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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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jenes Feld während der Abschlussfeier erhobenen Hauptes betrat, wusste sie, dass sie so weit war. Hinter ihr lag jahrelange Übung. Und nun würde sie es allen gründlich besorgen. Sie spreizte die Hände und schleuderte einen Lichtbogen aus reinstem Weiß, so stark gebündelt, wie es nur die besten Blaublütigen hinzubekommen hoffen konnten.
    Rose hatte sich in ihren kindischen siegestrunkenen Träumen immer begeistert jubelnde Zuschauer vorgestellt und sich schon in den Diensten einer Adelsfamilie gesehen, wo sie eine Ausbildung erhielt, um anschließend zu Abenteuern in den Tiefen des Weird aufzubrechen. Sie hatte etwas wahrhaft Bemerkenswertes geschafft: nicht bloß eine Energieeruption, sondern einen Lichtbogen, so makellos und scharf wie die Klinge eines Krummschwerts, das ihr in der Hand lag wie ein schnurrendes Kätzchen. Macht’s besser, ihr Arschlöcher !
    Doch nun schlug ihr tödliches Schweigen entgegen. Furcht fraß sich in ihre Brust, als ihr mit einem Mal aufging, dass sie womöglich einen Fehler gemacht hatte. Und dann war ihr Vater bei ihr, richtete seine Knarre auf das Publikum, und er und Großvater führten sie schneller vom Feld, als sie denken konnte, packten sie in Vaters Jeep und rasten heim, als sei ihnen ein Rudel Wölfe auf den Fersen. Großmama tat in der Nacht kein Auge zu – sondern lief auf dem Grundstück umher und stärkte die Wehrsteine mit ihrem Blut.
    Am nächsten Morgen warteten vier Boten hinter den Steinen. Drei kamen von den Edger-Familien, einer von einem Adelsgeschlecht. Aber nur der Blaublütige durfte eintreten. Dann saß er in ihrer Küche, ein älterer, grauhaariger Krieger mit einem Schwert am Gürtel, und holte zum Rundumschlag aus: Nur Blaublütige schleuderten weiße Blitze, es sei eine unumstößliche Tatsache, dass seit zweihundert Jahren kein Edger einen derart konzentrierten und hellen Blitz hinbekommen hätte, was in Anbetracht des Rufes ihrer Mutter nur eines bedeuten konnte, nämlich dass Rose nicht die Tochter ihres Vaters sei.
    Bei dieser Schlussfolgerung hatten sie Großvater aus der Küche schaffen müssen, damit er ihren »Gast« nicht mit seinem Rapier aufspießte.
    Rose wollte davon nichts wissen. Das konnte nicht wahr sein: Sie sah nicht nur wie eine Drayton aus, sondern war auch exakt neun Monate nach den Flitterwochen ihrer Eltern zur Welt gekommen. Und ihre Mutter hatte ihre Jungfräulichkeit in der Hochzeitsnacht verloren. Mit anderen Männern geschlafen hatte sie erst, als Rose schon zehn Jahre alt gewesen war – der Tod ihrer Eltern hatte den Anstoß dazu gegeben.
    Doch der Mann schüttelte nur den Kopf. Darauf käme es nicht an, erklärte er. Selbst wenn sie legitim wäre, würde ihr kein Mensch glauben. Die Blaublütigen hatten die Anlage zu großer Macht. Niemand, der einigermaßen bei Verstand sei, könne die Möglichkeit leugnen, dass Rose von einem Adelsgeschlecht abstamme und ihr kostbares Blut nun ihrerseits an ihre Kinder weitergeben müsse.
    Schließlich kapierte sie. Sie hatte gehofft, dass alle aus dem Häuschen sein würden, stattdessen hatte sie sich als Zuchtstute qualifiziert.
    Nun skizzierte der Blaublütige seine Bedingungen: ein erkleckliches Sümmchen für ihre Familie, für sie selbst ein komfortables Leben. Anders als bei den drei Boten aus dem Edge stand eine Heirat nicht auf der Agenda. Schließlich gehöre man der Aristokratie an, da wolle man sich den Stammbaum nicht von einem Mischling verderben lassen. Man erwartete von ihr, dass sie eine Horde Bastarde in die Welt setzte, die als Reserve ihres Geschlechts dienen konnten.
    Ihr Vater setzte den Mann vor die Tür.
    Es ist schon erstaunlich, wie dämlich man sein kann, wenn man jung ist, dachte Rose. Zwei Tage später hatte sie sich davongestohlen, um sich mit Brad Dillon zu treffen, der tönte: »Mach dir keine Sorgen, Kleines. Jetzt heißt es, wir gegen die. Und wir können es mit jedem aufnehmen.« Sie machten ein bisschen rum, dann wollte er in einen Club in der Stadt, um »denen zu zeigen«, dass sie keine Angst hatten. Er bat sie, schon mal vorzugehen und ihren Truck anzulassen. Er hatte seinen Lappen abgeben müssen, weil er in einer 45-Meilen-Zone neunzig gefahren war und einem Polizisten eine gescheuert hatte, also musste sie den Chauffeur für ihn spielen.
    Sie erreichte den Truck erst gar nicht. Er kam nach ihr aus dem Haus, schwang grinsend einen Knüppel und zog ihr damit eins über den Schädel.
    Sie erinnerte sich lebhaft an sein Lächeln. Ein

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