesamtes Gebaren. Dann straffte er sich, seine Augen blickten konzentriert wie die eines sprungbereiten Raubtiers, sein Körper spannte sich wie eine Sprungfeder. Mit derselben Verzweiflung wollte sie ihre Eltern finden.
    Doch nun hatte ihre Tante ein Auge verloren. Wie zum Teufel sollte sie damit weiterleben? Und wie viele Verletzungen waren noch nötig?
    Danebenliegen, aber niemals zweifeln. Genau. »Richard?«
    »Ja.«
    »Die Hand hat einen Fährtensucher. Vielleicht folgen sie der Leiche den Fluss hinunter. Wir sollten auf unserer Seite der Wehre ein paar Scharfschützen postieren. Vielleicht können wir den Ausgleich erzielen, wenn sie hier auftauchen.«
    »Gut.« Richard wandte sich ab, durchbohrte William mit einem langen Blick und verließ mit Erian im Schlepptau das Zimmer.
    »Ihr liegt immer noch vorne«, meinte William.
    »Urows Leben hängt am seidenen Faden, meine Tante ist auf einem Auge blind, und mein anderer Vetter hat zwei gebrochene Rippen.«
    »Ja, aber sie atmen noch.«
    Da war was dran. Warum fühlte sie sich dann bloß nicht besser?
    Ignata tauchte mit einer Schachtel wieder auf, die sie auf dem Tisch abstellte. »Zerfließt hier gerade alles in Selbsthass oder Selbstmitleid?«
    »Im Moment geht’s um Hass auf die Hand«, teilte Cerise ihr mit. »Wenn ich zu Selbstmitleid übergehe, lasse ich es dich als Erste wissen. Aber ich hätte diese Leiche über Bord werfen sollen.«
    »Oh, bitte.« Ignata verdrehte die Augen. »Mom hat es mit aller Gewalt drauf angelegt. Ich habe ihr immer wieder gesagt, dass sie die verdammte Schutzbrille aufsetzen soll, die Kaldar extra für sie geklaut hat. Ich hab’s ihr gepredigt und Mikita auch: Setz deine Brille auf, Mom! Aber nein, anscheinend sind wir hier alle zu blöd. Wir haben keine Ahnung, und sie sieht super, und wenn sie die Schutzbrille aufsetzt, beschlagen die Gläser …«
    Ignata zog das Handtuch von der Schulter und schmiss es quer durchs Zimmer.
    »Das bringt nur was, wenn man mit etwas Schwerem wirft«, meinte William.
    Ignata winkte ab. »Sie sind still. Schau, Ceri, wir machen alle Fehler, und wir bezahlen dafür, vor allem, wenn wir sie aus Arroganz machen.«
    Ignata entnahm der Schachtel eine Ampulle, worauf sich im Zimmer ein Geruch nach alten Socken und verfaulten Zitronen verbreitete. Baldrianextrakt.
    »Und sosehr du diesen Fehler für dich verbuchen willst, geht er doch auf das Konto meiner Mutter. Und zwar ganz alleine auf ihres, und das weiß sie auch. Hätte sie ihre Schutzbrille aufgehabt, wäre sie, genau wie mein Bruder, mit ein paar gebrochenen Rippen davongekommen.«
    Ignata zählte zehn Tropfen in ein Glas und goss dann etwas Wasser aus einer Flasche dazu. »Trink das. Du musst schlafen.«
    Cerise nahm das Glas.
    »Lieber nicht«, brummte William.
    Ignata funkelte ihn an.

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