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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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an. »Nur mal angenommen, Sie packen das mit den Prüfungen – was hätten Sie dann eigentlich mit mir vor? Würde ich dann wie eine Preiskuh an den Meistbietenden versteigert, oder wollen Sie mich lieber für sich selbst behalten?«
    Seine Augen verdüsterten sich. »Hat Sie schon einmal jemand zu versteigern versucht, Rose?«
    »Das tut nichts zur Sache.«
    »Ganz im Gegenteil. Sklavenhandel ist in Adrianglia verboten. Wenn jemand mit Menschen handelt, will ich darüber Bescheid wissen.«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Und was würden Sie dagegen tun?«
    »Ich würde dafür sorgen, dass diejenigen ihr Tun zutiefst bereuen.«
    Sie zweifelte nicht daran, dass er dazu fähig war. »Was kümmert es Sie?«
    »Als Peer des Königreichs ist es meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Gesetze von Adrianglia geachtet und befolgt werden. Und diese Aufgabe nehme ich sehr ernst.«
    »Das ist ja alles gut und schön«, entgegnete Rose, »aber meine Frage haben Sie immer noch nicht beantwortet. Was wollen Sie von mir?«
    Er beugte sich vor, und die Härte in seinen Augen ließ nach. Sie blickten stattdessen tief und sehr grün. »Ich will Sie.«
    »Und in welcher Hinsicht genau?«
    Ein Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln. Er machte einen vollkommen konzentrierten Eindruck, wie ein Kater vor dem Sprung. »In jeder.«
    Rose verschluckte sich an ihrem Kaffee.
    Georgie stolperte in die Küche und rieb sich die Augen. Declan lehnte sich sofort zurück und setzte eine gleichgültige Miene auf.
    Einen Augenblick lang hatten seine Augen aufgeleuchtet, und sie hatte schon geglaubt, er würde sie auf den Arm nehmen. Als hätte er das bloß gesagt, um sie auf die Palme zu bringen. Konnte es sein, dass er nur einen Witz gemacht hatte? Sicher nicht. Sie traute ihm durchaus zu, dass er sich auf ihre Kosten amüsierte, andererseits schien er überhaupt keinen Humor zu haben.
    Rose stellte noch eine Schüssel auf den Tisch, goss Milch hinein und verteilte die Frühstücksflocken. Georgie bewegte sich im Schneckentempo zu dem Stuhl neben Declan und stocherte mit einem Löffel in seinen Mini-Wheats herum.
    »Danke für die Mahlzeit«, sagte Declan und griff nach seinem Löffel.
    »Danke für die Mahlzeit«, echote Georgie. Nun, ein Gutes hatte die Anwesenheit des Blaublütigen wenigstens: Georgie sagte Danke, ohne dass sie ihn daran erinnern musste.
    Georgie blickte Declan an, wahrscheinlich wartete er auf einen Hinweis, was er als Nächstes tun sollte. Sie kannte den Grund: Declan hatte etwas an sich, das laut und deutlich »Mann« sagte. Nicht sein Gesicht, auch wenn er wirklich blendend aussah, allerdings auch arg grimmig. Er war gut gebaut, achtete auf seine Haltung, aber das war es auch nicht. Auch nicht seine Schwerter oder sein Umhang oder sein Lederwams. Es war etwas Undefinierbares, etwas in seinen Augen oder in seiner Ausstrahlung, etwas, auf das sie unmöglich mit dem Finger hätte zeigen können.
    Es gab kein besseres Wort dafür als »Männlichkeit«. Declan strahlte Männlichkeit aus – und zwar jene Art, auf die man sich in finsteren Gassen gerne verließ, die Art Männlichkeit, die dem bösen Buben einen Stuhl über den Kopf zog, bevor der auf einen schießen konnte. Im Fall eines Angriffs würde er keine Sekunde zögern und sich zwischen sie und die Gefahr stellen, weil Männer das eben so machten. So etwas beeindruckte die Jungen.
    Unter anderen Umständen hätte sie womöglich auch nicht widerstehen können. Aber die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass man sich vor Blaublütigen fürchten und in Acht nehmen musste. Seine knallharte Männlichkeit konnte ebenso gut eine Vorspiegelung falscher Tatsachen sein. Sie durfte keinen unbedachten Schritt tun.
    Declan schob sich einen Löffel Frühstücksflocken in den Mund. Georgie zögerte. Ihn zum Essen zu bewegen glich in letzter Zeit einer Geduldsprobe. Er hatte dauernd Hunger, aß aber wie ein Vögelchen, hier ein Bissen, da ein Bissen, und wenn er nicht genug aß, wurde er kribbelig.
    Declan kaute, schaufelte mehr Frühstücksflocken auf seinen Löffel, schob sie in den Mund und warf Georgie einen Blick zu. Zuerst zappelte Georgie unter dem Blick der grünen Augen herum, dann griff er abermals nach seinem Löffel und begann zu essen.
    »Georgie, du bleibst heute bei Großmama«, sagte Rose.
    »Wieso?«
    »Weil es nicht sicher ist, allein zur Bushaltestelle und wieder zurück zu laufen«, erklärte sie.
    Declan hielt inne. »Sie wollen arbeiten gehen? Sollten Sie nicht vor allem

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