Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten
in dem Schaukelstuhl in ihrem Zimmer und hielt Mr Clooney. Hinter der Tür erkannte sie ihre Enkelin und deren beste Freundin Leanne, die sich mit gedämpften Stimmen unterhielten. Auf der Veranda versuchte Amys Tochter Mindy dasselbe mit Leannes Ältestem Kenny Jo, der jedoch nicht antwortete.
Im Türrahmen hockte die vieräugige Kreatur und versperrte Elsie die Sicht. Sie hatte die ganze Nacht damit zugebracht, mit einem Magic Marker Wehrglyphen auf den Boden zu zeichnen. Sie hätte gern mehr getan, aber der Marker hatte sie im Stich gelassen.
Die Kreatur beugte sich vor und stieß gegen die von den Glyphen ausgehende unsichtbare Wand aus Magie. Da schoss ein Funke aus den verschlungenen Schnörkeln und zwickte die Kreatur ins Kinn, die sich darauf wieder auf ihre Hinterläufe setzte und Elsie ihre blutroten, hundsgemeinen Zähne zeigte. Die Kreatur wollte sie fangen, aber sie schüttelte ihren Teddybär gegen sie. Dieses Biest hatte auch Mr Bana umgebracht, da war sie sich ganz sicher.
»Danke, dass du gekommen bist«, sagte Amy. »Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist. Sie sitzt jetzt schon seit gestern Nachmittag so da. Sie will nicht rauskommen, und alleine kriege ich sie nicht aus dem Zimmer.«
»Ältere Leute werden manchmal so.« Leanne nickte verständnisvoll.
Amy war groß und schwabbelig, rundes Gesicht, runder Bauch, runde Haare mit kleinen bräunlichen Löckchen. Leanne war etwa genauso groß, allerdings dünn und drahtig, mit einem spitz zulaufenden Gesicht. Wie ein blondes Frettchen mit Möpsen. Alle Meddler-Frauen schlugen in diese Richtung aus. Leanne schürzte die Lippen. Zusammen würden sie die Frau schon da rauskriegen. Sie hatte sich zwar mit ihren Schals an dem Schaukelstuhl festgebunden, wusste jedoch, dass dieses Hindernis den beiden nicht allzu lange standhalten würde.
Zwei weitere Kreaturen trotteten aus der Küche. Eine glitt an Amy vorbei, wobei sie fast deren fetten Hintern streifte. Amy erschauerte und warf einen Blick über ihre Schulter. Die Kreatur sah sie direkt an, aber sie zuckte nur die Achseln und wandte sich wieder Leanne zu. Elsie grinste spöttisch. Dumme Gans.
Die Kreatur an der Tür lächelte zu ihr herüber. Bald, versprachen ihre grauen Augen. Bald.
»Es ist ja nicht so, dass ich grob werden will, aber …« Amy beugte sich vor und sagte verschwörerisch: »Sie hat sich nass gemacht. Und ich will nicht, dass es überall heißt, ich misshandle meine Großmutter und so. Du weißt doch, wie die Leute sind.«
»Was mich angeht, brauchst du dir da keine Sorgen zu machen«, versicherte Leanne.
Die beiden Kreaturen schlugen ihre Krallen in die Wand und begannen, wie zwei riesenhafte Eidechsen daran hochzuklettern. In winzigen Batzen bröckelte der Verputz aus der Wand und fiel auf den Boden.
»Nein. Ich weiß. Du bist keine, die sich das Maul zerreißt. Es ist bloß … ich bin echt froh. Wo Bob doch auf der Jagd ist und ich ganz alleine bin. Ich würde das gerne hinter mich bringen, bevor die Kleinen wach sind. Die müssen es ja nicht unbedingt mitkriegen.«
Leanne nickte. »Also, packen wir’s.«
Sie kamen zur Tür. Das Biest machte ihnen Platz und trollte sich hinters Sofa. Leanne blieb unter dem Türsturz stehen und starrte den mit schwarzen Linien übersäten Fußboden an. »Du meine Güte.«
»Das hat sie über Nacht gemacht. Ich habe keine Ahnung, was das soll.« Amy schüttelte den Kopf. »Das Letzte, was ich jetzt brauche, ist, dass diesen Glyphen irgendetwas Verdorbenes entspringt. Ich habe schließlich Kinder im Haus, weißt du?«
Jetzt schüttelte Leanne den Kopf. »Manchmal lässt halt einfach der Verstand nach.«
Amy durchquerte das Zimmer und blieb vor Elsie stehen. »Großmutter. Du musst jetzt hier raus.«
Elsie ließ Mr Clooney los und klammerte sich stattdessen an den Armlehnen des Schaukelstuhls fest. Die würden sie hier nicht rauskriegen, dahin, wo die Bestien sie erwischen konnten.
»Und wenn du nicht vernünftig bist, müssen Leanne und ich dich mit Gewalt hier rausschaffen.«
Elsie grub ihre Fingernägel ins Holz der Armlehnen.
»Wie du willst.« Amy seufzte, beugte sich vor und versuchte sie loszureißen. »Oh, Herr im Himmel, sie hat sich selbst an den Stuhl gefesselt. Und auch noch mit ihren guten Schals.«
Sie ging in die Hocke, um die Knoten an den Stuhlbeinen zu lösen, und Elsies Hand fuhr ihr wie ein Rechen durchs Gesicht. Blut trat aus. Amy gaffte fassungslos, Tränen traten ihr in die Augen. »Großmutter!«
Elsie
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