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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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dich wiedersehen?«
    Georgie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Großvater ließ die Zotteln hängen. »Ich bin müde«, sagte er.
    Georgie legte eine Hand auf Großpapas Schulter und betrachtete die Wand aus Lebewesen.
    »Warte!«, erklang Großmamas Stimme.
    Rose drehte sich um. Éléonore stand hinter ihnen auf dem Trampelpfad. Sie schluckte und lief rasch an ihnen vorbei. Als Großvater sie kommen sah, traten Tränen in seine Augen. Éléonore blieb vor ihm stehen, und er umschlang ihre Beine, während sie seine verfilzten Haare tätschelte.
    »Gut«, sagte sie dann mit bebender Stimme. »Jetzt kannst du es tun.«
    Georgies Lippen formten leise ein Wort: »Wiedersehen.«
    Darauf erhob sich ein schwaches Geräusch aus dem Halbkreis, als würden all die Untoten, die gar nicht mehr atmen konnten, ihren letzten einstimmigen Atemzug tun.
    Dann sackten alle die Geschöpfe zusammen. Großvater sank sanft vornüber. Der süßliche, Übelkeit erregende Geruch verwesenden Fleisches stieg über der Lichtung auf. Rose würgte. Die Tiere vergingen, aus ihren geschundenen Kadavern sickerte Flüssigkeit in den Erdboden. Augenblicke später hatten sich ihre Körper bis auf die Knochen zersetzt.
    Auch Großvater war vor Éléonores Füßen zu Staub geworden. Sie leerte darauf einen der Kräuterbeutel, die sie in ihren Taschen trug, und schaufelte stattdessen behutsam ein wenig von Großvaters Nachlass hinein.
    Georgie schwankte. Ehe Rose bei ihm war, fing Declan ihn auf. »Waren das alle?«, wollte er wissen.
    Georgie nickte.
    Dann machten die vier kehrt und gingen zum Haus zurück.
    »Rose?« Georgie hob den Kopf von Declans Schulter.
    »Ja?«
    »Von jetzt an wäre ich gerne George.«
    »Gut«, gab sie zurück. »Kein Problem, George.«
    Darauf nickte er und sagte: »Ich hab Hunger.«

 
    20
    Rose saß mit einer Tasse Tee auf der Veranda. George war im Haus und aß, als hätte er seit Jahren nichts mehr gegessen, und Großmama war überglücklich, ihm und Jack immer neue Portionen auf ihre Teller häufen zu können.
    Die Fliegengittertür ging auf, leise Schritte näherten sich ihr.
    Eine lange Minute sprachen sie nicht, dann beugte sie sich zu ihm und fuhr mit den Lippen leicht über seine Wange. »Danke, dass du meinen Bruder gerettet hast.«
    Ehe er sie berühren konnte, wich sie vor ihm zurück.
    »Glücklich scheinst du aber nicht zu sein«, meinte er.
    »Doch, bin ich. Es ist nur …« Sie zog den Kopf ein. »Ich habe jetzt so lange mit dieser Angst gelebt. Er hat mit sechs angefangen, Dinge wiederzubeleben. Und jetzt ist er zehn. Vier Jahre habe ich zugesehen, wie er immer schwächer wurde. Ich weiß, dass dies sein Wachstum behindert hat, er wird wahrscheinlich nie so groß und stark werden, wie er eigentlich müsste.«
    »Kinder sind unverwüstlich«, sagte Declan. »Mit der richtigen Ernährung und viel Bewegung holt er schon noch auf.«
    »Ich habe versucht, ihm zu helfen«, erklärte sie. »Alles unternommen, was mir eingefallen ist. Einmal versetzten meine Großmutter und ich ihn zehn Tage lang in Schlaf, weil wir hofften, dass seine Geschöpfe dann vielleicht sterben würden. Aber sie saugten einfach weiter seine Lebenskraft aus ihm heraus. Das hört sich jetzt sicher furchtbar an, aber ich war längst davon überzeugt, dass ihm nicht zu helfen sein würde. Ich glaube, ich konnte nur so damit fertig werden. Trotzdem habe ich die Hoffnung nie aufgegeben und weiter alles versucht, aber tief im Innern hatte ich mich schon damit abgefunden, dass er eines Tages einfach verlöschen würde, wie eine Kerze.« Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Und jetzt hast du ihn davor bewahrt. Du hast Georgie gerettet. Ich bin dir so dankbar. Und ich will nicht, dass du meinst, ich würde das auf die leichte Schulter nehmen. Aber ich weiß nicht einmal, was ich sagen soll. Ich fürchte mich davor, es zu glauben. Ich hätte mich wohl noch mehr anstrengen müssen … Ich müsste total aus dem Häuschen sein, aber ich bin nur völlig … durcheinander. Fassungslos.«
    »Wie eine Läuferin, deren Rennen vorzeitig abgebrochen wurde«, sagte Declan.
    »Ja. Das ist schrecklich selbstsüchtig von mir, und ich schäme mich dafür. Ich weiß nicht, weshalb ich dir das alles eigentlich erzähle.«
    Er zog sie an sich und schlang seinen mächtigen Arm um ihren Rücken. Sie stieß sich von ihm ab.
    »Lass mich dich halten«, bat er. »Ich werde dich schon nicht begrapschen. Du brauchst das jetzt. Bleib einfach hier mit mir sitzen.«
    Er hielt

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