Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten
Hexerei voraus, also gab ich ihnen aus euren Händen das Mittel, ihren Fluch zu wirken. Das Universum steht mir offen. Es hat sich wie eine Blüte vor dem Licht meines Seins entfaltet. Du hast wohl getan, Declan, aber du kannst keinen Gott töten.«
»Wir werden sehen«, entgegnete Declan.
Casshorn wandte sich William zu. »Mein Sohn. Hast du also endlich gewählt?«
»Es gab niemals eine Wahl.« William schüttelte sich knurrend. Schweiß trat ihm auf die Stirn. Seine Augen blickten verstört.
Casshorns Stimme klang nun freundlich. »Ich erteile dir diesen einen Segen, mein Sohn, denn du bist mein einziger Nachfolger. Töte Declan, und ich lasse dich laufen.«
William grinste. Sein Gesicht eine bleiche Maske, sein Grinsen ein hässliches Zähnefletschen. Er sah kaum mehr menschlich aus. »Ich habe sieben Jahre mit ihm in der Einheit gedient, in der du es gerade mal eine Viertelstunde ausgehalten hast. Wenn du geblieben wärst, anstatt dich selbst zu entwürdigen und wie ein Hund mit eingeklemmtem Schwanz davonzulaufen, würdest du mich verstehen. Wenn ich irgendwem auch nur die geringste Treue schulde, dann ihm, aber nicht dir. Es ist gut, dass du beschlossen hast, ein Gott zu sein, denn ich gehe an einen Ort, der keinen Gott leidet.«
»Dann ist es beschlossen.« Casshorn hob die Arme. »Hier ist kein Priester für die Sterbesakramente, aber fürchte dich nicht, Absolution und Kommunion bekommst du von mir. Und ich vergebe dir deine Sünden, habe Teil an deinem Fleisch und deiner Macht und heiße dich so willkommen in meinem Schoß.«
»Mach nur so weiter«, sagte Declan.
Casshorn riss sich den Mantel herunter. Sein Körper war nicht länger menschlich – die Glieder lang und muskelbepackt, die Finger grotesk gestreckt und mit Krallen bewehrt. Die Haut war purpurrotem und gelbem Fell gewichen. Stacheln ragten aus dem Rücken und bildeten einen Kamm über den gekrümmten Schultern. Casshorns Gesicht entbehrte jeder Menschlichkeit. Seine Augen glühten grau. Ein zweites Paar Schlitzaugen, schmal und schräg, glänzte auf seinen Backen. Als er den Mund öffnete, offenbarte er einen Wald blutroter Fänge.
Hinter Rose würgte jemand.
Dclan wirbelte sein Schwert herum.
Casshorn wich zurück und stieß ein scharfes, heiseres Kreischen aus.
In zwei Strömen drängten hinter ihm Bluthunde heran.
William stürzte sich mit einem wahnwitzigen Knurren zwischen sie. Sein Gesicht glich dem eines Dämons. Leiber segelten durch die Luft, Silber spritzte. Die Bestien waren über ihm, doch er erlegte sie schneller, als Rose sehen konnte. Ein schriller Laut unbändiger Freude erhob sich aus dem Gemetzel, und Rose begriff, das sie William lachen hörte.
Von Casshorn gingen Tentakel dunkler Magie aus, schwarz, durchzogen von giftigen purpurroten und gelben Schlieren. Die dunkle Magie näherte sich Declan, dessen Augen weiß wurden, ehe eine Welle von Blitzen aus ihm hervorbrach. Strahlendes Weiß prallte auf kränkliches Purpurglühen. Rose spürte einen gewaltigen Anprall, der sie beinah von den Beinen hob.
Die Kirche erbebte.
Hinter Casshorn splitterte ein Stützpfeiler.
Declan blutete aus Schnitten im Gesicht. Sie sah einen Streifen Rot, der sich auf seinem Rücken ausbreitete.
Casshorns Gesicht zitterte vor Anstrengung. Seine Magie gewann einen halben Meter. Einen ganzen Meter. Er war Declan ebenbürtig, und der schien erschöpft. Wenn sie ihn doch nur nicht auf den Anleger gelassen hätte …
Silberströme ergossen sich aus Casshorns Augen. Er knurrte. Seine Magie gewann weiter an Boden. Wenn Declans Blitz jetzt zusammenbrach, würden sie alle ausgelöscht.
Unbehelligt und unverletzt stand Rose mitten im Chaos, lauschte auf die Geräusche der rings um sie einstürzenden Kirche und der unter Williams Klinge verendenden Bluthunde. Plötzlich erkannte sie, dass sie Declan hier sterben sehen würde. Und sein Tod würde am Beginn einer Kettenreaktion stehen, die alle, die sie kannte, in den Tod reißen würde, bis schließlich das ganze Edge untergegangen war. Das konnte sie unmöglich zulassen.
Rose sammelte ihre Kräfte. Dazu musste sie tief in sich gehen, sehr tief, und alles ans Licht bringen, so als wolle sie sich das Herz aus der Brust reißen. Sie konzentrierte sich auf einen einzigen Punkt, bündelte ihre Zauberkräfte so dicht, dass die Anstrengung, sich noch zurückzuhalten, sie bis ins Mark erschütterte.
Die dunkle Magie kam näher. Blut tropfte von Declans Lederzeug.
Sie wünschte, sie hätte sich
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