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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Dank seiner langen Beine fiel es ihm nicht schwer, mit den Frauen Schritt zu halten.
    »Das ist eine Sehlaterne«, antwortete sie.
    »Das weiß ich auch, dass das eine Seelaterne ist.«
    »S-e-h, nicht S-e-e. Sie zeigt Menschen magische Dinge, deren Zauberkraft nicht ausreicht, dass man sie von alleine sehen kann.« Weder sie noch die Jungen hatten die Laterne jemals benutzen müssen, doch ihr Vater hatte sie ein- oder zweimal gebraucht und geschworen, dass sie etwas taugte. Falls es eine Gefahr gab, würde Leanne sie mit ihrer Hilfe erkennen können.
    Declan zog die Stirn kraus. »Jeder kann Magie erkennen.«
    »Nicht im Edge. Manche Leute hier haben mehr vom Broken an sich als vom Weird.«
    Sie eilten die Stufen hoch. Leanne stieß die Haustür auf. Rose blieb stehen und blies behutsam in die dreieckigen Schlitze im Deckel der Laterne. Der blassgrüne Funke wurde größer, breitete sich aus und tauchte das Laternenglas in ein fahles Smaragdgrün.
    Declan schnippte mit dem Finger. »Ich verstehe. Die Laterne funktioniert mit einer Augustusspirale. Natürliche, mit Rückständen von Individualmagie angereicherte Absonderungen werden von der Spule im Innern durch die Spiralwindungen geleitet, absorbiert und verstärkt, um schließlich als grünes Leuchten die resultierende Augustuswelle abzugeben.«
    Rose zwickte Neid. Sie hatte kaum zwei Worte von dem, was er gerade gesagt hatte, verstanden, hätte jedoch gerne noch mehr gehört. Sie hob die Laterne und spähte ins Hausinnere.
    Das Wohnzimmer war verlassen. Genau gegenüber, auf der anderen Seite des Wohnbereichs, befand sich ein Schlafzimmer. Die Tür stand weit offen, und dahinter sah Rose Kenny Jo mutterseelenallein in seinem zerfetzten T-Shirt stehen. Die Kratzspuren an seiner Brust schienen nicht sehr tief zu sein. Rechts von Kenny saß Elsie Moore, immer noch an den Schaukelstuhl gefesselt, genau wie Leanne es geschildert hatte. Zwischen den beiden hockte Amy auf dem Schlafzimmerboden und umschlang ihre Knie. Ihre drei Kinder drängten sich schweigend um sie. Die Dielen, auf denen sie saßen, waren von geheimnisvollen, mit einem schwarzen Permanent Marker geschriebenen Glyphen übersät.
    Eine Kreatur lugte hinter dem Sofa hervor und starrte Rose aus vier mit glühendem grauem Rauch erfüllten Schlitzaugen an. Nach dem von Declan heraufbeschworenen geisterhaften Abbild wusste sie, was sie erwartete, dennoch drehte sich ihr beim Anblick der leibhaftigen Kreatur beinahe der Magen um.
    »Großer Gott!«, ächzte Leanne.
    Amy schrie auf, presste aber sofort die Lippen aufeinander und zog ihre Kinderschar an sich.
    Die Bestie war mindestens einen Meter zwanzig hoch, mit tief purpurroter Haut, gesprenkelt mit ungesund gelben und blassgrünen Flecken von der Farbe alter Blutergüsse. Das Maul der Kreatur offenbarte klaffend einen Wald schmaler, scharlachroter Tiefseezähne. Declan hatte sie als Bluthund bezeichnet. Der Name passte.
    Eine Bewegung links ließ Rose herumfahren. Hinter dem Sofa saß eine zweite Kreatur und stierte sie an. Eine dritte verschwand gerade pfeilschnell in der Küche. Rose sah nach oben und hob die Laterne ein Stück höher.
    An der Decke wimmelte es von Bluthunden. Sie glitten über die Deckenbalken wie Albtraumköter mit Pferdegesichtern und Mäulern voller Drachenzähne.
    Du lieber Himmel, das mussten mindestens dreißig von denen sein. Damit ihre Hand nicht so zitterte, packte Rose ihre Laterne fester.
    Die meisten Kreaturen klammerten sich an die Wand über der Schlafzimmertür, hinter der die Kinder, Amy und Elsie Schutz gesucht hatten. Die Magie ging in einer massiven, widerwärtigen Welle von ihnen aus, überschwemmte die Wand, die Tür und den Fußboden unter ihnen. Rose konnte sie nicht sehen, spürte jedoch, dass sie sich hungrig anfühlte.
    Erst jetzt fiel ihr auf, dass die äußerste Reihe Glyphen etwa fünfzehn Zentimeter hinter der Tür so abrupt aufhörte, als hätte sie jemand ausradiert. Sofort überzog Gänsehaut ihre Arme.
    »Die Magie der Bluthunde frisst die Glyphen. Wir müssen die Leute da rausholen.«
    Im Schlafzimmer presste Amy schluchzend eine Hand auf ihren Mund. Die Kinder klammerten sich an sie, außer Kenny Jo, der allein stand und die Augen auf den Boden gerichtet hielt. »Ich hab’s euch gesagt«, sagte er in stillem Triumph. »Ich hab’s euch doch gesagt.«
    »Okay«, flüsterte Rose und überlegte fieberhaft. »Okay. Wir gehen hinten rum und versuchen es mit einem Fenster.« Sie erkannte ihren Fehler in

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