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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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sie auf eine gelassene, kraftvolle Weise, und sie zehrte davon, eingehüllt in seine Wärme und den Duft seiner Haut. Sie hatte nie jemanden gehabt, an den sie sich anlehnen konnte, jedenfalls nicht so. Bei ihm fühlte sie sich so geborgen, dass sie Angst hatte, ihn loszulassen. Sie befürchtete, gleich in Tränen auszubrechen.
    »Mir ging es genauso, als Casshorn William gerettet hat«, sagte er. »Ich habe mich deshalb wie der letzte Dreck gefühlt. Zumal ich deutlich spürte, dass daraus nichts Gutes entstehen würde. Das war mir damals schon klar, aber was hätte ich ihm sagen können? Nein, Will, finde dich lieber mit der Todesstrafe ab?«
    »Warum hat Casshorn es getan?«, fragte sie.
    »Wegen mir. Ich glaube, dass er damals bereits den Grundstein für diesen ganzen Wahnsinn gelegt hat. Casshorn ist drei Jahrzehnte älter als ich, gut ausgebildet, gefährlich und begabt. Aber es hat ihm schon immer an der Beharrlichkeit und Disziplin gemangelt, die man braucht, wenn man eine Waffe wirklich beherrschen will. In seinen besten Momenten ist er brillant, was ihm im Zweikampf jedoch nichts einbringt. Wenn wir die Klingen kreuzen, besiege ich ihn, und das weiß er ganz genau. Deshalb wollte er William gegen mich einsetzen. William kann mit jeder Klinge mörderisch gut umgehen, vor allem mit Messern.«
    »Aber William ist doch dein Freund.«
    Darauf entstand eine kleine Pause. »Nach seiner Freilassung habe ich William bei einem formellen Abendessen seiner Hoheit wiedergesehen. Er erschien dort als Casshorns Adoptivsohn. Und er sprach kein Wort mit mir.«
    Rose betrachtete sein Gesicht. »Das tut mir leid. Hast du jemals erfahren, warum?«
    »Nein. Ich weiß nicht, ob er wütend war, weil ich nicht für seine Freilassung gesorgt hatte, oder ob Casshorn ihm irgendetwas über mich erzählt hatte. Später habe ich vom Verschwinden der beiden erfahren. Du hast doch mit ihm geredet. Was hat er gesagt?«
    »Vor allem wollte er mich dazu bringen, mit ihm auszugehen. Bei unserer letzten Unterhaltung erklärte er mir, dass er mich wolle, weil die Jungen und ich zusammenleben. Er meinte, er hätte nie eine Familie gehabt, sich aber immer eine gewünscht, und wir würden da gut ins Bild passen.«
    »Tja, da wird er wohl ohne dich auskommen müssen«, bemerkte Declan mit der Herzenswärme eines Gletschers. »Du gehörst mir, er kann dich nicht haben.«
    Na toll. »Das klingt ziemlich endgültig. Habe ich dabei eigentlich auch noch ein Wörtchen mitzureden?«
    »Selbstverständlich«, antwortete er sachte. »Wenn du Nein sagst, finde ich mich damit ab.«
    Klar, jetzt sagte er das, aber er hatte einen eindeutigen Schwur geleistet. Wenn er seine Prüfungen bestand, hatte Declan ein Anrecht auf sie. Dann würde sie ihm gehören. Nicht als Ehefrau, nicht als Freundin, als Geliebte oder ihm Gleichberechtigte. Sondern als sein Eigentum.
    Declan durchdachte immer alles ganz genau. Als er seinen Eid schwor, kannte er sie noch gar nicht, ging aber vermutlich davon aus, dass sie irgendwie aus der Spur lief. Er hatte den Schwur so formuliert, dass er bei geringstem Einsatz so viel wie möglich gewinnen würde, wobei er ganz auf seine Präsenz und ihre Furcht setzte, um ans Ziel zu gelangen. Hätte sie es doch darauf ankommen lassen. Er hätte den Jungen niemals ein Haar gekrümmt, nicht in einer Million Jahren. Stattdessen wäre er einfach wieder abgezogen. Aber dann hätte sie ihn niemals richtig kennengelernt. Rose versuchte sich vorzustellen, was gewesen wäre, wenn er damals ohne ein weiteres Wort verschwunden wäre. Der Gedanke schnürte ihr die Kehle zu, und ihr Herz legte noch ein paar Schläge zu. Sie rückte ein bisschen näher an ihn heran, um sich davon zu überzeugen, dass er trotz allem noch bei ihr war, und wurde sich einer simplen Tatsache bewusst: Sie hatte sich in Declan Camarine verliebt.
    Aber ihn zu lieben und mit ihm zusammen zu sein bedeutete leider nicht dasselbe. Er war immer ein Blaublütiger, und sie … Sie besaß weder Mitgift noch Stammbaum. Sie passte ebenso wenig in seine Welt wie er in ihre. Er wollte sie. Sie war für ihn eine Provokation, der Declan, wie Großmama ganz richtig bemerkt hatte, unmöglich widerstehen konnte. Und was, wenn er sie doch noch rumkriegen würde? Dann würden sie eines Morgens nebeneinander aufwachen, und er wäre Earl Camarine, Lord von einem Dutzend verschiedener Orte, an deren Namen sie sich nicht mal erinnern konnte, und sie wäre immer noch Rose Drayton.
    Sie schluckte. Vor ihrem

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